Linie 1
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Linie 1

Linie 1
„Linie 1“ // Deutschland-Start: 11. Februar 1988 (Kino) // 25. August 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Sunnie (Inka Groetschel) kann es kaum erwarten, ihren Johnnie (Johannes Kirsch) wiedersehen zu können! Bis nach Berlin ist sie dafür gefahren, so wie es der Rockstar ihr vorgeschlagen hatte. Am Bahnhof Zoo ist sie schon. Jetzt muss sie nur noch einen Weg von dort nach Kreuzberg finden, wo er leben soll. Das ist aber nicht so einfach wie gedacht. Irgendwie ist das alles so groß und hektisch, weswegen die Ausreißerin schnell überwältigt ist. Hinzu kommen die vielen abgedrehten Typen, denen sie unterwegs begegnet. Und so wird die Fahrt mit der U-Bahn Linie 1 schnell zu einem großen Abenteuer …

Von der Bühne ins Kino

Verfilmungen von Musicals sind so eine Sache. Auch wenn der Gedanke naheliegend ist, die Popularität solcher Bühnenspektakel ins Kino übertragen zu wollen, die Ergebnisse fallen doch sehr gemischt aus. Manche werden zu Hits, wie etwa der preisgekrönte Blockbuster Les Misérables. Am anderen Ende des Spektrums findet sich das groteske Debakel Cats. Dazwischen tummeln sich zahlreiche Filme, die schnell in Vergessenheit geraten sind. Vor allem Werke, die nicht mit dem Broadway in Verbindung gebracht werden, tun sich zuweilen schwer damit, ein größeres Publikum anzusprechen. Allein deshalb schon war es bemerkenswert, als Linie 1 1988 in die Kinos kam. Deutsche Leinwandmusicals waren damals bereits eine absolute Seltenheit geworden.

Aber auch inhaltlich unterscheidet sich der Film von vielen anderen Beispielen aus dem Genre. So nahm uns der eigentlich auf Kindertheater spezialisierte Volker Ludwig bei seiner Bühnenvorlage mit auf eine U-Bahn-Fahrt quer durch Berlin. Dass in Geschichten zwischendurch mit den Öffentlichen gefahren wird, das kommt zwar schon mal vor. Dass sie aber fast ausschließlich in Bahnen oder an Bahnhöfen spielt, das war und ist dann doch ungewöhnlich. Diese Settings sind es dann auch, die Linie 1 zu etwas Besonderem machen. Es hat schon ein ganz eigenes Flair, in der damals noch geteilten Metropole unterwegs zu sein, die unterschiedlichsten Leute zu treffen und von ihren Schicksalen zu erfahren.

Nummernrevue ohne Geschichte

Das ähnelt dem Prinzip des Roadmovies. So wie dort ist auch hier der Weg das Ziel. Es geht nicht darum, an einem bestimmten Ort anzukommen, selbst wenn das zu Beginn der Geschichte so behauptet wird. Stattdessen lebt Linie 1 von den zahlreichen Einzelmomenten, bei denen die verschiedensten Menschen vorkommen. Manche sind skurril bis überzeichnet, andere sind näher dran am alltäglichen Leben. Ein bunter Mix also, der wie bei Musicals üblich von Liedern oder Tanzeinlagen begleitet wird. Die ganz großen Ohrwürmer sind hier nicht dabei. Während manche Musicals wegen einzelner Hits zu Evergreens wurden, die man Jahrzehnte später immer noch mitsummen kann, da ist das hier spärlicher. Wer nicht gerade ein Fan der Vorlage oder des Films ist, wird kaum ein Lied davon kennen oder wiedererkennen.

Ein weiteres Problem liegt in dem Fokus auf Einzelmomente: Linie 1 hat eigentlich keine Geschichte zu erzählen. Klar, in vielen Musicals ist das ähnlich. Da wird nur notdürftig ein Rahmen gezimmert, der die verschiedenen Nummern zusammenhält. Hier ist das aber noch einmal etwas stärker ausgeprägt als sonst. Die verschiedenen Stationen fügen sich kaum zu einem Gesamtwerk zusammen. Wer das gar nicht braucht und tatsächlich nur Showeinlagen sehen möchte, der kann die kürzlich veröffentlichte restaurierte Fassung zum Anlass nehmen, um doch noch mal ein Ticket zu lösen. Selbst wenn der Film nicht der große Klassiker sein mag und heute eher in Vergessenheit geraten ist, das interessante und zugleich nostalgisch stimmende Setting ist auch mehr als dreißig Jahre später für eine ganz eigene, reizvolle Atmosphäre gut.

Credits

OT: „Linie 1“
Land: Deutschland
Jahr: 1988
Regie: Reinhard Hauff
Drehbuch: Reinhard Hauff
Vorlage: Volker Ludwig
Musik: Birger Heymann
Kamera: Frank Brühne
Besetzung: Inka Groetschel, Rainer Strecker, Ilona Schulz, Dieter Landuris, Thomas Ahrens, Christian Veit, Petra Zieser, Claus-Peter Damitz

Bilder

Trailer

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Linie 1
Fazit
„Linie 1“ ist ein Musical, das vor allem wegen der Settings sehenswert ist. Wie oft sieht man schon einen Film, der fast ausschließlich in Bahnen oder an Bahnhöfen spielt? Die Lieder sind nicht unbedingt Evergreens, es fehlt zudem ein verbindendes Element, das hieraus mehr macht als eine Nummernrevue. Und doch hat die Adaption der gleichnamigen Bühnenvorlage ihren Reiz.
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