The Harbinger
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The Harbinger

The Harbinger
„The Harbinger“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Lyle (Myles Walker) lebt mit seinen beiden erwachsenen Kindern Ronald (Ray Anthony Thomas) und Monique (Gabby Beans) in einem kleinen Häuschen. Wie alle anderen auch sind sie von der Corona-Pandemie schwer getroffen. Aber sie haben sich arrangiert, sind sehr vorsichtig bei dem Umgang miteinander. Kontakte zur Außenwelt vermeiden sie so gut wie möglich, um sich nicht anzustecken. Umso größer ist die Wut der beiden anderen, als Mo, wie Monique von allen genannt wird, verkündet, zu ihrer alten Freundin Mavis (Emily Davis) fahren zu wollen. Diese hatte bei ihr angerufen und um Hilfe gebeten, was für Mo selbstverständlich ist, auch wenn sie auf wenig Verständnis bei der Familie stößt. Für sie selbst unverständlich ist jedoch, was Mavis ihr beim Wiedersehen erzählt. So habe sie schreckliche Alpträume, aus denen sie kaum noch erwacht. Und es käme bald noch schlimmer …

Der Horror von Corona

Bei einem weltweit derart einschneidenden Erlebnis wie der Corona-Pandemie verwundert es nicht, dass es zahlreiche Filme und Serien gab, die irgendwie darauf Bezug nahmen. Die meisten stammen natürlich aus dem Drama- oder Komödien-Bereich. Aber auch im Horror-Segment gibt es einige Beispiele. Manche versuchten, auf mindestens fragwürdige Weise den Alltag weiterzuspinnen oder erzählten „zufällig“ von anderen Virus-Pandemien. Host nahm die seinerzeit typisch gewordenen Zoom-Gespräche und bastelte drumherum eine düstere Geschichte. Doch unter diesen Beispielen dürfte keines sein, das ähnlich stark wie The Harbinger das Thema Corona selbst aufgreift und in dessen Rahmen von einer übernatürlichen Horror-Erfahrung erzählt.

Anfangs sieht es dabei so aus, als wäre die Sache mit den Masken und der Isolation nur als Hintergrund genommen. Tatsächlich ist das Motiv von schrecklichen Erfahrungen, die man in seinen Träumen macht, keines, das nun unbedingt an die Pandemie gebunden wäre. Nightmare on Elmstreet machte aus diesen Alpträumen gleich ein ganzes Franchise. Das irritiert umso mehr, da The Harbinger 2022 auf diversen Genre-Festivals zu sehen war, als die meisten Corona bereits abgehakt haben. Erst mit der Zeit wird klar, dass der Film nicht einfach nur zu spät kam und von der Gegenwart überholt wurde. Vielmehr soll das Werk bewusst an diese Vergangenheit erinnern und dafür sorgen, dass vieles nicht in Vergessenheit gerät, das damals so wichtig war. Dass gerade auch die Menschen nicht in Vergessenheit geraten, die wir damals verloren haben und an deren Tod niemand mehr denken mag.

Angst ist ansteckend

Dass wir hier ganz nah an den Figuren bleiben, verwundert nicht. Schließlich steckt Regisseur und Drehbuchautor Andy Mitton dahinter, der zuvor gemeinsam mit Jesse Jolland We Go On gedreht hat. Und das Horrorwerk über einen Mann mit Todesangst, der zur Beruhigung einen Besuch für das Leben nach dem Tod sucht, war einer der menschlichsten und schönsten Genrebeiträge des letzten Jahrzehnts. The Harbinger greift das Motiv der Angst auf und macht aus diesem – neben der Sache mit dem Erinnern – einen zentralen Bestandteil. Genauer beschreibt er, wie Angst ansteckend sein kann und wir von dieser gelähmt sein können. Auch das ist ein klarer Verweis auf die reale Welt und ein Kommentar zu gesellschaftlichen Phänomenen. Die Angst geht um und droht, die Menschheit zu vernichten, auch weil der Zusammenhalt fehlt.

So ganz funktioniert das mit der Metapher zwar nicht. Beispielsweise wird der Schrecken hier verbreitet, indem Menschen die Nähe zueinander suchen. Das läuft dem anfänglichen Konzept, dass die Isolation die Krankheit Angst begünstigt, zuwider. Und auch an anderen Stellen hat man das Gefühl, dass der Film nicht wirklich konsequent ist. Aber er ist doch gut umgesetzt. So gibt es in The Harbinger eine Reihe unheimlicher Momente, die beweisen, dass man nicht viel Geld braucht. Außerdem kann sich Mitton auf sein Ensemble verlassen, das zwar kaum bekannt ist, aber jede Menge Talent mitbringt. Gabby Beans und Emily Davis überzeugen sowohl in den schreckhaften wie auch den emotionalen Momenten und schaffen es, dass das Publikum sich in diesen gleichzeitig universellen wie außergewöhnlichen Situationen wiedererkennt.

Credits

OT: „The Harbinger“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Andy Mitton
Drehbuch: Andy Mitton
Musik: Andy Mitton
Kamera: Ludovica Isidori
Besetzung: Gabby Beans, Emily Davis, Ray Anthony Thomas, Myles Walker, Cody Braverman

Trailer

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The Harbinger
fazit
„The Harbinger“ irritiert anfangs zwar durch das Corona-Szenario. Doch später ergibt dieses tatsächlich Sinn, wenn es gleichermaßen um ansteckende Ängste wie auch den Kampf gegen das Vergessen geht. Ganz funktioniert das mit der Metapher zwar nicht. Die Mischung aus Übernatürlichem und Alltäglichen geht jedoch nahe, auch dank eines sehr guten Ensembles.
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