
Eigentlich hätte es ein reiner Routinejob für Toni (Malaya Stern Takeda) sein sollen, als Change Managerin hat sie schließlich genügend Erfahrung gesammelt. Nur ist sie irgendwie nicht ganz bei der Sache und hält versehentlich eine falsche Präsentation, was sie aber erst merkt, als es bereits zu spät ist. Dabei ahnt sie nicht, dass es noch viel schlimmer kommen wird. Nicht nur, dass sie später ihren Job verliert. Auch mit ihrer Familie und ihrer besten Freundin Bea (Larissa Sirah Herden) gibt es Stress, sie alle ziehen sie von ihr zurück. Als sie auch noch ihrem Ex-Freund Jonas (David Kross) über den Weg läuft, ist es völlig aus. Doch gerade, als sie an ihrem Tiefpunkt angekommen ist, begegnet sie der „Viertelgöttin“ Ariadne (Maria Schrader), die ihr einen besonderen Schal überreicht. Jedes Mal, wenn sie an einem der Fäden zieht, landet sie in einer alternativen Version ihres Lebens, wo sie eine andere Entscheidung getroffen hat …
Was, wenn es anders wäre?
Ein bisschen überrascht durfte man ja schon sein, als bekannt wurde, dass mit Parallel Me eine neue deutsche Serie bei Paramount+ herauskommen würde. Nicht nur, dass der Streamingdienst wie viele andere auch die Zahl der Eigenproduktionen zurückgeschraubt hat, weil das alles doch nicht so lukrativ ist wie gedacht. Man hatte zudem angefangen, eigene Titel wieder aus dem Sortiment zu nehmen – siehe etwa die deutsche Paramount+ Serie Kohlrabenschwarz, die trotz hohen Unterhaltungswerts kein gutes Ende nahm. Da war man schon neugierig, was denn an der neuen Serie so besonders sein würde, dass dies einen Strategiewechsel rechtfertigen würde. Die Antwort lautet leider: nichts. Zumindest ist das in der Form nicht gut genug.
Dabei ist die Grundidee gar nicht so schlecht. So greift Parallel Me einen Gedanken auf, den die meisten von uns irgendwann einmal haben: Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich mich an einer Stelle anders entschieden hätte? Anstatt sich mit bloßen Spekulationen zu begnügen, werden die Alternativversionen zur Realität. Bei den verschiedenen Varianten bewies Serienschöpferin Jana Burbach auch durchaus Willen zur Abwechslung. Zu viel sollte man im Vorfeld nicht erwarten, aber es ist doch beeindruckend, wie kleine Entscheidungen zu großen Veränderungen führen können. Mal verfolgt die Protagonistin eine andere berufliche Laufbahn, mal ist sie doch mit Jonas zusammengeblieben. Daraus ergeben sich ganz andere Möglichkeiten, die aber nicht zwangsläufig zum Glück führen.
Verpasste Chance
Das größte Problem der Serie ist, dass sie Vergleiche mit dem thematisch sehr ähnlichen Überraschungshit Everything Everywhere All At Once provoziert, der vor drei Jahren zur Sensation wurde. Und es sind Vergleiche, welche die deutsche Serie in jeder einzelnen Kategorie verliert, und das deutlich. Das fängt schon damit an, dass die Protagonistin so nervtötend und weinerlich ist, dass man schnell das Interesse an ihr verliert. Die anderen Figuren sind überwiegend nichtssagend. Während bei dem obigen Film die Geschichte der Familie das Fundament bildet, schafft es die Serie in den acht Folgen nicht, etwas Vergleichbares aufzubauen. Und dann macht Parallel Me nicht einmal wirklich Spaß, als Komödie taugt das hier nicht viel, weil das trotz großer Anstrengung einfach nie lustig wird.
Das heißt dann nicht, dass alles schlecht ist. Der eine oder andere effektive Moment ist schon dabei. Natürlich ist der Stoff auch dazu geeignet, selbst über manches im eigenen Leben nachzudenken. Zumal es in der Serie nicht allein um verpasste Chancen geht, sondern auch die Frage: Was bedeutet Glück eigentlich? Nur findet Parallel Me auf all diese Fragen keine interessanten Antworten. Man wartet hier Folge für Folge darauf, dass das auch mal in die Tiefe geht, anstatt nur willkürlich die Geschichte zu wechseln. Was sich im Vorfeld so spannend angehört hat, wird so zu einer nur durchschnittlichen Serie, die kaum als Comeback-Versuch durchgeht. Schade, aber die Serie spricht nicht nur von vergeudeten Chancen, sie ist auch selbst eine.
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