
Eigentlich hat Lucas (Noèl Gabriel Kipp) überhaupt keine Lust darauf, sich um den gleichaltrigen chinesischen Gastschüler Xi Zhōu (Max Zheng) zu kümmern. Nicht nur, dass der kein Wort Deutsch spricht, was die Kommunikation schwierig macht. Er nervt außerdem. Dabei ahnt Lucas nicht, dass der Junge sehr wohl Deutsch spricht und alle anderen nur veralbert. Und das ist noch nichts gegen den Streich, den sich Xi Zhōu ausgedacht hat. So nimmt er eine Pizzaschachtel von Schaaf (Cedric Eich), dem Freund von Lucas’ Schwester Caro (Jana McKinnon), und ersetzt sie durch eine, in der eine getragene Unterhose ist. Was als harmloser Witz zum 1. April gedacht war, hat aber ungeahnte Folgen, da in der entwendeten Schachtel eine Menge Geld ist – welche die Besitzer nun suchen …
Kindlicher Neustart
Lang hat man nichts mehr gehört von dem deutschen Regisseur Benjamin Heisenberg, der mit seinem Langfilmdebüt Schläfer (2005) und Der Räuber (2010) für Furore sorgte. Untätig war er in den letzten Jahren zwar nicht, das künstlerische Multitalent schrieb einen Roman, drehte eine ganze Reihe von Kurzfilmen. Aber es dauerte doch mehr als zehn Jahre, bis er wieder ein längeres Werk vorlegte. Dabei ist nicht allein die Rückkehr überraschend, sondern auch das Ergebnis. Schließlich handelt es sich bei Der Prank – April, April! um einen Kinderfilm, also nichts, was man mit ihm in Verbindung bringen würde. Schließlich waren seine früheren Thrillerdramen ziemlich düstere Angelegenheiten. Das lässt einen entweder misstrauisch oder neugierig werden, wird für manche vielleicht nach Ausverkauf klingen.
Doch das Ergebnis überzeugt. Tatsächlich macht Der Prank – April, April! durchaus Spaß, wenn wir den Jungs bei dem Versuch folgen, das angerichtete Chaos wieder zu beseitigen. Erste amüsante Szenen gibt es schon vorher. Dass der chinesische Austauschschüler mit seiner App nur grotesken Kauderwelsch spricht, ist zunächst zwar ein bisschen plump – bis klar wird, dass Xi Zhōu sich nur über die anderen lustig macht. Ebenso plump ist sein Scherz, wobei man schon auf die Idee kommen muss, jemandem eine Unterhose in die Pizzaschachtel zu legen. Anderes ist schon einfallsreicher, wenn die deutsch-schweizerische Coproduktion immer mal wieder mit Klischees spielt. Manche werden bestätigt, andere eher aufs Korn genommen.
Temporeicher Spaß für die Familie
Die Gagdichte ist dabei hoch, das Tempo ebenfalls. Anfangs lassen sich Heisenberg und sein Co-Autor Peer Klehmet (Kundschafter des Friedens 2) noch ein bisschen Zeit, um die Figuren zu etablieren und ihre Geschichten zu erzählen. Wobei das meiste davon letztendlich gar nicht so wichtig ist. Beginnt die Haupthandlung rund um die Jagd auf die Moneten, treten die beiden in ihrem Drehbuch richtig aufs Gaspedal. In Der Prank – April, April! gibt es dann nicht nur die Jungs und den verschaukelten Pizzaboten, sondern auch die diversen Gangster und die Polizei, die allen auf den Fersen sind. Theoretisch, in der Praxis sind sie aufgrund mangelnder Kompetenz eher nicht so erfolgreich. Auf jeden Fall ist dabei einiges los, wenn sie alle irgendwie durch die Stadt rasen.
Tiefgang sollte man dabei nicht erwarten. Das trifft sowohl auf die Figuren wie auch die angeschnittenen Themen zu. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit fremden Kulturen findet beispielsweise nicht statt. Muss aber auch nicht zwangsweise sein, Der Prank – April, April! ist in erster Linie dafür da, dass Kinder ihren Spaß haben. Das dürfte der Fall sein. Aber auch die begleitenden Erwachsenen können eine gute Zeit haben. Dafür sorgt nicht nur das turbulente Abenteuer der Jungs, denen die Geschichte naturgemäß schnell über den Kopf wächst. Auch die sympathische Besetzung hat ihren Anteil daran, dass man hier bis zum Schluss dranbleibt. Insofern ist Heisenbergs unerwarteter Ausflug kein unwillkommener, wer für den Nachwuchs etwas sucht, ist hier an einer guten Adresse.
OT: „Der Prank – April, April!“
Land: Deutschland, Schweiz
Jahr: 2025
Regie: Benjamin Heisenberg
Drehbuch: Peer Klehmet, Benjamin Heisenberg
Kamera: Timon Schäppi
Besetzung: Noèl Gabriel Kipp, Max Zheng, Maïmouna Rudolph–Mbacké, Cedric Eich, Jana McKinnon, Laura Tonke, Mehdi Nebbou, Lukas Miko
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