White Sands Crystal Foxes
© Liz Rosenfeld

White Sands Crystal Foxes

Inhalt / Kritik

Filme, Bücher und Musik eröffnen uns die Möglichkeit einer anderen Welt jenseits der unseren. Mag diese Idee sich auch eskapistisch anhören, so erscheint dies nur an der Oberfläche wie eine Fluchtphantasie, denn letztlich ist kann das Erlebnis zu einem Vergleich der beiden Welten, der realen mit der fiktiven, führen sowie zu einem Rückschluss auf unsere Wirklichkeit, was schließlich ein Eckpfeiler von Genres wie Fantasy oder Science-Fiction ist. Zugleich sind es Welten der reinen Fantasie und damit eine der Grundpfeiler der Kunst überhaupt, ein Beweis für kreatives Talent, gilt es doch, dieses neue Universum mit Leben zu füllen. Man erinnere sich nur an Alices Trip in Lewis Carrolls berühmter Erzählung, in welcher das Wunderland ein Ort der Faszination, aber auch der Verwirrung ist und ironischerweise auf die Gefahren eben jenes reinen Eskapismus hindeutet, neben vielen anderen Aspekten. Gleiches gilt für den Kampf Don Quixotes gegen jene Windmühlen, eine Folge seines unkontrollierten Genusses von Literatur. Im Film mag man sich an die Welt der Zone erinnern, in der sich letztlich der titelgebende Stalker in Andrei Tarkowskis gleichnamigem Film wiederfindet und welche er letztlich der anderen vorzieht.

In dem Projekt White Sands Crystal Foxes der Berliner Künstlerin Liz Rosenfeld prallen gleich mehrere solcher Welten aufeinander. Weniger als Narration gedacht und mehr als eine Art Installation oder Teil einer Performance, wird eine Welt gezeigt, in der das Erlebnis einer queeren Person gezeigt wird. Fasziniert betritt sie ihre Umwelt, in der Füchse die einzigen noch fortpflanzungsfähigen Wesen sind und jegliche Körperflüssigkeiten Kristalle bilden können, wertvolle und begehrenswerte Energiequellen. Nichts jedoch scheint von langer Dauer in diesem Universum, welches sich, wie die mechanisch klingende Erzählerstimme erklärt, zu sein und in einem ständigen Wandel begriffen, einem Kreislauf der Kreation und des Auslöschens.

Unsichtbare Löcher

Im Falle von White Sands Crystal Foxes ist ein Besuch eines Kinos unerlässlich oder eben eines Events wie es im Rahmen der Berlinale 2022, wo Rosenfelds Films Weltpremiere feiert, geplant ist. Dort wird der Kurzfilm im Zeiss-Großplanetarium gezeigt, was wahrlich der beste Ort ist, handelt es sich doch um eine 360°-Erfahrung, deren Form eben jene Konzepte des Entstehens und Auslöschens widerspiegelt. Dem Zuschauer wird ein wahrlich immersives Erlebnis geboten, welches durchaus etwas mit jenem Wunderland gemein hat, welches Carroll beschreibt und ebenso ein Ort ist, in dem sich Faszination mit Verwirrung vermischen. Begegnet man den Bildern von Körperflüssigkeiten noch mit einer gewissen Distanz oder gar Widerwillen, wird die Kreation des Kristalls begleitet sein von einem Zugeständnis der Schönheit jenes Vorgangs. Letztlich führen die Bilder den Betrachter in sich selbst zurück, verweisen auf den Menschen, sodass eine besondere Verbindung zu dem Gezeigten entsteht.

Über allem liegt die Ästhetik und das Konzept einer Installation, des Einzigartigen und potenziell Nicht-Wiederholbaren, wie auch den Erlebnissen, welche die Person teilt, der man in White Sands Crystal Foxes begegnet. Man muss sich auf dieses eigenwillige Projekt einlassen, wobei die Art des Erlebnisses von großer Wichtigkeit ist, denn auf einem normalen Fernsehbildschirm ist Rosenfelds Film kaum erfahrbar.

Credits

OT: White Sands Crystal Foxes
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Liz Rosenfeld
Drehbuch: Liz Rosenfeld
Musik: Neda Sanai
Kamera: Imogen Heath

Filmfeste

Berlinale 2022



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White Sands Crystal Foxes
fazit
"White Sands Crystal Foxes" ist ein eigenwilliger Experimentalfilm, der einer Kunstinstallation gleichkommt. Regisseurin Liz Rosenfeld schafft einen faszinierenden Kurzfilm, der, vorausgesetzt man verfügt über das richtige Umfeld, ein wirklich einmaliges Erlebnis zu bieten hat.
Leserwertung2 Bewertungen
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