Hochstapler und Ponys
© Jacobs Production

Hochstapler und Ponys

„Hochstapler und Ponys“ // Deutschland-Start: 9. Oktober 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Casper (Timo Jacobs) ist schon ziemlich irritiert, als er davon erfährt, dass Justine Laser (Kathrin Laser) für den Europäischen Filmpreis nominiert ist. Nicht nur, dass er sie eigentlich als Bambi kennt, sie auch seine Freundin war, bevor sie die Heimat verließ, um in den USA Karriere zu machen. Sie hat in ihrem gefeierten Film auch sein Drehbuch verwendet, ohne ihn zu fragen und ohne ihn in den Credits zu nennen. Das kann er nicht auf sich sitzen lassen und macht sich daher gemeinsam mit seinem besten Freund Max (Max Bertani) auf den Weg, um Antworten und Anerkennung zu bekommen. Das ist aber alles nicht so einfach wie gedacht. Die Reise wird länger, führt ihn an unerwartete Orte und verläuft auch sonst alles andere als nach Plan …

Odyssee durchs deutsche Indie-Kino

Man kann Timo Jacobs sicher nicht vorwerfen, bei seiner Filmkarriere untätig gewesen zu sein. So ist er als Schauspieler sehr umtriebig, rund 100 Einträge enthält seine Filmografie bereits. Zuletzt war er etwa in Morden auf Öd – Ein Insel-Krimi: Die Heimsuchung und Marie Brand und das tote Au-pair sehen. Bewährte deutsche Krimikost, die man eben so dreht, wenn man hierzulande mit der Schauspielerei sein Geld verdienen muss. Während seine künstlerische Laufbahn in der Hinsicht eher weniger hervorsticht, sind seine Regiearbeiten ein ganz anderes Kaliber. Mit gefälliger Massenunterhaltung hat er es da nicht so, Filme wie Mann im Spagat: Pace, Cowboy, Pace (2016) und Stand Up! Was bleibt, wenn alles weg ist (2021) sind eigenwillige Indieproduktionen, die sich wenig um Erwartungen und kommerzielle Nöte scheren. Und das gilt dann auch für Hochstapler und Ponys, das neueste Werk des Filmemachers.

Dabei sieht es da kurz sogar danach aus, als könnte er seine TV-Krimi-Erfahrung in seine Arbeit als Regisseur und Co-Autor einfließen lassen. So wird im weiteren Verlauf tatsächlich eine Leiche gefunden und nach dem Mörder bzw. der Mörderin gesucht. Und ausgerechnet Casper wird verdächtigt, die Tat begangen zu haben. Ein Protagonist, der eines Verbrechens beschuldigt wird und der nun seine Unschuld beweisen muss? Das ist ein Genreklassiker! Aber auch wenn Hochstapler und Ponys immer mal wieder solche bewährten Elemente und filmische Verweise einbaut, findet das zusammen mit Oliver Held verfasste Drehbuch doch immer wieder Wege, diese Versatzstücke anders zusammenbauen. Da passieren unvorhergesehene Dinge, wird plötzlich eine andere Richtung eingeschlagen, bis man bei dieser Odyssee gar nicht mehr so genau sagen kann, wo man ist und was man hier eigentlich zu suchen hat.

Sympathisch und sonderbar

Wer eine geradlinige Geschichte mit klarem Ziel braucht, sitzt hier im falschen Film. Frei von größerem wirtschaftlichem Druck haben Jacobs, der wieder die Hauptrolle übernommen hat, und der Rest des Teams sichtlich Spaß daran, einfach mal zu machen, zu probieren und herumzualbern. Das bedeutet nicht, dass hier nur Blödsinn geboten würde. Beispielsweise finden sich da satirische Passagen, die sich mit dem Filmgeschäft auseinandersetzen und dabei die Eitelkeit der dort tätigen Menschen aufs Korn nehmen. Hochstapler und Ponys hat aber auch kein Problem damit, zwischendurch irgendwelche Albernheiten und Absurditäten einzubauen, die in keinem direkten Zusammenhang mit der Haupthandlung stehen.

Am besten nimmt man die Komödie, die 2024 bei den Hofer Filmtagen Premiere feierte, als eine Art Entdeckerreise an. Nicht nur, dass wir hier durch die Weltgeschichte fahren – es handelt sich um eine deutsch-isländisch-US-amerikanische Produktion. Auch innerlich bewegt sich da einiges, wenn der etwas antriebsarme Protagonist die Vergangenheit aufarbeitet. Am Ende wird für ihn auch die eine oder andere Erkenntnis rausspringen, anders als beim Publikum, das nach dem Abspann eher mehr als weniger Fragen hat. Aber auch das kann ja Spaß machen. Hochstapler und Ponys ist ein sympathisch-sonderbarer Ausflug, der einem immer wieder bekannt vorkommt, dabei aber die Hauptstraßen konsequent verweigert und so regelmäßig andere Perspektiven zu bieten hat. Diese werden sicher nicht allen gefallen, sind aber als Alternative zu den Autopilot-Produktionen willkommen.



(Anzeige)

Hochstapler und Ponys
fazit
„Hochstapler und Ponys“ handelt von einem Drehbuchautor, der sich auf eine Odyssee begibt, um endlich Anerkennung zu erhalten. Mal satirische Filmgeschäft-Farce, mal Krimi, mal unvermittelte Absurdität ist dieser Trip eine Reise ins Unbekannte. Das wird nicht allen gefallen, das konsequente Indie-Chaos ist aber eine wohltuende Alternative zum oft stark genormten Förderkino.
Leserwertung1 Bewertung
10
7
von 10