Das fliegende Klassenzimmer 2023
© UFA Fiction/LEONINE Studios

Das fliegende Klassenzimmer (2023)

Das fliegende Klassenzimmer 2023
„Das fliegende Klassenzimmer“ // Deutschland-Start: 12. Oktober 2023 (Kino) // 23. Februar 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Die 13-jährige Martina (Leni Deschner) kann ihr Glück kaum fassen, als sie tatsächlich ein Stipendium für das für das Johann-Sigismund-Gymnasium bekommt. Dieses ist malerisch in Südtirol gelegen, aber auch als Einrichtung sehr begehrt. Für Martina, in deren Familie das Geld grundsätzlich knapp ist, ist das eine einmalige Chance. Kaum dort angekommen, muss sie jedoch feststellen, dass das alles nicht ganz so paradiesisch ist wie gedacht. Vor allem die Feindschaft zwischen den Stadtkindern, die in der Schule schlafen, und denen aus dem Dorf wird sie schwer beschäftigen. Neu ist diese nicht. Schon in der Jugend von Internatsleiter Justus Bökh (Tom Schilling) gab es Streit, Besserung ist nicht in Sicht. Während Martina und ihre neuen Freunde und Freundinnen an einem Film arbeiten wollen, machen sie die Bekanntschaft eines geheimnisvollen Einsiedlers (Trystan Pütter), der in einem Eisenbahnwaggon lebt und dem sie den Namen Nichtraucher geben …

Neuverfilmung des Klassikers

Während seiner Jahrzehnte dauernden Karriere hat Erich Kästner mehrere Dutzend Bücher geschrieben. Doch kaum eins dürfte dem Bekanntheitsgrad von Das fliegende Klassenzimmer erlangt haben. Das liegt nicht nur an dem Roman selbst, der 1933 auf den Markt kam – im selben Jahr also, als seine Romane von den Nationalsozialisten als undeutsch verbrannt wurden. Auch die diversen Verfilmungen erfreuten sich großer Beliebtheit. So lockte die Adaption von 2003 mehr als 1,8 Millionen Menschen in die Kinos. Und das obwohl man damals die Vorlage schon sehr stark abwandelte, beispielsweise aus dem gleichnamigen Theaterstück ein Rap-Lied wurde. Nun gibt es einen erneuten Anlauf, den Buch für die große Leinwand aufzuarbeiten und für ein heutiges Publikum anzupassen.

Einige dürften dann auch mal wieder ein Tobsuchtsanfall bekommen, wenn aus dem Jungen Martin eine Martina wurde oder in der Clique tatsächlich auch ein dunkelhäutiges Mädchen zu finden ist. Aber ein rein weißes Jungeninternat wäre heute einfach Realitätsverweigerung. Die meisten Punkte wurden ohnehin ohne größere Änderungen übernommen. Das ist auch gut so, denn obwohl das Buch dieses Jahr immerhin stolze 90 Jahre alt wurde, enthält es doch viel, das heute genauso gut wie damals funktioniert. Ob es das Motiv der Vernachlässigung ist oder das Aufwachsen in einer ärmlichen Familie, Das fliegende Klassenzimmer spricht eine Reihe von Themen an, die eine sehr universelle Qualität haben. Die Vorstellung einer geteilten Gesellschaft ist einem heutigen Publikum sowieso sehr vertraut.

Zu sprunghaft und künstlich

Dass dies am Ende nicht so bleiben darf, ist klar. Ein Kinderfilm ohne Happy End? Das wäre undenkbar. Allerdings investiert Das fliegende Klassenzimmer nicht sonderlich viel Arbeit in diese Annäherung. Bei Internatsleiter Justus und dem Nichtraucher gibt es zwar ein paar Szenen. Bei dem seit Jahrzehnten geführten Krieg zwischen Internen und Externen muss eine einzige Szene zum Umdenken führen. Und die wird auch noch holprig erzählt, da wird dann auf Knopfdruck alles gut. Überhaupt nimmt man sich bei dem Film nicht die Zeit, die es gebraucht hätte, um eine wirkliche Entwicklung aufzuzeigen. Das zeigt sich auch an dem willkürlichen Verhalten der Kinder, das sich von einem Moment zum nächsten ändern kann, ohne dass dies irgendwie erklärt würde.

Dies ist schon sehr schade, weil das von Kästner geschriebene Buch eigentlich eine Slice-of-Life-Geschichte ist, bei der es stärker um die Figuren geht als um eine Handlung. Das titelgebende Theaterstück ist zwar eine Art Ziel, spielt aber keine wirklich große Rolle. Die einzelnen Motive sind vorhanden, zu erzählen hat der Film einiges. Wenn man diesem aber das alles nicht abnimmt und die Jungen und Mädchen zu sehr zu Konstrukten verkommen, dann bringt das nicht so wahnsinnig viel. Es fehlt Das fliegende Klassenzimmer die notwendige Natürlichkeit, um aus den Figuren tatsächliche Menschen zu mache, mit denen man mitfiebern kann. Die schönen Bilder und das immer wieder willkommene Element der Versöhnung laden zwar dazu ein, sich der Clique anzuschließen. Das reicht aber nicht aus, um die Mängel auszugleichen.

Credits

OT: „Das fliegende Klassenzimmer“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Carolina Hellsgård
Drehbuch: Gerrit Hermans
Vorlage: Erich Kästner
Musik: Freya Arde
Kamera: Moritz Anton
Besetzung: Leni Deschner, Tom Schilling, Trystan Pütter, Hannah Herzsprung, Lovena Börschmann Ziegler, Morten Völlger, Wanja Valentin Kube, Franka Roche, Holly Schiek, Aaron Sansi, Leander Schumann

Bilder

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Das fliegende Klassenzimmer (2023)
fazit
Mit „Das fliegende Klassenzimmer“ versuchte man, den Kinderbuch-Klassiker neu zu verfilmen. Die diversen Änderungen sind Geschmackssache. Tatsächlich schwierig ist aber, wie sprunghaft Entwicklungen und wie willkürlich Verhaltensweisen sind. Dadurch nimmt man der Adaption nie ab, dass es da um wirkliche Menschen geht.
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