Klassiker der Filmgeschichte Comic
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Klassiker der Filmgeschichte

Klassiker der Filmgeschichte Comic
„Klassiker der Filmgeschichte“ // Deutschland-Start: 23. August 2023

Inhalt / Kritik

Die Geschichte des Films mag im Vergleich zu der anderer Kunstformen relativ kurz sein: Als Ende des 19. Jahrhunderts die ersten entstanden, waren etwa Belletristik, Musik oder auch Malerei bereits Hunderte von Jahren alt. Doch wie kaum eine andere hat sie sich innerhalb dieser Zeit gewandelt, hat die unterschiedlichsten Genres hervorgebracht und ist auch durch die technologischen Revolutionen kaum noch wiederzuerkennen. Wer den Plan fasst, diese so abwechslungsreiche Zeitspanne in nur einem Werk abzuarbeiten, muss schon an Größenwahnsinn leiden. Elsa Gambin und Alexis Thébaudeau haben es dennoch getan. Das filmbewanderte Duo, das zuvor unter anderem Texte geschrieben und eine Radiosendung moderiert hat, versucht in Klassiker der Filmgeschichte, im Schnelldurchlauf die vergangenen 120 Jahre Revue passieren zu lassen.

Hintergrundinfos und Comic-Anekdoten

Genauer haben sie in zwei Bänden, die hier zu einem zusammengefasst wurden, einzelne wichtige Werke herausgepickt. Jeder Eintrag enthält neben allgemeinen Informationen einen kleinen Comic. Dieser besteht aber, anders als man vielleicht denken könnte, nicht aus einer Adaption einer Filmszene. Vielmehr treten darin die Männer und Frauen hinter den besagten Werken auf und sprechen über einen besonderen Aspekt. Bei dem zu Das Imperium schlägt zurück etwa wird verraten, wie die große Enthüllung von Darth Vader am Ende ein Geheimnis bleiben konnte: Die Szene wurde mit einem anderen Dialog gedreht, erst in der Synchronisation ließ George Lucas die Bombe platzen. Dadurch haben viele nicht mitbekommen, was da geplant war. Diese kleinen Einblicke sind in Klassiker der Filmgeschichte auch Höhepunkte.

Im Anschluss an den Comic folgt immer eine Doppelseite mit weiteren Informationen, die sich entweder auf die jeweilige Regie beziehen oder einen größeren Kontext beleuchten. Beispielsweise wird nach dem obigen Science-Fiction-Klassiker allgemein über Star Wars gesprochen. Bei Außer Atem wird im Anschluss die Nouvelle Vague thematisiert. Vom Winde verweht wiederum ist der Anlass, um an das Goldene Zeitalter des klassischen Hollywoods zu erinnern. Die Zielgruppe dürfte bei Klassiker der Filmgeschichte ein eher weniger informiertes Publikum sein. Dass beispielsweise in den Marvel-Filmen Stan Lee über Jahre hinweg einen Gastauftritt hatte, ist Fans bekannt. Auch andere Punkte sind nicht gerade Geheimtipps. Insgesamt stimmt die Mischung aber aus Altbekanntem und Hintergrund-Anekdoten. Durch die abwechslungsreichen Comics – sie wurden von den unterschiedlichsten Künstlern und Künstlerinnen gezeichnet – bekommt man ohnehin immer etwas geboten.

Trotz willkürlicher Auswahl lesenswert

Ein Punkt, der mit Sicherheit mindestens Diskussionen, wenn nicht gar Kritik provozieren wird, ist die Auswahl der Titel. Natürlich ist es unmöglich, in einem derart kurzen Rahmen alles abdecken zu können. Das kann nur eine subjektive Auswahl sein. Dennoch darf man irritiert sein, wer und was hier alles fehlt. Ob Martin Scorsese oder Stanley Kubrick, Charles Chaplin oder John Ford, Christopher Nolan oder Ridley Scott, sie alle werden unterschlagen. Diversität ist ohnehin nicht angesagt. Bis auf Akira Kurosawa stammen alle porträtierten Regiegrößen aus den USA oder Europa. Kathryn Bigelow ist die einzige Frau. Selbst bei den Genres hätte es mehr Abwechslung in Klassiker der Filmgeschichte geben dürfen. Es gibt keine Horrorfilme, von Psycho einmal abgesehen. Animationsfilme und Musicals wurden komplett ignoriert. Actionfilme? Monumentalfilme? Da ist wenig zu holen.

Aber auch wenn man nicht jede einzelne Entscheidung nachvollziehen kann und diesen Anspruch am besten von vornherein beiseiteschieben sollte: Die Mischung aus Sachbuch und Comic lohnt sich. Lustige Geschichten, die eher der Unterhaltung dienen, treffen auf ein breites Spektrum an Themen. Es macht Spaß sich hier einzulesen, gemeinsam mit Gambin und Thébaudeau in die Vergangenheit zu reisen und sich an alte Lieblinge zu erinnern. Dazu gibt es in Klassiker der Filmgeschichte immer wieder Tipps für weitere Lektüren, dazu den einen oder anderen Film zu entdecken. Vor allem macht das hochwertig aufgemachte Buch Lust darauf, wieder in der eigenen Sammlung zu kramen und die hier vorgestellten oder auch andere Meisterwerke erneut anzuschauen, vielleicht sogar mit anderen Augen.

Credits

OT: „Histoires incroyables du cinéma“
Land: Frankreich
Jahr: 2020/2022
Texte: Elsa Gambin, Alexis Thébaudeau
Zeichnungen: Benjamin Reiss, Fabien Ronteix, JL Mast, Joël Legars, Luisa Russo, Paolo D’Antonio, Robert Paquet, Stefano Masrantuono, Andrea Meloni, Christopher Lannes, James Blondel, Marie Decavel, Michelangelo Tani, Thomas Balard, Alessandra Melarosa, Alexandre Ristorcelli, Emeric Tain, Giorgia De Salvo, Giorgia Marras, Juliette Vaast, Rachid Nhaoua, Tommaso Bianchi, Adriana Filippini, Carmelo Zagaria, David Soyeur, Thierry Jollet

Bilder

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Klassiker der Filmgeschichte
fazit
„Klassiker der Filmgeschichte“ behandelt in einer Mischung aus Sachtexten und anekdotischen Hintergrund-Comics eine Reihe von Meisterwerken. Die Auswahl ist zwangsläufig willkürlich, zuweilen fragwürdig. Zudem sind die Infos nicht unbedingt alle neu. Aber es macht Spaß, sich hier auf eine Zeitreise zu begeben und alte Klassiker wiederzuentdecken.
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