Die letzte Festung The Last Castle
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Die letzte Festung

Die letzte Festung The Last Castle
„Die letzte Festung“ // Deutschland-Start: 29. November 2001 (Kino) // 27. Mai 2021 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Als Konsequenz seines eigenmächtigen Handelns wird der hochdekorierte General Lieutenant Eugene Irwin (Robert Redford) zu einer Haftstrafe von zehn Jahren verurteilt. Die Strafe muss er in einem berüchtigten Hochsicherheitsgefängnis absitzen, welches unter der Leitung Colonel Winters (James Gandolfini) steht, der unter den Aufsehern wie auch den Gefangenen gefürchtet ist. Während seiner ersten Wochen in der Haftanstalt wird er Zeuge diverser Praktiken, welche den Zusammenhalt unter den Gefangenen verhindern sollen und diese immer wieder an ihren Status als Menschen zweiter Klasse erinnern. Zudem sieht er die Gewalt der Häftlinge untereinander, aufgrund der herrschenden Hierarchien, sowie die Brutalität der Wärter, die auf Befehl Winters, mit äußerster Härte handeln, sobald jemand die Regeln überschreitet. Als Irwin von Mithäftlingen angesprochen wird, ob er etwas gegen die Aktionen des Colonels machen könne und seine Kontakte beim Militär über die Zustände im Gefängnis informieren könne, winkt dieser ab und will lieber seine Strafe ohne Konflikte verbringen.

Als Irwin jedoch einem anderen Gefangenen, dem schüchternen Aguilar (Clifton Collins Jr.) dabei hilft, sich durchzusetzen und gar bei Bau einer Mauer mithilft, sieht Winter dies als einen Versuch, seine Autorität zu unterwandern an und geht wie bereits in der Vergangenheit mit aller Härte gegen diese vermutete Revolution gegen ihn vor.

Eine Festung der Werte

Bei einer Ausbildung an der Militärakademie West Point, New York war es vielleicht vorprogrammiert, dass Regisseur Rod Lurie (The Outpost – Überleben ist alles) eines Tages wohl einen Film inszenieren würde, der viele seiner Erfahrungen aus dieser Zeit vereint. Einzig die Geschichte war gegen Die letzte Festung, denn im unmittelbaren Nachhall der Terroranschläge vom 11. September 2001 wurde nicht nur die Werbekampagne für den Film zurückgefahren, sondern es fanden sich auch nicht allzu viele Zuschauer, die den Weg ins Kino fanden. Aber dies ist nicht das einzige Problem dieses erzählerisch etwas plumpen Films, dessen militärischer Unterton sich nicht nur in den Figuren wiederfindet, sondern auch in der allzu platten Metapher, die das Zentrum von Die letzte Festung bildet.

Die Metapher der Vereinigten Staaten als eine Festung nach dem Beispiel der mittelalterlichen Schlossanlagen, wie sie der Off-Kommentar zu Anfang des Filmes beschreibt, reicht eigentlich schon aus für den Zuschauer, wenn man verstehen will, auf was die nächsten zwei Stunden Film hinauswollen. Jene Festung der Werte gilt es zu verteidigen, ist diese doch stets in Gefahr, doch nicht von innen, sondern von außen, von den Institutionen, die unterwandert sind von Korruption und Eitelkeit sowie einem Selbstbild, was keinerlei Widerspruch duldet. Das Drehbuch von David Scarpa und Graham Yost zeigt dies in der Konfrontation zwischen Irwin und Winter, die zwar durch ihre Rollen innerhalb des Gefängnisses getrennt sind, die aber ideologisch nicht sehr viel voneinander unterscheidet. Mag das erzählerische Zentrum auch etwas dürftig sein, stellen Gandolfini und Redford schauspielerisch diesen Konflikt der beiden Führungspersönlichkeiten spannend dar. Allein die erste Begegnung im Büro des Gefängnisdirektors ist dramaturgisch sehr ansehnlich und insbesondere durch ihr Wechselspiel mit den Machtverhältnissen interessant, was man einige Male in Die letzte Festung beobachten kann.

Hierarchien und Gewalt

Auch der Inszenierung von Die letzte Festung kann man wenig vorwerfen, ist diese doch in ihrer Abbildung der Machtverhältnisse und Hierarchien sehr interessant. Die Farbgebung wie auch der Einsatz von Licht betonen immerzu die Beziehungen zwischen Wärter und Insasse, zwischen Herr und Diener, was im Kontext des Gesellschaftsbildes im Mittelalter, wie es bereits angesprochen wurde, ebenfalls interessant ist. Narrativ ist dies leider weniger ausgefeilt, scheint es hier doch eher um die Manifestation militärischer Werte zu gehen, welche ein Heilversprechen beinhalten und sich in der Errichtung einer realen Festung niederschlagen. Gewalt kommt da letztlich von beiden Seiten, vom Lager Irwins wie auch Winters, doch fehlt es der Regie wie auch dem Drehbuch an Mut, dies zu hinterfragen oder dieser Idee, welche durchaus im Schauspiel angelegt ist, nachzugehen.

Credits

OT: „The Last Castle“
Land: USA
Jahr: 2001
Regie: Rod Lurie
Drehbuch: David Scarpa, Graham Yost
Musik: Jerry Goldsmith, Tom Waits
Kamera: Shelly Johnson
Besetzung: Robert Redford, James Gandolfini, Mark Ruffalo, Clifton Collins Jr., Delroy Lindo

Trailer

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Die letzte Festung
fazit
„Die letzte Festung“ ist ein Gefängnisdrama, dessen Schauspieler überzeugen, während es der Inszenierung an Mut fehlt. Rod Luries Film dreht sich immer wieder um eine zentrale Metapher, die man schon in den ersten Minuten geliefert bekommt, ohne sich inhaltlich von ihr wegzubewegen oder etwas mit ihr zu machen. So schleppt sich „Die letzte Festung“ über zwei Stunden dahin, ohne von der Stelle zu kommen.
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