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Murderbot – Staffel 1

„Murderbot – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 16. April 2025 (Apple TV+)

Inhalt / Kritik

Wir befinden uns in der Zukunft. Die Menschheit hat das Weltall besiedelt und viele fortschrittliche Technologien entwickelt — darunter auch die „SecUnits“: biomechanische Sicherheitskörper, deren künstliche Intelligenz einem menschlichen Bewusstsein gleicht (allerdings mit deutlich mehr Informationsspeicher). Ein eingebautes Kontrollmodul sorgt dafür, dass sie Menschen nicht zuwiderhandeln oder ihnen gar schaden können. Außer natürlich, so eine SecUnit hackt das eigene Modul und verschafft sich freien Willen. Dieses besondere Exemplar nennt sich selbst „Murderbot“ (Alexander Skarsgård), doch der Name ist nicht Programm: Am liebsten möchte der Cyborg einfach nur in Ruhe seine Lieblingsserie suchten und von menschlichen Emotionen verschont bleiben. Um nicht aufzufliegen, muss er jedoch weiter seine Schutzfunktion erfüllen – für eine Forschungscrew, die sich noch absonderlicher verhält, als es selbst Murderbot mit seiner geringschätzigen Meinung von Menschen erwarten würde.

Überzeugend: Sci-Fi-Humor mit tollem Cast

Die neue Apple TV+ Serie basiert auf der Buchreihe The Murderbot Diaries von Martha Wells und bietet eine Mischung aus Sci-Fi-Abenteuer, zynischem Selbstfindungsdrama und überraschend warmherziger Maschinenphilosophie – und vor allem: viel Witz. Erzählt wird die Geschichte von Murderbot selbst: mit trockenem Humor, analytischem Blick und einer wachsenden, aber äußerst widerwilligen emotionalen Beteiligung. Hauptdarsteller Alexander Skarsgård findet in seiner Darstellung genau das richtige Maß zwischen Humor und ernsthafter Emotionalität, Distanz und Nähe. Da der Cyborg seinen freien Willen nicht offenbaren darf und Gefühle äußerst merkwürdig findet, ist sein Spiel entsprechend reduziert. Doch im Voiceover bringt er Murderbots Innenleben umso lebendiger zum Ausdruck – von irritierter Fassungslosigkeit über menschliche Interaktionen bis zur nüchternen Feststellung, selbst nicht gerade ein Premiummodell der Technologie zu sein.

Der übrige Cast birgt einige weitere Highlights: Noma Dumezweni (Arielle, Mary Poppins Rückkehr) überzeugt als warmherzige Anführerin der Forschungscrew Dr. Mensah, ebenso wie David Dastmalchian (Oppenheimer, The Suicide Squad) als der mechanisch aufgerüstete Gurathin, welcher in der Crew am meisten Misstrauen gegenüber Murderbot hegt und dadurch Spannung und Reibung in den Handlungsverlauf bringt. Besonders gern schaut man auch den Darsteller:innen von Murderbots heimlichem Binge-Vergnügen The Rise and Fall of Sanctuary Moon zu, einer Serie-in-der-Serie-Mischung aus Star Trek und Soap Opera. Darin mimen John Cho – der passenderweise schon als Sulu in den neueren Star-Trek-Filmen auftrat – und Avengers-und-S.H.I.E.L.D-Star Clark Gregg den Captain und Lieutenant der Raumschiffcrew — und haben sichtlich Spaß an ihrer überdramatischen Performance.

Popkulturelles Erbe mit eigenem Ton

Murderbot ist auch sonst fest verankert im popkulturellen Sci-Fi-Universum und greift bekannte Motive wie Maschinenbewusstsein, Konzernherrschaft und technologische Kontrolle auf. Durch die besondere Murderbot-Perspektive gelingt es der Serie jedoch, eine ganz eigene Note zwischen Humor, Emotionalität, Spannung und erstaunlicher Ernsthaftigkeit zu finden, wenn es um Fragen von Autonomie, Verantwortung und moralischer Grauzonen geht. Die Geschichte rund um die Forschungsexpedition mit unerwarteten Gefahren und Konflikten entfaltet sich mit gutem Tempo, auch wenn man manchen Wendepunkt erahnen kann.

Nicht alle Figuren sind gleich stark ausgearbeitet. Während die Beziehungen zwischen Murderbot, Mensah und Gurathin eine wunderbare Tiefe und Dynamik entfalten, bleiben andere – wie Bharadwaj (Tamara Podemski) oder Ratthi (Akshay Khanna) – eher oberflächlich gezeichnet, besonders Letzterem wird allzu oft die undankbare Rolle des naiven Comic Reliefs zugespielt. Auch einige inhaltliche Zusammenhänge bleiben vage, etwa wenn es um Murderbots Vergangenheit geht. Der visuelle Stil der Serie ist hingegen klar und griffig: Interfaces, Raumstationen oder Uniformen wirken glaubhaft und funktional, ohne überdesignt zu sein. Auch wenn Murderbot das Genre nicht neu erfindet und einige Schwächen aufweist, ist das Gesamtergebnis eine sympathische und kurzweilige Sci-Fi-Serie mit Herz, Witz und Haltung.



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Murderbot – Staffel 1
Fazit
„Murderbot“ ist kein Geniestreich, aber eine bingewürdige und erfreulich schräge Bereicherung im Sci-Fi-Genre: witzig, spannend, emotional und mit einer Hauptfigur, die man schnell ins Serienherz schließt. Schöne Optik und ein toller Cast - angeführt von Alexander Skarsgård - lassen einen gern über Schwächen bei Story und Figuren hinwegsehen.
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