Ella und der schwarze Jaguar Le dernier jaguar
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Ella und der schwarze Jaguar

Ella und der schwarze Jaguar Le dernier jaguar
„Ella und der schwarze Jaguar“ // Deutschland-Start: 1. Februar 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Die 15-jährige Ella (Lumi Pollack) lebt mit ihrem Vater Saul (Paul Greene) in New York. Oft erinnert sie sich an ihre Kindertage in einem Indigenendorf im Dschungel des Amazonas. Dort freundete sie sich als Sechsjährige (Airam Camacho) mit einem verwaisten schwarzen Jaguarbaby an, das sie Hope nannte. Noch heute bezeichnet sie Hope als ihre beste Freundin. Ellas Mutter, eine Aktivistin gegen Tierhandel und Wilderei, wurde von Wilderern ermordet und Saul verließ mit Ella den Dschungel. Nun fällt der aufmüpfigen Teenagerin, die gerade der Schule verwiesen wurde, ein Brief des Indigenen-Häuptlings Oré (Wayne Baker) an ihren Vater in die Hände. Oré schreibt, dass der Stamm Hilfe braucht, weil die Tierhändler den letzten Jaguar in der Gegend jagen. Ella ist überzeugt, dass es sich um Hope handelt. Sie setzt sich eigenmächtig in den Flieger Richtung Amazonas, um Hope zu retten. Aber sie ist nicht allein: Ihre von Phobien und Zwängen geplagte Biologielehrerin Anja (Emily Bett Rickards) hat mitgekriegt, was sie vorhat und fliegt mit, um die Jugendliche zur Umkehr zu bewegen.

Meine Freundin, die Raubkatze

Der französische Regisseur Gilles de Maistre hat sich mit seinen jüngsten Spielfilmen eine kreative Nische in der Filmlandschaft erobert. Er hat ein ethisches Anliegen, nämlich den Natur- und Tierschutz, und verfolgt es, indem er Kinder und Jugendliche für die bedrohte Tierwelt begeistern will. Dabei geht er einen ungewöhnlichen Weg, denn er holt wilde Tiere vor die Kamera, die nicht dressiert werden, sondern in einem langwierigen Prägungsprozess eine echte Beziehung zur menschlichen Hauptdarstellerin entwickeln. So geschah es in Mia und der weiße Löwe aus dem 2018 über die Freundschaft eines Mädchens mit einem schnell heranwachsenden Löwen. Der Film wurde ein weltweiter Millionenerfolg und prangerte die Aufzucht von Löwen in Südafrika für das Jagdvergnügen reicher Touristen an. In Der Wolf und der Löwe zeigte Gilles de Maistre erstmals vor der Kamera, dass selbst zwei Tiere Freunde werden können, deren Begegnung von der Natur nicht vorgesehen ist. In dem in Kanada angesiedelten Film von 2021 übte er Kritik am Einsatz von wilden Tieren im Zirkus.

Auch in Ella und der schwarze Jaguar, der im Dschungel des Amazonas angesiedelt ist, geht es um die besondere Verantwortung der Menschen für die Tierwelt und ihre Lebensräume. Jaguare sind wegen der Urwaldrodungen am Amazonas akut vom Aussterben bedroht. Prune de Maistre, die Ehefrau des Regisseurs, die erneut das Drehbuch schrieb, thematisiert darin nicht nur die Wilderei und den Handel mit exotischen Tierarten, sondern auch die Not der Menschen, die in den Wäldern leben. Die Teenagerin Ella kehrt zum indigenen Stamm zurück, bei dem sie ihre Kindheit verbrachte und in dessen Umgebung sich immer mehr weiße Geschäftemacher tummeln. Im Mittelpunkt aber steht die Rettung des schwarzen Jaguars Hope, auf den es Wilderer abgesehen haben. Die zwei Babyjaguare, die im Film Hope darstellen, stammen von mexikanischen Züchtern. De Maistre und seine Tierkoordinatoren sichern ihnen seither ein Leben in einer Zuflucht, die auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist.

Gefährliches Wiedersehen

Als die Teenagerin Ella nach acht Jahren ihre frei im Dschungel lebende Hope wiedersieht, ist der Jaguardame nicht nach Schmusen zumute. In Sekundenschnelle könnte sie das Mädchen töten, doch sie fügt ihm nur ein paar blutige Kratzwunden zu. In Rückblenden, die den Erinnerungen Ellas folgen, sieht man oft, wie sie als kleines Kind mit dem Jaguarbaby herumtollte. Auch Hope erkennt Ella wieder und verliert bald die Scheu vor ihr. Es folgen schöne Szenen, in denen die Raubkatze in Ellas Armen schnurrt und mit ihr den Wald durchstreift und im Fluss schwimmt. Die amerikanische Schauspielerin Lumi Pollack stellt Ella als unerschrockene, willensstarke Jugendliche dar, die sich von niemandem aufhalten lässt. Als für die Komik zuständige Begleiterin stellt ihr der Film die junge Lehrerin Anja zur Seite, die mit ihrer schicken roten Bluse, dem engen Rock und ihren zahlreichen Ängsten in der Wildnis vollkommen aufgeschmissen wirkt. Emily Bett Rickards spielt sie aber nicht nur slapstickhaft, sondern auch glaubwürdig in ihrer positiven Entwicklung und ihrer Sorge um Ella.

De Maistre hat wie schon in den beiden Vorgängerfilmen keine Scheu vor dicken Pinselstrichen. Schon das Prinzip der unwahrscheinlichen Freundschaft zwischen einem Raubtier und einem Menschen legt es ja auf eine Sensation an, die das Publikum emotional ansprechen soll. Dass es im Amazonas auch hungrige Anakondas gibt, zeigt sich erstaunlicherweise erst, nachdem Ella und Anja ihre ausgiebige Schwimmtour beendet haben. Und dass die Indigenen zwar halbnackt und mit Farbstreifen im Gesicht oder Zahnketten um den Hals herumlaufen, aber fließend Englisch sprechen, wird hier auch einfach mal behauptet. Obwohl der Film nicht am Amazonas, sondern in Mexiko gedreht wurde, versetzen einen die schönen Aufnahmen doch mit Ella, Anja und Hope an die passenden Naturschauplätze für ein Dschungelabenteuer.

Credits

OT: „Le dernier jaguar“
Land: Frankreich, Kanada
Jahr: 2024
Regie: Gilles de Maistre
Drehbuch: Prune de Maistre
Musik: Armand Amar
Kamera: Olivier Laberge
Besetzung: Lumi Pollack, Emily Bett Rickards, Wayne Baker, Paul Greene, Airam Camacho, Lucrezia Pini, Kelly Hope Taylor

Bilder

Trailer

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Ella und der schwarze Jaguar
fazit
Der im Amazonasgebiet angesiedelte neue Abenteuer- und Familienfilm erzählt von der außergewöhnlichen Freundschaft eines Mädchens zu einem Jaguar. Faszinierend ist vor allem, dass Hauptdarstellerin und Raubkatze vor der Kamera tatsächlich in spielerischen Kontakt treten. Diese authentische Art der Inszenierung gilt als Markenzeichen des französischen Regisseurs Gilles de Maistre, der eine junge Zielgruppe an den Natur- und Tierschutz heranführen will. Die spannende fiktionale Geschichte, die auch mit Komik gewürzt ist, verbindet kurzweilige Unterhaltung mit Einblicken in einen bedrohten Lebensraum.
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