
Ray Hayes (Kevin James) ist Polizist und für seine Familie würde er alles tun. Um sich und seiner Frau Alice (Christina Ricci) den Traum von einem gemeinsam geführten Diner zu ermöglichen, hängt er seinen Job als Gesetzeshüter an den Nagel und wird Handlanger für ein Verbrechersyndikat. Über die Jahre erarbeitet er sich einen Ruf als sehr zuverlässig, wenn es darum geht, Schulden einzutreiben oder jemandem aus der Klemme zu helfen. Eines Tages jedoch ist es soweit, denn Alice verkündet ihm, sie haben endlich genug Geld angespart, um sich ihren Traum erfüllen zu können. Ausgerechnet jetzt kommt es in der Unterwelt zu einem Machtkampf, den der gefürchtete Gangsterboss Lonny Costigan (Timothy V. Murphy) für sich entscheiden kann. Als Ray diesen bittet, ihn gehen zu lassen, ist Costigan alles andere als erfreut und erpresst Hayes, damit dieser weiterhin Aufträge für ihn erledigt. Bei einer dieser Missionen geht aber etwas schief und Ray gerät auf die Abschussliste der Verbrecher.
Familie und Action
Schauspieler Kevin James ist den meisten Kino- und Serienzuschauern wegen seiner Rolle in King of Queens ein Begriff sowie diverser klamaukiger Komödie wie Kindsköpfe. Seit seiner Rolle als Killer in Becky hat James jedoch gezeigt, dass er durchaus auch andere Rollen spielen kann, was er in seinem neuen Projekt Guns Up abermals unter Beweis stellen will. Unter der Regie von Edward Drake, bekannt durch die Detective Knight-Filme, spielt er eine Figur, die von ihrem Familienbewusstsein her gar nicht so weit entfernt ist von Doug Hefferman, aber wesentlich brutaler vorgeht, wenn es um deren Schutz geht. In Interviews beschreibt James, dass ihm diese beiden Extreme besonders wichtig seien und er immer wieder bei seiner Rollenauswahl zwischen Ernst und Komik hin und her pendeln würde. Guns Up folgt daher einem bekannten Schema, dass man schon durch Filme wie zuletzt Nobody kennt, dessen zentraler „Gag“ darin besteht, einen Schauspieler in der Hauptrolle zu besetzen, den man eigentlich in einem anderen Genre verorten würde.
Wie Nobody ist nämlich auch Guns Up im Kern ein Film über Familien. Wenn es der Familie dient, ist alles erlaubt, sagt Ray seiner Teenagertochter in einer Szene, als diese sich ihm gegenüber wegen einer Schlägerei an ihrer Schule verteidigen will. Doch es ist nicht nur die Blutsverwandtschaft, die in Drakes Film eine Rolle spielt, auch die Verbindung zu einer Verbrecherorganisation, die für Ray sorgt und ihm den Traum von einem gemeinsamen Diner ermöglicht, wird als eine Art Ersatzfamilie gesehen. Jeder, der sich gegen diese Familie(n) stellt, ist ein Gegner und wird platt gemacht, was allgemein gesprochen die Quintessenz eines Filmes wie Guns Up ist. Im Grunde hat wahrscheinlich jeder, der diese Zeilen hier liest, einen Film wie Guns Up schon gesehen und kann sich mehr oder weniger denken wie die Geschichte wohl verlaufen wird. Die Mischung aus Familienkömödie und Action ist nicht neu, kann aber durchaus ansprechend und unterhaltsam inszeniert sein, wie schon beim erwähnten Nobody. Bei Guns Up hingegen gehen die Macher eine Art Abhakliste durch, bei der die Action altbacken, die Witze dürftig und die Figuren (mit einer Ausnahme vielleicht) ziemlich einfallslos sind.
„Ist Papa John Wick?“
Welcher Film bei Guns Up Pate stand, ist mehr als offensichtlich und wird an einer Stelle sogar direkt genannt. „Ist Papa John Wick“, fragt Rays Sohn an einer Stelle, während er staunend auf das Ausmaß der Zerstörung und Gewalt blickt, die Papa hinterlassen hat. Natürlich ist Kevin James’ Figur kein neuer Keanu Reeves, doch das muss er auch nicht, wenn die Action auf den Darsteller entsprechend abgestimmt ist. In diesem Sinne hätte es vielleicht durchaus noch eine Schippe rauer sein können, um Ray als Figur noch etwas mehr Format zu geben, doch leider reicht es da beim Drehbuch wohl einfach nicht. Stattdessen spielt James Ray als einen ewig müde wirkenden Familienmenschen, der seine Arbeit nur ableistet, um dann abends erschöpft ins Bett zu fallen. Für eine Überraschung sorgt dann ausgerechnet Schauspielerin Christina Ricci, deren Figur eine interessante Entwicklung durchmacht, von der man gerne mehr sehen würde und die vielleicht sogar die bessere Wahl für die Hauptfigur gewesen wäre.
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