Henry Portrait of a Serial Killer
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Henry: Portrait of a Serial Killer

Henry Portrait of a Serial Killer
„Henry: Portrait of a Serial Killer“ // Deutschland-Start: 4. März 1993 (Kino) // 17. Juni 2022 (Mediabook)

Inhalt / Kritik

In Chicago, einem kleinen Apartment, leben Henry (Michael Rooker) und Otis (Tom Towles) und halten sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Aufgrund ihrer gemeinsamen Vergangenheit – beide haben einmal zusammen im Gefängnis gesessen – hat sich so etwas wie eine Gemeinschaft zwischen den beiden Männern gebildet. Eines Tages kommt Otis’ Schwester Becky (Tracy Arnold) ihren Bruder besuchen, um für eine Weile Unterschlupf bei ihnen zu erhalten. Als ihr Bruder wieder einmal auf einer seiner vielen Kneipentouren ist, öffnet sie sich nicht nur gegenüber Henry, sondern erfährt von ihm zudem noch etwas über seine eigene Biografie, wie er als Kind und Jugendlicher von seinen Eltern misshandelt wurde und sich schließlich gewehrt hat. Auch Becky blickt auf eine ähnliche Geschichte zurück – einem Teil ihres Lebens, mit dem sie mit Otis nicht diskutieren kann, weil er sehr heftig darauf reagiert. Immer mehr entwickelt sich eine Freundschaft zwischen Henry und Becky, die vor allem für sie beinahe schon mehr ist als nur das .

Die Idee zu einem Low-Budget-Klassiker

Als nach über acht Jahren Regisseur John McNaughton (Haus des Zorns – The Harvest) endlich etwas Geld zusammen hatte, um einen Film zu drehen, fehlte ihm jedoch noch das Wichtigste überhaupt, nämlich eine Idee für den Horrorfilm, den er Waleed B. Ali, seinem Geldgeber, versprochen hatte. Durch Zufall wurde er auf die Morde von Henry Lee Lucas und Otis Elwood aufmerksam, welche das Fundament für das Drehbuch lieferten, welches McNaughton letztlich schrieb und das ihm sein Produzent abnahm. Mit großem Einsatz, einem kleinen Budget und der Unterstützung vieler, nicht zuletzt der Stadt Chicago an sich, gelang mit Henry: Portrait of a Serial Killer ein Low-Budget-Klassiker, der dank Turbine Medien nicht nur auf Blu-ray, sondern auch auf UHD erschienen ist.

Auch wenn die Aussicht auf eine UHD-Variante sehr viele Vorzüge im Bereich des Audiovisuellen verspricht, erhält die aktuelle Version dennoch den ungeschliffenen Look von McNaughtons Film, wie bereits bei vergangenen Veröffentlichungen wie Tobe Hoopers The Texas Chain Saw Massacre. Innerhalb der vielen Aspekte, die bei diesem Film eine Rolle spielen und welche bereits in vielen Essays behandelt worden sind, ist es gerade diese grobkörnige, bisweilen an Snuff-Filme erinnernde Ästhetik, die Henry einerseits faszinierend und andererseits nach wie vor verstörend macht. Schon die Eröffnungsszene, die einer von Henrys zahlreichen Mordtaten zeigt, ist in ihrer Deutlichkeit eindringlich und versetzt den Zuschauer direkt in die Welt dieses Menschen, mit dem man sich nun die nächsten 80 Minuten beschäftigen werden muss. Man kann den Blick abwenden und Details ausblenden, aber McNaughton lässt einen solchen Ausweg nicht zu, gerade weil die Kamera immer draufhält, nichts verschönert oder gar verschweigt. Ganz im Gegenteil wirkt gerade der dokumentarische Ansatz McNaughtons und Kameramann Charlie Lieberman nach beim Zuschauer, wobei die Grenze zwischen Fiktion und Realität mehr als einmal verwischt wird.

Das Gesicht des Bösen

Diese beschriebene Wirkung erzielt der Film dank zweier Faktoren: seiner Schauplätze sowie seines Hauptdarstellers. McNaughtons Film merkt man seine Leidenschaft für Chicago und die damit verbundene Ortskenntnis an, wobei insbesondere die schmuddeligen Ecken der Großstadt in den Fokus geraten, die Armut, der Dreck und die Arbeitslosigkeit, die den Film auditiv wie auch visuell durchziehen. Für Henry ist dies sein Revier, in dem er seine Beute sucht und findet, sie versteckt und mit seiner Tat davon kommt, kümmert sich doch augenscheinlich niemand so recht um das Schicksal seines Nachbarn, wie ein Blick durch die Fensterscheiben von Henrys Auto zu verstehen gibt. Einem verblüfft schauenden Otis macht der deutlich, wie man vorgehen muss, damit man nicht auffällt und einfach immer weitermachen kann in diesen Dschungel, der für die obere Gesellschaftsschicht praktisch nicht existent, oder bestenfalls eine ferne Erinnerung ist.

In der Rolle des Henry gibt Michael Rooker eine Darstellung, die bis heute zu den wohl besten seiner langen Karriere zählt. Weniger dramatisch angelegt, ist sein Henry eher eine brodelnde Präsenz, eine Zeitbombe, die jeden Moment losgehen könnte und die seine wahren Motive hinter einer Maske versteckt.

Credits

OT: „Henry: Portrait of a Serial Killer“
Land: USA
Jahr: 1986
Regie: John McNaughton
Drehbuch: John McNaughton, Richard Fire
Musik: Ken Hale, Steven A. Jones, Robert McNaughton
Kamera: Charlie Lieberman
Besetzung: Michael Rooker, Tom Towles, Tracy Arnold, David Katz, Eric Young, Kurt Naebig, Ray Atherton

Bilder

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Henry: Portrait of a Serial Killer
Fazit
„Henry: Portrait of a Serial Killer“ ist ein nach wie vor intensiver und verstörender Mix aus Horrorfilm und Thriller. Dank seiner Ästhetik sowie seines Hauptdarstellers bleibt John McNaughtons Film ein Klassiker des Genres, der dank der aktuellen Veröffentlichung von Turbine Medien eine mehr als würdige Huldigung erfährt, die sich Filmfreunde nicht entgehen lassen sollten.
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