Magie der Freundschaft

So ein runder Geburtstag muss natürlich gebührend gefeiert werden. Vor allem, wenn es sich um den 100. Geburtstag handelt. Bei Disney führte das zu den unterschiedlichsten Aktionen. Beispielsweise wurde das Live-Action-Remake Arielle, die Meerjungfrau als Teil der Feierlichkeiten veröffentlicht. Es gab Ausstellungen, die an die beeindruckende Historie des Unternehmens erinnern, allen voran natürlich an die Animationsfilme. Wer lieber etwas Handfestes möchte, für den gibt es seit Kurzem Magie der Freundschaft, das drei große Klassiker genommen und in Comic-Form adaptiert hat. Genauer gibt es hier schriftliche Neuauflagen von Bambi (1942), Das Dschungelbuch (1967) und Der König der Löwen (1994). Wenn ein Studio so viele unvergessliche Werke herausgebracht hat wie die Disney-Animationssparte, dann ist eine solche Auswahl zwangsläufig willkürlich. Da hätte es viele Alternativen gegeben.

Die Geschichten tierischer Freundschaften

Aber die Auswahl passt. Nicht nur, dass es ikonische Filme sind, die zudem aus sehr unterschiedlichen Epochen stammen, wodurch das Gesamtwerk gut repräsentiert wird. Sie passen zudem gut zu dem Titel des Bandes. Tatsächlich sind alle drei Geschichten in Magie der Freundschaft von Freundschaften geprägt. Bei Bambi sind es die zwischen dem jungen Hirsch, dem Hasen Klopfer und dem Stinktier Blume. Bei Das Dschungelbuch gibt es sogar eine ganze Reihe von Freundschaften, wenn das Menschenkind Mogli im Dschungel ausgesetzt wird, wo es auf den Panther Baghira, den Bären Balu, aber auch Wölfe, Geier und Elefanten trifft. In Der König des Löwen dominieren ebenfalls Tiere, wenn das einsame Löwenjunge Simba, das Erdmännchen Timon und das Warzenschwein Pumbaa enge Bande schließen.

Wer die Filme kennt, weiß aber, dass die Geschichten nicht völlig harmlos sind, sondern auch recht düstere Passagen haben. Bei Bambi ist es die Szene rund um die Mutter, die von Jägern geschossen wird – auch wenn der Part hier sehr kurz ausfällt. Mogli wird in Das Dschungelbuch zweimal beinahe von der Schlange Kaa gefressen und wird zudem von dem menschenhassenden Tiger Shir Khan gejagt. Vor allem aber Der König der Löwen mutet dem Protagonisten einiges zu, wenn dessen Onkel Scar zum skrupellosen wie verschlagenen Meuchelmörder wird, um selbst auf den Thron zu kommen. Wo die ersten beiden Geschichten die düsteren Passagen entweder an den Rand schieben oder mit Komik auflockern, da ist die Odyssee des Löwen schon härterer Stoff.

Schöne Umsetzung mit Abstrichen

Für Abwechslung ist auf diese Weise gesorgt. Die drei Geschichten sind zusammen ein schönes Paket, sei es zum Selberlesen oder um gemeinsam mit dem Nachwuchs in die bunten Welten von Disney einzutauchen. Die Zeichnungen sind den Originalen auch gut nachempfunden. Allerdings hat so ein Projekt automatisch Limitierungen. Das eine betrifft den Inhalt, der notgedrungen stark zusammengestaucht werden musste. Die grundsätzliche Handlung ist zwar in Magie der Freundschaft erhalten geblieben. Aber wenn epische Szenen hier auf nur einer Seite wiedergegeben werden können, bleibt notgedrungen etwas auf der Strecke.

Das andere ist, dass ein Comic nun einmal kein Film ist. Die Animationen, welche maßgeblich den Charme mit ausmachen, wurden zu Standbildern, was einfach nicht dieselbe Wirkung hat. Außerdem wiegt der Verlust der Musik schwer. Während Bambi da noch recht glimpflich davonkommt, ist das bei den beiden Kollegen schwieriger. Das Dschungelbuch ohne Balus Probier’s mal mit Gemütlichkeit? Der König der Löwen ohne das beschwingte Hakuna Matata? Das ist nur zweite Wahl. Sieht man einmal von diesen unausweichlichen Mankos ab, ist Magie der Freundschaft aber eine gelungene Umsetzung und ein schönes Geschenk zum Jubiläum.