Los delincuentes Die Missetäter
© MUBI
Los delincuentes Die Missetäter
„Die Missetäter“ // Deutschland-Start: 21. März 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Morán (Daniel Eliás) und Román (Esteban Bigliardi) sind Angestellte einer Bank in Buenos Aires. Neben vielen anderen Dingen ist Morán auch für den Safe zuständig, die Versorgung der Schalter sowie das tägliche Einschließen und Überprüfen der Geldgeschäfte. Als er einmal allein das Geld in den Tresor bringen soll, ergreift er die Chance und schnappt sich kurzerhand 650.000 Dollar. Am Abend trifft er sich mit Román, dem er nicht nur die Tat gesteht, sondern ihn auch bittet, das Geld zu verstecken, denn er hat vor, sich der Polizei zu stellen. Während er seine Gefängnisstrafe absitzt, soll er nur auf das Geld aufpassen, sich nichts anmerken lassen und vor allem jeden Kontakt zu ihm meiden, damit ihre Verbindung nicht bekannt wird. Zögernd nimmt  Román das Angebot seines Kollegen an, jedoch kann er mit dem Wissen, ein Komplize bei einem Verbrechen zu sein, schon bald nicht mehr leben. Unterdessen kommt alles so, wie es Morán ihm erklärt hat, denn nach seiner Verhaftung wird er inhaftiert und es kommt in der Bank zu einer internen Ermittlung, da man das Vertrauen der Kunden nicht gefährden will.

Immer mehr sorgt sich Román, er könne als Komplize auffliegen und er kontaktiert Morán. damit er ihm hilft, ein neues Versteck zu finden. In einem abgelegenen Waldstück soll er die Tasche mit dem Geld nun lagern, so lange, bis die Strafe abgesessen ist. Als Román sich auf den Weg macht, löst er damit jedoch eine Kette von Ereignissen aus, die ihre Komplizenschaft auf die Probe stellen.

Fragwürdige Ziele

Im Grunde ist Rodrigo Morenos Die Missetäter so etwas wie eine Neuverfilmung des argentinischen Klassikers Apenas un delincuente (1949). Der Drehbuchautor und Regisseur erklärt, er habe viele Aspekte der Vorlage übernommen, wie die Figur des Bankangestellten, der Geld stiehlt, es versteckt und sich dann der Polizei stellt, weshalb Moreno den Originaltitel seines Filmes als eine Verbeugung vor der Vorlage betrachtet. Moreno sieht Die Missetäter, wie auch sein übriges Schaffen, als einen Versuch, eine einzigartige Filmsprache zu erfinden, die sich auf der einen Seite einer gewissen Tradition und Konventionen bedient, aber dann auch wieder eigene Wege geht, weshalb es durchaus schwierig ist, Die Missetäter in Kategorien wie Drama oder Komödie einzuordnen.

In einem Heist-Thriller steht der eigentliche Raubzug naturgemäß am Ende der Geschichte, ein Höhepunkt, an dem die Spannung besonders hoch ist. Im Falle von Die Missetäter steht der Raub direkt am Anfang und wirkt eher alltäglich, wie eine spontane Idee einer der Hauptfiguren, die vorher noch schnell ausgerechnet hat, wie lange er noch arbeiten muss, damit er eine solche Summe auf seinem Konto haben wird. Das Außergewöhnliche steht nicht im Vordergrund der Geschichte und wird eher noch heruntergespielt, selbst wenn die Folgen ihrer Taten die beiden Hauptfiguren durchaus mehr als einmal ins Schwitzen bringen. Morenos Inszenierung ist nahe an den Werken eines Robert Bresson, dessen Spielfilm Das Geld im Film direkt zitiert wird, weil der Akt an und für sich nicht spektakulär ist, vielmehr sind es die Folgen und die Handlungen der Personen. Das Ziel dieser Handlungen, beispielsweise die Bereicherung oder die sexuelle Befriedigung, steht im Zentrum und wird im Laufe des dreistündigen Films kritisch hinterfragt.

Verführung und Sehnsucht

Morán und Román sind nicht nur Komplizen bei einem Verbrechen, sie sind Spiegelbilder. Mehr als einmal werden die Zuschauer Zeuge, wie der Bildschirm geteilt wird oder durch Überblendungen eine Verbindung der beiden Figuren suggeriert wird. Sie haben denselben Job, führen ein ähnliches Leben und sind bestimmt durch ähnliche Sehnsüchte in ihrem Leben, weshalb es vielleicht nur konsequent erscheint, dass ihre Namen Anagramme sind. Daniel Eliás als Morán betont, dass das von ihm geraubte Geld den Ausweg bieten kann, weil dann beide nicht mehr arbeiten müssen in einem Betrieb, der sie sowieso jederzeit fallen lassen kann, wie die weitere Geschichte auch zeigt. Was danach folgt und welches Leben das Geld ermöglicht, wird nicht beantwortet, sodass die Zeit des Versteckens und Verbergens in Die Missetäter bisweilen absurde Züge annimmt. Die Tatsache, dass der Traum, was nun mit dem Geld zu machen ist, so leer ist und der Versuch, ihn mit Inhalt zu füllen, absurd-dramatische Strukturen annimmt, kann man als Statement auf eine Kultur sehen, die viel zu sehr dem Materialismus als Lebensziel hinterher hechelt.

Credits

OT: „Los delincuentes“
Land: Argentinien, Brasilien
Jahr: 2023
Regie: Rodrigo Moreno
Drehbuch: Rodrigo Moreno
Kamera: Alejo Maglio
Besetzung: Daniel Eliás, Esteban Bigliardi, Germán De Silva, Margarita Molfino, Ceciliia Rainero, Javier Zoro

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Die Missetäter
fazit
„Die Missetäter“ ist eine Mischung aus Komödie und Drama um Materialismus und falsche Lebensziele. Rodrigo Moreno zeigt anhand von zwei Figuren die Leere von Lebensträumen, die mit Geld und Besitz zu tun haben, und hält absurden Witz dagegen. Es ist ein abstrakter Film, dessen scheinbare Simplizität eine Falle ist und einen genauen Blick lohnt.
Leserwertung0 Bewertungen
0
8
von 10