Spieglein Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen Mirror Mirror
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Spieglein Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen

Spieglein Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen Mirror Mirror
„Spieglein Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen“ // Deutschland-Start: 5. April 2012 (Kino) // 4. Oktober 2012 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Eigentlich dachte Clementianna (Julia Roberts), dass sie alles im Leben erreicht hatte. So war es ihr gelungen, das Herzen des verwitweten Königs (Sean Bean) zu gewinnen, ihn zu heiraten und im Anschluss wieder loszuwerden, womit ihr das gesamte Königreich gehört. Wäre da nur nicht ihre lästige Schwiegertochter Schneewittchen (Lily Collins), die ihr mit ihrer Schönheit eine echte Konkurrentin geworden ist. Außerdem hat die Königin lange über ihre Verhältnisse gelebt, weshalb die Staatskasse leer ist. Doch dann taucht zu ihrem Glück der Prinz Alcott (Armie Hammer) auf, der nicht nur unverschämt gut aussieht, sondern auch Thronfolger eines vermögenden Königreichs ist. Während Clementianna ihren Diener Brighton (Nathan Lane) darauf ansetzt, sich um Schneewittchen zu kümmern, bezirzt sie selbst den noblen Neuankömmling. Doch bei ihren Plänen hat sie die Rechnung ohne die sieben Räuberzwerge gemacht, welche im Wald ihr Unwesen treiben …

Humorvolle Neuinterpretation des Märchens

In den 2010er Jahren kam es zu einem im Nachhinein nicht ganz nachvollziehbaren Versuch der großen Hollywood-Studios, alte Märchen noch einmal als Blockbustervariante völlig neu zu interpretieren. Ganz weg waren diese natürlich nie, dafür sorgte allein schon Disney, die über lange Zeit aus den bekannten Stoffen große Zeichentrickhits schneiderten. Bei den besagten Neuinterpretationen ging man aber ganz andere Wege und suchte neue Zielgruppen. So waren Snow White & The Huntsman und Hänsel und Gretel: Hexenjäger düster angelegte Versionen, bei denen Action und Fantasy zusammentrafen. Deutlich heiterer war hingegen Spieglein Spieglein, das wie die obigen Filme mit Starpower protzte, die Gefahren aber durch Komik ersetzte.

Das beginnt schon bei der Einleitung, wenn die böse Königin eine Zusammenfassung der vorangegangenen Ereignisse gibt und dabei nicht an Spott spart. So macht sie sich beispielsweise über den Namen ihrer Schwiegertochter lustig oder auch darüber, dass in der Märchenwelt offensichtlich niemand einer geregelten Arbeit nachgeht. Das hat einen so starken Meta-Charakter inklusive der Ansprache des Publikums, dass Spieglein Spieglein anfangs noch wie eine Parodie wirkt. Im Anschluss wird sich das zwar wieder ändern, der spöttische Ton mindert sich. Der Humor als solcher spielt aber auch dann eine große Rolle, wenn kaum eine Szene vergeht, in der mal kein Witz eingebaut wird. Das geschieht mal mit einem Augenzwinkern, kann aber auch ziemlich albern werden. Erlaubt ist, was das Publikum zum Lachen bringt.

Zwischen unterhaltsam und blass

Das klappt sogar immer mal wieder recht gut. Eine Stärke des Films ist, wie das Ensemble die Idee eines selbstironischen Märchens dankbar aufnimmt. Vor allem Julia Roberts und Armie Hammer haben in der Hinsicht immer mal wieder starke Auftritte und zeigen Mut zu peinlichen Situationen. Im Vergleich dazu fällt Lily Collins deutlich ab. Zwar darf ihre Version von Schneewittchen die Dinge später selbst in die Hand nehmen und etwas aktiver werden. Sogar die eine oder andere Actionszene ist drin. Dennoch bleibt sie in Spieglein Spieglein sehr blass, wobei man sich darüber streiten kann, wie viel davon auf sie und wie viel auf die Figurenzeichnung zurückzuführen ist. Während andere Charaktere stark überzeichnet sind, darunter die Zwerge, die immer wieder zu Szenendieben werden, ist an der Prinzessin einfach nicht viel dran.

Insgesamt bleibt der Film etwas unter den eigenen Möglichkeiten. So sind die Settings beispielsweise eher langweilig, zumindest wenn man bedenkt, dass Tarsem Singh (The Cell) hier Regie führte. Dafür sind die für einen Oscar nominierten Kostüme sehr fantasievoll und sorgen damit für die optischen Höhepunkte. Auch beim Inhalt ist Spieglein Spieglein etwas zwiespältig. Dass beispielsweise der Part mit dem Todesschlaf umgeändert wurde, führte zwar zu einer unterhaltsamen und stärker feministischen Szene. Es bedeutet aber auch, dass dem Film jedes Gefühl von Gefahr abgeht. Das ist die Kehrseite der humorvollen Ausrichtung. Das reicht dann trotz allem für einen unterhaltsamen Abend vor dem Fernseher. Ein Klassiker wie das zugrundeliegende Märchen ist das hier aber sicher nicht, weshalb die Fantasykomödie ein Jahrzehnt später schon ein wenig in Vergessenheit geraten ist.

Credits

OT: „Mirror Mirror“
Land: USA
Jahr: 2012
Regie: Tarsem Singh
Drehbuch: Marc Klein, Jason Keller
Musik: Alan Menken
Kamera: Brendan Galvin
Besetzung: Julia Roberts, Lily Collins, Armie Hammer, Nathan Lane

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
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Spieglein Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen
fazit
„Spieglein Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen“ will das bekannte Märchen neu und betont humorvoll interpretieren. Teilweise funktioniert das gut, auch weil das Ensemble sich nicht ernst nimmt. Punkte wie die blasse Titelfigur, enttäuschende Settings und das fehlende Gefühl einer echten Gefahr verhindern aber Größeres.
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von 10