Billy (Justin Daniels Anene) und Con (Cal O’Driscoll) lieben Horrorfilme! Sie lieben vor allem solche, die verboten sind. So haben sie sich eine beachtliche Sammlung sogenannter Video Nasties erstellt, verbotene Aufnahmen jugendgefährdender Streifen, die aus dem Verkehr gezogen werden sollten. Nur ein Video fehlt ihnen noch zum Glück, um die Sammlung komplettieren zu können. Als sie sich mit Cons Schwester Zoe (Leia Murphy) auf die Suche machen nach dem begehrten Stück, landen sie mitten in einer finsteren Mordgeschichte. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, bekommen sie es mit einigen besonders gläubigen Menschen zu tun, für die diese Videos nur Schmutz und eine Gefahr fürs Seelenheil sind …
Die Geschichte des Horrorfilms
Ältere werden sich daran erinnern: Es gab eine Zeit, als Horrorfilme noch dazu geeignet waren, für richtig viel Kontroversen und erzürnte Proteste zu sorgen. Inzwischen hat man sich davon befreit, in den Kinos darf geschlachtet werden, wie man will. Selbst ultrabrutale Geschichten wie Terrifier 3 können ohne Probleme gezeigt werden. Das war früher einmal anders, gerade hierzulande standen viele Genreklassiker auf dem Index. Aber auch im Vereinigten Königreich reagierte man früher deutlich empfindlicher auf die Darstellung von Gewalt, zensierte und verbot, was niemand sehen wollte. Es gab allerdings ein Schlupfloch: Direct-to-Video-Produktionen mussten nicht freigegeben werden, weshalb es da zu reichlich geschmäcklerischem Wildwuchs kam. Die Serie Video Nasty – Horror ist Kult nimmt uns mit in diese Zeit und ist, wie der Titel schon sagt, an die sogenannten „Video Nasties“ angelehnt.
Das Thema ist ein sehr dankbares, bietet sich für die unterschiedlichsten Genres an. Vor einigen Jahren war da beispielsweise der sehenswerte Horrorfilm Censor, bei dem eine Frau, die besonders brutale Genrebeiträge beurteilen muss, zunehmend den Bezug zur Realität verliert. Bei Video Nasty – Horror ist Kult ist die Zuordnung ein bisschen schwieriger. Verkauft wird die irisch-britisch-deutsche Serie als Horrorkomödie. Das ist zwar nicht völlig falsch, aber eben auch nicht ganz richtig. So ist das Thema zwar Horror, es wird auch viel darüber gesprochen – inklusive eines eifrigen Namedroppings. Es gibt aber keine Horrorszenen in dem Sinn. Und auch der Humor ist eher zurückhaltend. Zu Beginn ist da einiges, worüber man schmunzeln darf. Das wird mit der Zeit aber weniger, lebt dann nur überwiegend in den überzeichneten, schrillen Kritikern weiter.
Spaßig und charmant
Diese Punkte werden verbunden mit einem Kriminalfall, in den diese drei jungen Menschen hineinrutschen. Video Nasty – Horror ist Kult ist aber auch eine Art Coming-of-Age-Drama, bei dem es viel um die drei Hauptfiguren geht, ihre Beziehungen untereinander und die Suche nach einem eigenen Platz in dem Leben. In der Hinsicht erinnert die Serie an diverse andere Jugendgeschichten, die in einem Horrorumfeld spielen, etwa Es. Dass so etwas funktionieren kann, ist also unbestritten, Beispiele dafür gibt es einige. Die Szenen funktionieren prinzipiell auch hier: Die Jugendlichen sind auf ihre Weise sympathisch und man verbringt schon ganz gern Zeit mit ihnen.
Man muss sich nur darauf einstellen, dass das hier alles ein bisschen unbestimmt ist, man nie genau weiß, was das eigentlich sein soll. Hinzu kommt, dass die Serie recht kurz sind, die sechs Folgen sind jeweils nur eine halbe Stunde lang. Das führt dazu, dass einiges nicht wirklich ausgearbeitet wird und es bei bloßen Ansätzen bleibt. Aber auch in dieser leicht fragmentarischen Form macht Video Nasty – Horror ist Kult Spaß. Die Serie hat ihren Charme und schafft einen guten Spagat zwischen einer jüngeren und einer älteren Zielgruppe. Während die Jüngeren sich in den Figuren wiederfinden können, können sich die Älteren wieder der Nostalgie hingeben und sich an eine Zeit zurückerinnern, als der Konsum von Horrorfilmen noch etwas Verbotenes an sich hatte.
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