Als Marie Tessier (Léa Drucker), Managerin bei der Organisation Ärzte ohne Grenzen, das Angebot erhält, Außenministerin Frankreichs zu werden, meint sie, das große Los gezogen zu haben. Dabei ahnt sie nicht, dass sie gleich in eine knifflige Krisensituation gerät: In Westafrika wurden fünf Europäer entführt, darunter zwei Franzosen. Die Geiselnehmer verlangen mehrere Millionen Euro, wenn sie Leute wieder freilassen sollen. Offiziell keine Chance, Frankreich zahlt grundsätzlich nicht bei Entführungen, um Nachahmer zu verhindern. Inoffiziell wird aber natürlich schon nach einer Lösung gesucht. Dabei gestaltet sich die Verhandlung aber recht schwierig, nicht zuletzt, weil da ja noch diverse andere Länder sind, die auch alle mitreden und zum Teil andere Ansichten haben …
Groteske Politik
Donnerstagabend, da ist auf arte wieder Zeit für Serien. Zuletzt liefen auf dem Programmplatz Frieden über die schwierige Nachkriegszeit in der Schweiz. Davor tauchten wir in I Know Your Soul in den Alltag einer Staatsanwältin ein, die mit diversen schwierigen Fällen, aber auch privaten Problemen zu kämpfen hat. Wem das alles ein bisschen zu düster war, kann es jetzt mit Unter Kontrolle versuchen, eine der seltenen humorvollen Serien, die der Sender in sein Programm aufnimmt. Wobei man deswegen nicht davon ausgehen sollte, dass es sich um einen leichten Stoff handelt. Denn eigentlich werden hier schon diverse ernste Themen angesprochen, um reine Unterhaltung zum Abschalten geht es nicht.
Tatsächlich könnten einige vor den Fernsehern etwas irritiert sein, wenn hier mit einer Geiselnahme Witze gemacht wird – gerade zu einer Zeit, in der noch immer israelische Geiseln in Gaza umkämpft sind. Die Serie wurde aber schon vorher produziert und hält sich prinzipiell auch fern von realem Leid. Zwischendurch treffen wir zwar Angehörige der Entführten und dürfen mit ihnen um das Leben der anderen bangen. Unter Kontrolle interessiert sich aber mehr für die Politiker und Politikerinnen, für ihre Auseinandersetzungen und Querelen. Das ist dann ein bisschen wie in Tanz der Titanen, wo ein Gipfeltreffen der Politelite zu komischen Ergebnissen führt. Während es dort aber in eine surreale Richtung ging, ist das hier eine deutlich näher an der Realität ausgerichtete Serie.
Spaßig mit Luft nach oben
Ein anderer Unterschied: Während bei dem obigen Film die Figuren alle versierte Vollprofis sind, die wissen, wie sie mit dem Wahnsinn umzugehen haben, da ist Tessier eigentlich Medizinerin. Ihr geht es nicht um Macht und Einfluss, ihr Hintergrund ist ein humanistischer, weshalb sie immer wieder fehl am Platz ist. Da geht es um Image und Außenwirkung, wird manipuliert ohne Ende. Und natürlich muss das eine oder andere Ego befriedigt werden, etwa wenn eines der Länder ausschert und einen Alleingang wagt. Der Titel Unter Kontrolle ist daher auch ironisch zu verstehen, da ist ganzes vieles eben nicht unter Kontrolle. In den sechs Folgen stolpern die Leute umher, schaffen es, die Situation noch schwieriger zu machen, als sie es schon unter normalen Umständen wäre.
Das macht alles Spaß, zumal man mit Léa Drucker (Unglaublich, aber wahr, Monsieur Foucault und seine Schüler) eine Schauspielerin engagiert hat, die unbestreitbar über komödiantisches Talent verfügt, ohne aber zu klamaukig aufzutreten. Ein bisschen böser hätte das Ergebnis zwar schon sein dürfen, an manchen Stellen wird es eher albern. Da hätte es noch einiges an Potenzial gegeben. Außerdem merkt man schon, dass die Serie eher ein französisches Publikum im Visier hat und da mit Anspielungen arbeitet, die vielleicht nicht bei allen ankommen werden. Insgesamt ist Unter Kontrolle aber auf jeden Fall einen Blick wert und ein weiterer guter Fang für den Sender. Gerade Zuschauer und Zuschauerinnen, die etwas mit dem Themengebiet der Politik anfangen können, sollten sich das nicht entgehen lassen.
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