The Lavender Hill Mob Einmal Millionär sein
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Einmal Millionär sein

The Lavender Hill Mob Einmal Millionär sein
„Einmal Millionär sein“ // Deutschland-Start: 18. Januar 1952 (Kino) // 25. April 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Seit vielen Jahren arbeitet der Bankangestellte Henry Holland (Alec Guinness) als Bewacher für die Goldtransporte, die von der Schmelze zur Bank of London fahren. Er hat sich dabei einen exzellenten Ruf als sicherheitsbewusster und zuverlässiger Beamter erworben. Doch diese Vorbereitungen dienen einem größeren Ziel: Holland plant, einen Goldbarrentransport zu bestehlen und sich ins Ausland abzusetzen. Als der Souvenir-Produzent Alfred Pendelburg (Stanley Holloway) in Hollands Mietshaus einzieht, ist der perfekte Partner gefunden. Die beiden wollen das Gold einschmelzen, in Eiffelturm-Briefbeschwerer gießen und nach Frankreich verschicken. Für ihren Coup brauchen sie noch zwei weitere Helfer, die sie in den Berufskriminellen Eddie der Panzerschreck (Sidney James) und Schorschie Fischer (Alfie Bass) auf unkonventionelle Weise finden. Alles läuft zunächst wie am Schnürchen, doch als Holland und Pendelburg nach Paris fahren, um die goldenen Souvenirs auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, müssen sie feststellen, dass durch einen Fehler bereits einige von ihnen an eine Schulklasse verkauft wurden – ausgerechnet an eine britische, die bereits wieder den Heimweg angetreten hat.

Goldraub in London

Einmal Millionär sein, der in Deutschland zunächst unter dem Titel Das Glück kam über Nacht ausgewertet worden war, ist einer der großen Nachkriegsklassiker der legendären britischen Filmproduktionsgesellschaft Ealing. Dort wurden bereits seit den frühen 1930er Jahren Filme der unterschiedlichsten Genres produziert, aber erst Ende der 1940er Jahre landeten sie mit ihren originellen und zutiefst sympathischen Komödien veritable Hits, die den Ruf des Studios begründeten. Adel verpflichtet aus dem Jahr 1949 präsentierte Alec Guinness in insgesamt acht verschiedenen Rollen, die die Vielseitigkeit des Schauspielers bewiesen und ihn zu einer Art Aushängeschild für die Filmerfolge der Ealing Studios werden ließen. Bei Blockade in London war er nicht dabei, dort spielte Stanley Holloway die Hauptrolle, und im zwei Jahre später entstandenen Einmal Millionär sein brachte Regisseur Charles Crichton (Ein Fisch namens Wanda) die beiden Stars dann gemeinsam vor die Kamera.

Auch einige der danach entstandenen Ealing-Filme wie Der Mann im weißen Anzug, Ladykillers und Kapitän Seekrank zählen auch heute noch zu den großen Komödienklassikern der Briten und können nach wie vor exzellent unterhalten. Alec Guinness war in allen dreien ebenfalls wieder als Hauptdarsteller mit von der Partie. Charles Crichton hatte vor Einmal Millionär sein schon einen großen Hit mit dem Film Traum ohne Ende landen können, der sein Publikum durch seine übernatürlich-gruselige Story aber eher dramatisch zu unterhalten verstand. The Lavender Hill Mob (wörtlich: Die Lavender Hill-Gang, so der Originaltitel von Einmal Millionär sein) war der erste große Komödien-Erfolg für Crichton, der sich in den folgenden Jahren als einer der talentiertesten und erfolgreichsten Vertreter in diesem Genre erweisen sollte. Auch Der Titfield-Express, Herzlich willkommen im Kittchen und Mr. Miller ist kein Killer sind herrlich schrullige Beispiele für den typisch britischen Humor, der nicht nur in seinem Ursprungsland funktionierte, sondern weltweit auf Anerkennung stieß.

