The Reunions

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The Reunions
„The Reunions“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Viele Jahre hat schon Wang Quingli (Liu Li) ihr eigenes Leben fernab ihrer Heimat aufgebaut und jeglichen Kontakt verloren, bis ein tragisches Ereignis, der Tod ihrer Großmutter, sie wieder in ihr Elternhaus zurückholt. Ihre zahlreichen Onkel und Tanten sind ebenfalls angereist in das Elternhaus, welches sich in einer kleinen Gemeinde auf dem Lande befindet und viele Kilometer von der nächsten Großstadt entfernt ist. Neben den Vorbereitungen für die Beerdigung und die damit verbundenen Rituale beschäftigt die Familie in erster Linie das Schicksal Ji Xiangs (Wang Jixiang), Quinglis Vater, der an Demenz leidet, für dessen Pflege bis zu ihrem Tod noch seine Mutter verantwortlich war. Seine Tage verbringt der alte Herr damit, die Namen seiner Geschwister vor sich herzusagen, aus Angst, diese auch noch zu vergessen. Letztlich beschließt der Familienrat, Quingli mit der Pflege ihres Vaters zu betreuen, einem Mann, der ihr im Laufe der Jahre ein Fremder geworden ist und mit dem sie ein dunkles Geheimnis verbindet.

Wenig später beginnt eine neue Geschichte, die aber mit der vorherigen verbunden ist. Dieses Mal sehen wir Regisseur Da Peng (als er selbst) während einer Publikumsdiskussion im Anschluss an seinen Film A Reunion, der die bereits erwähnten Vorkommnisse schildert. Auf die Frage einer Zuschauerin hin, beginnt für den Filmemacher eine Phase des Nachdenkens, in der er sich mit den Dreharbeiten und den Themen des Dramas noch einmal genauer befasst. Er beginnt sich zu fragen, inwiefern er selbst, als Angehöriger eines Verstorbenen,  Verantwortung trägt.

Ein sehr persönliches Projekt

In seiner Heimat China ist Chengpeng Dong, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Da Peng, als Komiker und Schauspieler erfolgreich, etwa in The Thousand Faces of Dunjia. Doch mit seinem Kurzfilm A Final Reunion legte er nicht nur sein Debüt als Regisseur vor, sondern zugleich ein sehr persönliches Familiendrama vor. Dabei besetzte er seine eigenen Großeltern in den Hauptrollen, was nicht konfliktfrei blieb und ihm seitens seiner übrigen Familie wie auch von Zuschauer Kritik einbrachte, wie man in der zweiten Hälfte von The Reunions sieht, der im Rahmen des diesjährigen Chinesischen Filmfest München gezeigt wird. In diesem setzt er sich mit der moralischen Dimension seines Projekts auseinander, beleuchtet den Dreh des Filmes an sich sowie die daran anknüpfenden Überlegungen über seine Rolle als Künstler und als Angehöriger.

Die beiden Teile von The Reunions lassen sich als ein Familiendrama über Verantwortung und Entfremdung lesen. Die von Schauspielerin Liu Lu gespielte Wang Quingli wird durch ihre lange Abwesenheit zu einer Fremden in ihrer eigenen Familie, die wie fast schon unbeteiligt dabei zusehen muss, wie ihre Onkel und Tanten eine folgenschwere Entscheidung über ihr Leben fällen, welches für sie nun einzig und allein der Pflege des Vaters gewidmet sein soll. In gewisser Weise übernimmt sie die Rolle des Regisseurs, der in seinem Kurzfilm eine ähnliche Position einnahm, und der innerhalb der Fiktion von The Reunions über sein eigenes Schweigen von damals stolpert, was ihm seitens der Kinozuschauer als moralisches Fehlverhalten vorgehalten wird. Es ist ein schwieriger und komplizierter Ansatz, den sich Chengpeng Dong für seinen Spielfilm ausgesucht hat und welcher nicht immer fruchtet.

Brücken und Mauern

Vor allem aber verliert sich der Film in seiner Darstellung der Brücken, die trotz der an- und abschwellenden Konflikte innerhalb der Familieneinheit etabliert werden können. Während auf der einen Seite die Beziehung Liu Lus Figur im ersten Teil zu ihrem Vater den emotionalen Kern dieses Handlungsstranges darstellt, wird dies im zweiten Teil aufgegeben zugunsten einer Nabelschau des Regisseurs, die zudem reichlich artifiziell daherkommt. Dass er sich diese Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und dem problematischen Inhalt seines Kurzfilms traut, mag ehrenvoll, aber in der Umsetzung hapert es noch was, besonders weil man als Zuschauer so gewaltsam vom einen in den nächsten Teil katapultiert wird. Die Tatsache, dass abermals die Familie Da Pengs Rollen im Film selbst übernimmt, lässt zudem die Frage nach dem Sinn oder dem Mehrwert dieser Unternehmung von The Reunions zu.

Credits

OT: „Ji xiangg ru yi“
Land: China
Jahr: 2020
Regie: Chengpeng Dong
Drehbuch: Chengpeng Dong
Musik: Fei Peng
Kamera: Hao Gao, Shiqing Wang
Besetzung: Jixiang Wang, Chengpeng Dong, Lu Liu, Qingli Wang, Jiwen Wang, Jixiang Wang

Trailer

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The Reunions
fazit
„The Reunions“ ist zum einen Familiendrama und teils ein Meta-Film über das Filmemachen und die moralische Verantwortung, die damit einhergeht. Regisseur Da Peng hat eine gute Idee, doch ihm fehl es an einer Bildsprache und einem erzählerischen Ansatz, um sich der Tiefe und der Komplexität seiner Themen zu widmen. In Erinnerung bleibt jedoch Liu Lus Darstellung im ersten Teil des Films, der Beachtung verdient.
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