Alles was man braucht
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Alles, was man braucht

Alles was man braucht
„Alles, was man braucht“ // Deutschland-Start: 28. April 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

Regionale Milchprodukte und Eier sowie frisch gebackenes Gebäck und feinstes Bio-Gemüse zieren die Konsumtresen im ländlichen Schleswig-Holstein. Im Zeitalter der Globalisierung können diese kleinen Lädchen jedoch nicht mehr lange mithalten. Die deutsche Dokumentarfilmerin Antje Hubert will mit ihrer neuen Produktion Alles, was man braucht jedoch genauer hinschauen. Im Rahmen der letzten Jahre entstand ihre Reise durch die malerischen Landschaften Deutschlands, um die Bedeutung und Wichtigkeit der kleinen Konsumläden festzuhalten. Anders als die Discounter und Supermärkte versprühen diese nämlich noch das „gewisse Etwas“, das im Zeitalter des Überkonsums und der astronomischen Produktvielfalt immer weiter untergeht: Schlichtheit und der Fokus auf tatsächliche Notwendigkeit.

Konsumwandel

Während kleine Lebensmittelläden jahrzehntelang neben Supermärkten und Discountern bestanden, haben REWE, LIDL und Co. letztendlich doch den Kampf gewonnen – scheinbar. Jahr für Jahr verschwinden so die kleinen Lebensmittelläden und damit auch ein Stück Gesellschaft, da hier nach den Worten eines interviewten Kioskbetreibers nie die Waren, sondern die Menschen im Mittelpunkt standen. Antje Hubert fokussiert sich in ihrer Dokumentation daher auf das Leben der Menschen, welche die Lücke der verschwindenden Lädchen füllen. In der Reise quer durch das ländliche Schleswig-Holstein werden so die letzten Relikte entdeckt: ganz kleine Dorfläden, die um das Überleben kämpfen. In den Gesprächen kristallisiert sich aber schnell die Bedeutsamkeit der schlichten Einkaufsgeschäfte heraus. Hierbei zeigt sich, dass die Menschen bereits jetzt das „einfache“ Einkaufen  vermissen, das in den Supermärkten mit der astronomischen Angebotsvielfalt schnell überfordernd sein kann. Stattdessen gibt es hier und da nur eine Ketchupsorte und ein übersichtliches Sortiment an Käse, Wurst und Joghurt. Und an Gemüse – feinste Bio-Ware von benachbarten Landwirten. Eben alles, was man braucht.

Stadt vs. Land

Der Fokus gilt aber nicht nur dem Konsumverhalten, das sich in den letzten Jahrzehnten enorm gewandelt hat, sondern auch dem generellen Leben auf dem Land. Hier tickt die Zeit noch etwas anders und das Leben scheint im Vergleich zu den Städten des Überkonsums viel angenehmer zu sein. Wenig verwunderlich erinnert Alles, was man braucht somit an den generellen Trend zur Suburbanisierung, also den Wegzug vom städtischen Leben in ländliche Gebiete, wie die ein oder andere Erhebung zeigt. Hier sieht das Leben nämlich sehr viel gemeinschaftlicher aus, wie Hubert festhält. In der Gesamtheit ist die Dokumentation damit ein Appell gegen alles Unnötige und Überkonsum und für – der Titel lässt es erahnen – alles, was man (wirklich) braucht. Durch vielfältige Interviews mit Landwirten und Kioskbetreibern, die noch mit Herz und Seele ihre Betriebe führen, wird dies mehrfach untermauert.

Unsichere Zukunft

In Zeiten, in denen Globalisierung groß geschrieben wird, zeigt Hubert, dass die Zukunft unsicher aussieht, gerade beim Konsumverhalten der Menschen. Wie vergleichbare Produktionen, wie beispielsweise 10 Milliarden – wie werden wir alle satt? oder Good Food, Bad Food – Anleitung für eine bessere Landwirtschaft, kommt so auch die deutsche Neuproduktion zu wichtigen Fragen, die Jahr für Jahr aufgeschoben werden, dabei aber dringend angegangen werden müssten. Ein Beispiel: Während die Lieferung von Einkäufen durch Lieferservices enorm an Bedeutung gewann und es womöglich nur eine Frage der Zeit ist, bis neuartige Lieferoptionen, beispielsweise durch Drohnen, genutzt werden, so zeigt Hubert gegenteilige Bedürfnisse der Menschen auf. Wenn sich eine ältere Frau in dem Zusammenhang in Corona-Zeiten nach dem Einkaufen sehnt und den Spaß beim Einkaufen vermisst, macht dies schon nachdenklich. Wird sich die Lage in landwirtschaftlicher und konsumtechnischer Sicht in Zukunft also ändern und sind die Dorfläden nach eigenen Worten von Hubert tatsächlich die „Wegweiser in eine bessere Zukunft“? Nach dem Einsetzen der Credits hat man schon den Eindruck – möglicherweise.

Credits

OT: „Alles, was man braucht“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Antje Hubert
Drehbuch: Antje Hubert
Musik: Roland Musolff
Kamera: Henning Brümmer

Bilder

Trailer

Interview

Wer mehr über Alles, was man braucht erfahren möchte: Wir haben uns im Interview mit Regisseurin Antje Hubert über den Dokumentarfilm unterhalten und was für sie selbst essentiell ist.

Antje Hubert [Interview]



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Alles, was man braucht
Fazit
In ihrer Reise durch das ländliche Schleswig-Holstein hält Antje Hubert dokumentarisch die Bedeutsamkeit von kleinen Lebensmittelläden fest.
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