Ebola Syndrome
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Ebola Syndrome

Ebola Syndrome
„Ebola Syndrome“ // Deutschland-Start: 19. Mai 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Kai (Anthony Wong) schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, bis er eines Tages von seinem Boss beim Techtelmechtel mit dessen Geliebter erwischt wird. Trotz seiner anfänglichen Unterlegenheit gelingt es Kai, seine Gegner umzubringen. Ihm bleibt nur die Flucht aus Hongkong und damit nach Südafrika, wo er im Restaurant eines Landsmannes eine Stelle als Kellner und gelegentlicher Hilfskoch findet. 18 Jahre bleibt er dort unentdeckt, bis eines Tages eine Stewardess in dem unhöflichen Mann den  Mörder ihrer Eltern erkannt haben will. Parallel bringen Kai und der Besitzer des Restaurants noch etwas anderes von ihrem Besuch beim Stamm der Zulus mit, denn neben dem dringend benötigten Schweinefleisch hat sich Kai mit dem Ebola-Virus angesteckt. Nach einem kurzen Fieberanfall und einiger Stunden im Bett geht es ihm allerdings wieder bestens, sodass er sich vornimmt, endlich Rache an den Betreibern des Restaurants zu nehmen. Zur gleicher Zeit versucht die Stewardess die Polizei davon zu überzeugen, dass sich ein gesuchter Mörder in der Stadt aufhält.

Die Exzesse von CAT III

In den 1990er begann sich das Hongkong-Kino zu verändern, wobei Regisseure wie Herman Yau sicherlich eine Ausnahmeerscheinung bilden, wenn man Filme wie The Untold Story oder Ebola Syndrome betrachtet. Mit dem Prädikat „Category II“ (kurz CAT III) versehen, standen diese Werke für eine besonders harte Gangart in Sachen Gewalt, wobei kein Tabubruch ausgelassen wurde, was beiden Filmen bei der deutschen Freigabe eine entsprechende Wertung einbrachte. Filmliebhaber fanden dennoch eine Weg, beide Werke zu sehen, sodass beide mittlerweile so etwas wie einen Kultstatus genießen und ein Grund mehr ist, warum Ebola Syndrome dank Busch Media Group in Deutschland eine Auswertung fürs Heimkino erfährt.

Viele der Filme, die mit dem „Category III“-Label versehen wurden, sind inspiriert von echten Verbrechen oder Gerüchten, die sich um bestimmte Vorfälle angesammelt haben. Während The Untold Story ein solches Fundament hatte, kann man Ebola Syndrome als einen Film betrachten, der eine solche Grundlage nicht mehr wirklich nötig hat. Allein die ersten zehn Minuten sind eine Aneinanderreihung von brutaler, widerlicher und durchweg grauenhafter Details und Taten, dass man am liebsten wegsehen oder gleich abschalten will. Nach Sympathieträgern braucht man gar nicht erst zu suchen, denn neben der visuellen Gewalt, gibt es dann auch noch die verbale, welche sich gegen Frauen wie auch Menschen mit anderer Hautfarbe richtet und mitnichten nur vom Protagonisten ausgeht. Wer hier nach Tiefgang sucht, wird bitter enttäuscht, denn das Brechen mit dem guten Geschmack und im weiteren Verlauf auch mit narrativen Konventionen ist das Maß aller Dinge, nach welchem Drehbuch und Inszenierung funktionieren. Die Kamera hält dabei immer drauf auf viele Details, sodass nur wenig der Vorstellung überlassen wird.

Die ganze Palette der Verdorbenheit

Während sich der Kultstatus von Ebola Syndrome vielleicht sehr auf diese Szenen stützt, macht den Reiz des Filmes andere Aspekte aus. Zum einen ist dies die Darstellung Anthony Wongs als Kai, der wie schon zuvor in The Untold Story den richtigen Ton für einen derartigen Charakter findet und dessen Spiel genauso in die Extreme geht wie die Handlung an sich. Immer nahe am over-acting erscheint Kai bisweilen wie eine Comicfigur, was, kombiniert mit den in Sachen Gewalt überzeichneten Szenen, einen nicht geringen Unterhaltungswert gibt. Allein der Genuss, mit dem er sich seiner Opfer entledigt und diese dann anderen Menschen als Mahl serviert, wirkt wie ein bitterböser Seitenhieb aus kulturelle Aneignung und Globalisierung. Die einen exportieren Burger und die anderen eben ein Virus, scheint die zynische Pointe zu sein.

Leider ist die zweite, wieder in Hongkong spielende Hälfte der große Schwachpunkt des Filmes. Außer im Finale wird nicht mehr der Tabubruch oder das Extreme gesucht, sondern das Drehbuch wird zu einem leidlich spannenden und sehr trägen Krimi-Plot, bei der man bisweilen herbeisehnt, dass die tölpelhaft agierende Polizisten endlich Kai festnehmen oder anderweitig zur Strecke bringen.

Credits

OT: „Ebola Syndrome“
Land: Hongkong
Jahr: 1996
Regie: Herman Yau
Drehbuch: Ting Chau
Musik: Ma Chun-hung
Kamera: Yu Kwok Bing
Besetzung: Anthony Wong, Wan Yeung-ming, Shing Fui-On, Wong Tsui-ling, Miu-Ying Chan

Bilder

Trailer

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Ebola Syndrome
fazit
„Ebola Syndrome“ ist ein Exploitation-Film, der die Extreme sucht und Tabus überschreitet. Tiefgang sollte man als Zuschauer nicht erwarten, dafür aber eine bisweilen eine zynische Schlachtplatte, die leider in der zweiten Hälfte etwas nachlässt. Dafür aber zeigt Anthony Wong in der Hauptrolle als Kai sein Talent für extreme Figuren.
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