MIA UND DER WEISSE LÖWE
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Mia und der weiße Löwe

Mia und der weisse Loewe DVD
„Mia und der weiße Löwe“ // Deutschland-Start: 31. Januar 2019 (Kino) // 1. August 2019 (DVD/Blu-ray)

Die junge Mia (Daniah De Villiers) ist not amused: Das Londoner Mädchen muss gegen ihren Willen nach Südafrika ziehen, da ihr Vater (Langley Kirkwood) dort eine Löwenfarm übernimmt. Fort von der gewohnten Umgebung und ihren Freunden, will ihr in der neuen Bleibe so überhaupt nichts gefallen. Da ändert auch das weiße Löwenbaby Charlie (Thor) nichts daran. Im Laufe der nächsten Jahre wachsen die beiden dann aber zusammen und als Mia erfährt, dass Jagd auf Charlie gemacht werden soll, setzt sie alles daran, ihn in Sicherheit zu bringen.

Eine sonderlich spannende Geschichte hat Mia und der weiße Löwe leider nicht zu erzählen. Die Grundthematik bietet sicher einiges an Potenzial, welches sich aber nur unzureichend entfalten kann. Die Entwicklung Mias von „das weiße Löwenbaby ist mir komplett egal beziehungsweise nervt mich“ zu „der weiße Löwe ist mein bester Freund“ wird zu Beginn mithilfe von mehrmonatigen Zeitsprüngen gezeigt, sodass der Zuschauer sich höchstens aus spärlichen Hinweisen selbst eine Theorie herleiten kann, wie es zu ihrem Wandel kam. Bei einer einigermaßen durchschnittlichen Laufzeit von 98 Minuten weist der Film einige Längen auf, weshalb Zeitsprünge an sich erst einmal keine schlechte Idee sind. Nur leider sind sie an den falschen Stellen gesetzt.

Das Rätsel einer Freundschaft
Es spricht nichts dagegen und macht einen Film zuweilen sogar besser, wenn der Zuschauer ein paar Puzzleteile selbst einsetzen muss. Gibt der Filmemacher mit den Randteilen aber nur den nötigen Rahmen vor und erwartet, dass der Zuschauer das gesamte restliche Puzzle ausfüllt, beraubt er beide Parteien einer immersiven Erfahrung. Probleme im dritten Akt lassen sich oft auf Schwächen im ersten Akt zurückführen – das Verhältnis der Charaktere untereinander nicht auf emotional ansprechende Weise zu etablieren, ist solch eine Schwäche.

Regisseur Gilles de Maistre hat zwar schon einige Spielfilme gedreht, ist aber eher für Dokumentationen bekannt. Das ist Mia und der weiße Löwe vor allem bei der Kameraführung anzumerken, die zwar nie schlecht ist, dafür aber auch nicht sonderlich ansprechend. Die erwähnenswerte Ausnahme bilden Aufnahmen der südafrikanischen Landschaften und Tiere, welche zu den visuellen Highlights gehören und dokumentarischen Charakter haben. Bei den schauspielerischen Leistungen lässt sich ein ähnlicher Kontrast finden: Während einige Darsteller durchaus zu überzeugen wissen, ist anderen ihr Gesagtes kaum abzunehmen.

Die spannende Geschichte hinter der Geschichte
Das heißt nun aber nicht, dass es an Mia und der weiße Löwe nichts zu loben gäbe. Trotz der unzureichenden Ausarbeitung ihrer Beziehung haben die titelgebenden Figuren, sobald sie sich im wahrsten Sinne des Wortes zusammenrauften, eine gute Chemie miteinander, was das Versäumnis zu Beginn umso ärgerlicher macht. Das Interessanteste an Mia und der weiße Löwe ist nicht im Film selbst zu finden, sondern in den Blu-Ray-Extras. Die Entstehung des Films, die Dreharbeiten mit den Löwen, die Mitwirkung von „Löwenflüsterer“ Kevin Richardson, dessen Methoden das Werk überhaupt erst möglich machten – all das verstärkt nur den Eindruck nach der ersten Sichtung, dass hier viel Potenzial liegen gelassen wurde.

Wenn Löwe Charlie Mia vermeintlich anfällt, wirkt – ist! – das so unfassbar authentisch, dass dem Zuschauer kurzzeitig die Luft wegbleiben kann und er für einen Moment vergisst, dass es sich um einen fertigen Film handelt und er somit gerade sicher nicht Zeuge davon wird, wie De Villiers sich zerfleischen lässt. Um zu verhindern, dass dies bei der ohne jegliches CGI oder sonstigen Tricks gefilmten Szene tatsächlich passiert (der wilde, große Löwe stürzt sich wirklich von hinten auf sie, eine sehr sehenswerte Szene), mussten die meisten Darsteller drei Jahre lang gemeinsam mit einem Löwenbaby aufwachsen und am Set selbst schließlich galten strenge Sicherheitsvorschriften. Es handelt sich um einen faszinierenden Prozess und diese hervorragende Vorarbeit hätte ein besseres Ergebnis verdient.



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"Mia und der weiße Löwe" greift ein ernstes Thema auf, versäumt es aber leider, dieses cineastisch interessant zu verpacken. Das Schauspiel und die Chemie zwischen den titelgebenden Protagonisten entschädigen für schwankende Qualität in den Performances des restlichen Casts; schöne Landschafts- und Tieraufnahmen für die ansonsten eher durchschnittliche Kameraleistung.
5
von 10