Gangs of New York
© Splendid Film

Gangs of New York

Gangs of New York
„Gangs of New York“ // Deutschland-Start: 20. Februar 2003 (Kino) // 25. November 2016 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

1862 ist New York City noch lange nicht die Metropole, die es einmal werden soll. Doch in den Straßen sammeln sich die Menschen, die meisten von ihnen geflohen aus Europa, um sich ein neues Leben in der „Neuen Welt“ aufzubauen. In dieser Zeit wird Amsterdam (Leonardo DiCaprio) von einem Waisenhaus in die Stadt entlassen, wo er sogleich die Regeln der Straßen kennenlernt. Diese sind nämlich mitnichten in den Händen der Gesetzeshüter, sondern von Männern wie William Cutting (Daniel Day-Lewis), auch der „Butcher“ genannt. Dank seiner Verbindung zu Politikern wie William Tweed (Jim Broadbent) hat er seinen Einfluss und seine Macht gesteigert, sodass er in den „Five Points“, den Straßen New Yorks das Sagen hat. Nachdem er sich durch kleinere Diebstähle einen Namen gemacht hat, steigt Amsterdam in Cuttings Gang, den Natives, mit der Zeit auf und wird zu einem der engsten Vertrauten Williams und beginnt eine Beziehung mit der Taschendiebin Jenny (Cameron Diaz).

Was Cutting jedoch nicht ahnt, ist, dass Amsterdam der Sohn des Anführers der Dead Rabbits ist, den vor über 16 Jahren in einer Straßenschlacht ermordete. Über die Jahre plante der junge Mann seine Rache und wartet nur auf den richtigen Augenblick, wenn er zuschlagen und seinen Vater rächen kann. Allerdings befinden sich unter den Vertrauten Amsterdams Verräter und zudem spitzt sich durch den anhaltenden Bürgerkrieg die sozialen Spannungen in der Stadt zu, was eine Eskalation unausweichlich macht.

Das Fundament einer Metropole und einer Nation

Seit seiner Kindheit in Little Italy war Martin Scorsese nicht nur besessen von Filmen, sondern las zudem alles, was er über die Geschichte seiner Heimatstadt New York City fand, unter anderem auch Herbert Ashburys The Gangs of New York: An Informal History of the Underworld. Da das Projekt ein enormes Budget haben würde, wartete er lange auf die passende Gelegenheit, die schließlich Ende der 1990er sich auftat und es Scorsese ermöglichte, seine Vision zu verwirklichen. Unter enormen Aufwand entstand in den geschichtsträchtigen Cinecittà-Studios in Rom das New York der 1860er Jahre, als die Stadt umkämpft war von zahlreichen Gangs, die um Macht und Einfluss sich duellierten.

Unabhängig wie man zu Gangs of New York im Kontext des Gesamtwerks des Regisseurs steht, kommt man nicht umhin die Vision zu bewundern, die sich bereits in den ersten Minuten zeigen und eine der vielen Straßenschlachten zeigen. Von den Kostümen angefangen bis hin zu kleinen Details wie dem Glasauge William Cuttings wird man als Zuschauer in eine Zeit hineinversetzt, in der New York und damit eine ganze Nation dabei war, sich zu finden, und das in vielen blutigen Kämpfen, von denen es sehr viele zu sehen gibt in Gangs of New York. Dabei werden hochinteressante Themen wie der Einfluss von Einwanderung, Rassismus und die Verwicklung der Unterwelt mit der Sphäre der Politik aufgegriffen. Entsprechend desolat zeigt sich die Stadt, oder zumindest die Five Points, in der sich der Großteil der Handlung abspielt und wo Verbrechen, Armut und Tod an der Tagesordnung stehen.

Reinheit und Verbrechen

Innerhalb dieses thematischen Unterbaus ist die Konfrontation zwischen Amsterdam und Bill Cutting als Metapher zu verstehen für einen Kampf der Ideologien über die Vorherrschaft. Leonardo DiCaprio entwickelt sich zu einem entschlossenen jungen Mann, dessen persönliche Rache einhergeht mit dem Kampf der irischen Einwohner, dass man auch ihre Belange hört und sie nicht länger als Kanonenfutter in den Krieg schickt. Eindrucksvoll ist hingegen die Darstellung Daniel Day-Lewis’, die zwar an manchen Stellen bedenklich nahe am Over-Acting angelegt ist, aber dann wieder unheimlich und verstörend ist, gerade wenn Cutting seine tiefe Abneigung gegen die „irischen Invasion“ und seine Ideologie der Reinheit zum Besten gibt. Auch aus heutiger Sicht wirken diese Statements wie die Aussagen gewisser Republikaner, die ebenfalls in den Straßen genug Anhänger für ihre xenophobe, rassistische Agenda finden.

Credits

OT: „Gangs of New York“
Land: USA
Jahr: 2002
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Jay Cocks, Steven Zaillian, Kenneth Lonergan
Musik: Howard Shore
Kamera: Michael Ballhaus
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Daniel Day-Lewis, Cameron Diaz, Jim Broadbent, John C. Reilly, Henry Thomas, Brendan Gleeson

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Gangs of New York
Fazit
„Gangs of New York“ ist ein gewaltiges Epos über das Fundament einer Stadt und einer Nation. Detailliert, farbenprächtig und brutal ist Martin Scorseses Film, der wohl zu seinen ambitioniertesten Projekten gehört und dessen Faszination man sich als Zuschauer nicht entziehen kann.
Leserwertung2 Bewertungen
9.6
8
von 10