The Artifice Girl
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The Artifice Girl – Sie ist nicht real

„The Artifice Girl – Sie ist nicht real“ // Deutschland-Start: 6. Juni 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

So richtig weiß Gareth (Franklin Ritch) nicht, was er mit der Situation anfangen soll. So wird er von Deena (Sinda Nichols) und Amos (David Girard) in einem Verhör ausgequetscht, ohne dass sie sagen, was sie konkret von ihm wollen. Erst nach einer Weile gibt er zu, was sie schon länger andeuten: Unter einem Pseudonym ist er im Internet unterwegs, um Kinderschänder ausfindig zu machen und an die Polizei auszuliefern. Unterstützung erhält er dabei durch das Mädchen Cherry (Tatum Matthews), das bei seinen Aktionen als Lockvogel dient. Und eben diese suchen Deena und Amos seit Längerem ohne Erfolg. Aus gutem Grund, wie sie feststellen müssen, als Gareth enthüllt, dass Cherry überhaupt kein Mädchen ist. Vielmehr handelt es sich um eine künstliche Intelligenz …

Diskussionen über künstliche Intelligenz

Kaum ein Thema beschäftigt die Menschen derzeit ähnlich stark wie das künstlicher Intelligenzen. Während manche darin eine Bereicherung sehen, welche das Leben in Zukunft vereinfachen wird, haben andere Angst vor den Auswirkungen, befürchten gerade auch in beruflicher Hinsicht, über kurz oder lang durch sie ersetzt zu werden. Wieder andere sehen sogar richtig schwarz und befürchten, dass die Menschheit irgendwann von der eigenen Kreation unterjocht oder angegriffen werden könnte. Entsprechend viele Filme werden derzeit produziert, die auf die eine oder andere Weise das Thema aufgreifen. Zuletzt gab es da so unterschiedliche Werke wie den Actionfilm Atlas, den Dokumentarfilm Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit oder auch der Animationsfilm Mars Express, der von einem Festival zum nächsten weitergeleitet wurde.

Mit The Artifice Girl – Sie ist nicht real kommt nun ein weiterer Film zu uns, wenngleich mit reichlich Verspätung. Eigentlich feierte er bereits vor knapp zwei Jahren Premiere beim Fantasia Film Festival, wurde hierzulande aber zunächst wenig beachtet. Das mag auch daran liegen, dass er etwas sperrig ist und entsprechend schwieriger zu verkaufen. Offiziell handelt es sich dabei um einen Science-Fiction-Thriller. Das ist zwar nicht falsch, weckt aber falsche Erwartungen. So gibt es anfangs zwar schon Spannung, wenn das Publikum keine Ahnung hat, worum es bei diesem Verhör überhaupt geht. Außerdem geht es um das Thema Kindesmissbrauch und Menschenhandel, was ebenfalls eine Einteilung in dieses Genre rechtfertigen würde. Es geschieht in dem Film aber praktisch nichts. Es herrscht zu keiner Zeit Gefahr, es wird primär geredet nicht gehandelt.

Existenzielle Fragen rund um künstliche Intelligenz

Auch bei den Settings zeigt sich der Film genügsam. Zwischendurch wird dieser zwar schon gewechselt. Die einzelnen sehr langen Szenen spielen aber immer innerhalb eines festen Orts. Dadurch hat The Artifice Girl – Sie ist nicht real deutliche Züge eines Kammerspiels. Das dürfte manche Zuschauer und Zuschauerinnen langweilen, umso mehr, da die anfänglichen Verhörer später stärker allgemeinen Überlegungen weichen. Da wird, wie so oft beim Thema künstliche Intelligenz, über große, existenzielle Themen gesprochen. Einiges davon kennt man, wenn es um freien Willen geht oder auch die Frage, ab wann ein tatsächliches Leben vorliegt. Die Kombination mit der besagten Jagd auf Kinderschänder ist hingegen originell und ist ebenfalls ein Anlass für Diskussionen, sowohl auf moralischer wie juristischer Ebene.

Insgesamt ist der Film dann auch ein interessanter Geheimtipp. Franklin Ritch, der zuvor nur Kurzfilme gedreht hatte und hier Regie führte, das Drehbuch schrieb und die Rolle des Verhörten übernahm, legt ein Langfilmdebüt vor, das trotz minimaler Mittel einiges zu bieten hat. Wer sich nicht daran stört, dass der Beitrag eher nachdenklich ist, weniger auf reine Unterhaltung ausgerichtet, mehr Diskussionsdrama als Thriller, findet hier einen lohnenswerten Beitrag zum Thema. Auch wenn The Artifice Girl – Sie ist nicht real letzten Endes keine völlig neuen Erkenntnisse mit sich bringt, gehört das hier doch zu den spannenderen Werken der letzten Zeit.

Credits

OT: „The Artifice Girl“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Franklin Ritch
Drehbuch: Franklin Ritch
Musik: Alex Cuervo
Kamera: Britt McTammany
Besetzung: Tatum Matthews, Franklin Ritch, Sinda Nichols, David Girard, Lance Henriksen

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The Artifice Girl – Sie ist nicht real
fazit
„The Artifice Girl – Sie ist nicht real“ beginnt mit einem neugierig machenden Verhör, bevor sich der Film dem Thema künstliche Intelligenz zuwendet. Das ist mehr Drama als Thriller, aber durchaus spannend und lädt dazu ein, über eine Reihe von Fragen länger nachzudenken.
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