Triumph der Schlitzohren

Das von T.E.B. Clarke (Blockade in London, Kleiner Jockey ganz groß) geschriebene Drehbuch, das mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, stellt einmal mehr einen liebenswerten Durchschnitts-Menschen in den Mittelpunkt, der in haarsträubende Abenteuer gerät. Schon recht früh in der Geschichte wird klar, dass Alec Guinness‘ Rolle eine Straftat plant, und trotzdem wird er zum Sympathieträger und zur Identifikationsfigur des Films, dem das Publikum uneingeschränkt die Daumen drückt und Erfolg wünscht. Auch die anderen drei Gangster der Geschichte sind alles andere als üble Verbrecher, zumal es nie zu irgendwelchen Gewaltanwendungen kommt und sie es auf das Gold der Bank von England abgesehen haben, also auch keine anderen kleinen Leute mit ihrem Vorhaben schaden. Crichton hat das Ganze so effektiv in Szene gesetzt, dass man mitunter richtig mitfiebert und die Spannung den Humor stellenweise sogar überlagert.

Der Film steckt voller fein ausgearbeiteter Kabinettstückchen, besonders witzig ist die Szene, in der Guinness von seinen Kompagnons gefesselt wird und mit verbundenen Augen durch ein Hafenviertel hüpft. Das Highlight auf dem Eiffelturm wirkt heute zwar etwas überzogen, ist aber filmisch ebenfalls beeindruckend bewerkstelligt worden. Die Mädchen der St. Christopher’s School for Girls, die einige der Gold-Eiffeltürme erwerben, sind eine offensichtliche Anspielung an die von Ronald Searle 1941 erfundenen Mädchen von St. Trinian’s, die sich durch ihre ätzenden Späße und ihre Unerbittlichkeit auszeichneten und ab 1954 dann auch in einigen Filmen für Furore sorgten. Einmal Millionär sein ist ein nach wie vor unbeschwerter Spaß für die ganze Familie, der sich durch Tempo, Gags und exzellente Darstellerleistungen seinen Platz im Film-Pantheon verdient hat.

Der BluRay-Erstveröffentlichung vom Arthaus-Label bei StudioCanal liegt eine in 4K restaurierte Version zugrunde, weswegen die Scheibe ein exzellentes Schwarz-Weiß-Bild (im Vollbildformat 1,33:1) bietet, das keine Wünsche mehr offenlässt. Auch der Ton (Deutsch und Englisch in Linear PCM Mono, optional mit deutschen Untertiteln oder englischen Untertiteln für Hörgeschädigte) ist stets gut zu verstehen und der Entstehungszeit angemessen. Zu den üppigen Extras dieser Veröffentlichung (die parallel auch auf DVD erschienen ist) gehören ein Audiokommentar mit Filmhistoriker Jeremy Arnold, der englische Originaltrailer, eine Einführung von Martin Scorsese (4 Minuten), ein Q&A mit Paul Merton auf dem London Comedy Film Festival aus dem Jahr 2023 (28 Minuten), die Specials „Typisch britisch – Eine Hommage an Stanley Holloway“ (aus dem Jahr 1993; 27 Minuten), „Der perfekte Coup: Benedict Morrison über ‚The Lavender Hill Mob‘“ (25 Minuten), „Guten Tag! Mavis interviewt T.E.B. Clarke“ (26 Minuten), ein Auszug aus einem Audiointerview mit Charles Crichton (13 Minuten) sowie eine kleine animierte Behind-the-Scenes-Bildergalerie.

Credits

OT: „The Lavender Hill Mob“
Land: UK
Jahr: 1951
Regie: Charles Crichton
Drehbuch: T.E.B. Clarke
Musik: Georges Auric
Kamera: Douglas Slocombe
Besetzung: Alec Guinness, Stanley Holloway, Sidney James, Alfie Bass, Marjorie Fielding, Edie Martin, Audrey Hepburn

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1953 Bester Hauptdarsteller Alec Guinness nominiert
Bestes Drehbuch T.E.B. Clarke Sieg
BAFTA 1952 Bester Film nominiert
Bester britischer Film Sieg
Venedig 1951 Goldener Löwe nominiert

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Einmal Millionär sein
fazit
Das Drehbuch stellt einmal mehr einen liebenswerten Durchschnitts-Menschen in den Mittelpunkt, der in haarsträubende Abenteuer gerät. Charles Crichton hat das Ganze so effektiv in Szene gesetzt, dass man mitunter richtig mitfiebert und die Spannung den Humor stellenweise sogar überlagert. Ein nach wie vor unbeschwerter Spaß für die ganze Familie, der sich durch Tempo, Gags und exzellente Darstellerleistungen seinen Platz im Film-Pantheon verdient hat.
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