JGA: Jasmin. Gina. Anna.
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JGA: Jasmin. Gina. Anna.

JGA Jasmin Gina Anna
„JGA: Jasmin. Gina. Anna.“ // Deutschland-Start: 24. März 2022 (Kino) // 5. August 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Was hatte Jasmin (Luise Heyer) nicht alles im Vorfeld geplant und organisiert! Es sollte schließlich der perfekte Junggesellsinnenabschied für ihre Freundin Helena (Julia Hartmann) werden. Da ahnte sie aber noch nicht, dass die Braut in spe schwanger ist. Um die Häuser ziehen? Party machen? Das kommt nicht in Frage. Völlig desillusioniert landen Jasmin und ihre beiden feierwütigen Freundinnen Gina (Taneshia Abt) und Anna (Teresa Rizos) in einem Dönerladen, wo sie beschließen, den Höhepunkt des Abschieds einfach ohne die Braut durchzuziehen: ein Wochenende in Ibiza. Doch dort begegnen sie ausgerechnet Jasmins Verflossenem Tim (Dimitrij Schaad) und seinen Kumpels Stefan (Axel Stein), Simon (Trystan Pütter) und Django (Arnel Taci). Jenem Mann also, dem sie Jahre später noch hinterhertrauert. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, feiert er dort auch noch seinen eigenen Junggesellenabschied …

Ein Abschied mit Schrecken

Wer in einer Großstadt lebt, der wird ihnen vermutlich über kurz oder lang über den Weg laufen: feiernde Männer oder Frauen, die es vor einer Hochzeit noch einmal so richtig krachen lassen wollen. Das geht oft mit einer großen Lautstärke einher, peinlicher Kleidung und natürlich jeder Menge Alkohol. Ohne lässt sich ein solches Ereignis schließlich kaum ertragen. Und selbst mit Alkohol ist das oft recht anstrengend, für Beteiligte wie Außenstehende, die zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort ist. Das bietet sich für Komödien natürlich an. Wenn JGA: Jasmin. Gina. Anna. dann auch noch nach Ibiza führt, das Sinnbild hemmungsloser Saufpartys, darf einem schon im Vorfeld richtig schlecht werden. Das Poster des Films lässt eine richtig plumpe Veranstaltung befürchten, deren einziges Ziel darin zu bestehen scheint, das Niveau von Minute zu Minute zu unterbieten.

Glücklicherweise hatte Regisseur und Drehbuchautor Alireza Golafshan, der nach Die Goldfische seinen zweiten Film vorlegt, aber etwas anderes vor. Die Klischees, die sich rund um den Junggesellenabschied ranken werden ebenso bestätigt wie die von Ibiza. Da gibt es peinliche Auftritte von der ersten bis zur letzten Minute. Aufblasbare Penisse treffen auf Flamingos, Alkoholexzesse auf Diskomucke und die eine oder andere Partydroge. Hauptsache, der Kopf wird mal so richtig schön leergeblasen. Und doch handelt es sich bei JGA: Jasmin. Gina. Anna. eben nicht um eine reguläre Prollkomödie, die mit derben Späßen ein anspruchsloses Publikum erfreuen will. Selbst wenn sich Elemente daraus hier wiederfinden, im Grunde geht es um etwas völlig anders.

Eine späte Selbstsuche

Genauer erzählt Golafshan die Geschichte einer späten Selbstsuche und Selbstfindung. Zwar haben hier eine ganze Reihe von Figuren jenseits der 30, zum Teil jenseits der 40, das mit dem persönlichen Glück nicht so wirklich hinbekommen. Im Zentrum von JGA: Jasmin. Gina. Anna. steht aber Jasmin, die nach dem unrühmlichen Ende ihrer ersten großen und noch immer einzigen Beziehung in einer Stockstarre gefangen ist. So erzählt sie immer wieder von Tim, so als sei der vor ein paar Minuten auf Toilette verschwunden. Dabei liegt die Trennung Jahre zurück, vieles hat sich geändert, die Welt hat sich weiterentwickelt. Nur eben nicht Jasmin selbst, die ebenso hartnäckig wie mitleiderregend an einer Vergangenheit festhält, die es in der idealisierten Form vermutlich nie gegeben hat.

Warum sie im Anschluss in dieser Dauerschleife stecken blieb, wird dabei nicht ganz klar. Es dürfte aber auch damit zusammenhängen, das sie nicht unbedingt die geschickteste ist im zwischenmenschlichen Bereich, wie eine schön demütigende Szene zu Beginn des Films vorführt. Auch später wird sie, oft aufgrund eigener Ungeschicktheit, schreckliche Momente durchleben müssen. Doch Golafshan macht sich nicht über sie lustig. Vielmehr zeigt er sie in ihrer ganzen Tragik, wenn sie auf einmal Tim gegenübersteht und dadurch gezwungen wird, sich nach all den Jahren doch noch mit allem auseinanderzusetzen. Die starken Momente von JGA: Jasmin. Gina. Anna. sind dann auch die, wenn sich der Film auf die Protagonistin konzentriert und ihren Kampf, sich aus einer Abhängigkeit zu lesen und endlich sie selbst sein zu dürfen.

Stark gespielt, schwächelnder Humor

Der Humor ist dafür nur gemischt. Einige Treffer gibt es natürlich schon, wenn die zwei Cliquen aufeinandertreffen und es dabei schnell drunter und drüber geht. Aber eben auch Leerlauf: In den zwei Stunden Laufzeit ist nicht alles komisch, was komisch gemeint war. So mancher Gag zieht sich, gerade auch wenn er mehrfach zum Einsatz kommen soll. Damit zusammen hängt die doch eher schematische Figurenzeichnung der Nebenfiguren, die meist auf eine einzige Charaktereigenschaft reduziert werden, aus der sich dann alle Witze ableiten. Klar können Überspitzungen Spaß machen. Hier geht dann aber doch zu oft das Menschliche verloren, wenn die Figuren nicht mehr als Karikaturen sein dürfen. Gerade angesichts des Hauptthemas ist das etwas dünn. Dennoch, da sind schon genügend gute Szenen in JGA: Jasmin. Gina. Anna. dabei, die wir Luise Heyer (Generation Beziehungsunfähig) zu verdanken haben. Dazu kommen einige schöne Bilder, die fast schon Lust machen, sich der Reisetruppe anzuschließen.

Credits

OT: „JGA: Jasmin. Gina. Anna.“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Alireza Golafshan
Drehbuch: Alireza Golafshan
Musik: Carlos Cipa
Kamera: Matthias Fleischer
Besetzung: Luise Heyer, Taneshia Abt, Teresa Rizos, Dimitrij Schaad, Axel Stein, Trystan Pütter, Arnel Taci, Julia Hartmann

Bilder

Trailer

Interview

Wer mehr über erfahren möchte: Anlässlich des Kinostarts von JGA: Jasmin. Gina. Anna. unterhalten wir uns mit Regisseur und Drehbuchautor Alireza Golafshan im Interview über die Arbeit am Film, die Suche nach Liebe und das Geheimnis guter Komödien.

Alireza Golafshan [Interview 2022]

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JGA: Jasmin. Gina. Anna.
Fazit
„JGA: Jasmin. Gina. Anna.“ folgt drei Freundinnen, die auf Ibiza einen Junggesellinnenabschied feiern wollen. Das Ergebnis ist nicht die Prollkomödie, die man bei dem Thema erwarten könnte, sondern das Porträt einer Frau, die auf der Stelle tritt und zu sich selbst findet. Das ist schön bebildert und stark gespielt, selbst wenn so mancher Gag nicht wirklich zündet.
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