Der Beschützer TV Fernsehen ARD Das Erste
© Degeto / Boris Laewen

Der Beschützer

Der Beschützer TV Fernsehen ARD Das Erste
„Der Beschützer“ // Deutschland-Start: 12. Februar 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Jahre hat Fiona Weibel (Marlene Tanczik) für eine Schweizer Reederei gearbeitet, hat es dabei bis nach oben geschafft. Zu diesem Zweck hat sie aber auch immer mal wieder weggesehen und in Kauf genommen, dass da einiges nicht ganz sauber zuging. Erst als ihr Chef bei einem Mordanschlag ums Leben kommt, ist sie bereit, bei einem wichtigen Prozess auszusagen. Bis es soweit ist, sollen der erfahrene BKA-Beamte Jan Schäfer (Tobias Oertel) und sein Kollege Marco Lansing (Slavko Popadic) auf die junge Frau aufpassen. Doch die Aufgabe ist alles andere als einfach. Nicht nur dass die Firmenerbin Claire Beerenberg (Anne Müller) nicht tatenlos zusehen will, wie das Unternehmen ihrer Familie untergehen könnte. Weibel selbst macht ebenfalls immer wieder Probleme …

Moral vs. Macht

Wer es zu etwas in dieser Welt bringen will, der darf nicht allzu große Skrupel haben – heißt es zumindest. Ob man nun in der Wirtschaft Karriere macht oder eine politische Laufbahn einschlägt, irgendwie hat sich der Eindruck verfestigt, dass Moral und Anstand nur Hindernisse sind. Der ARD-Thriller Der Beschützer erzählt davon, wie eine Familie mit ihrem Unternehmen zu Geld gekommen ist, indem sie über Leichen ging. Der Film erzählt aber auch von dem Versuch, aus dem Ganzen auszusteigen und das Richtige zu tun. Dass das nicht einfach ist, versteht sich von selbst. Denn das bedeutet einerseits, sich von dem Geld und dem Einfluss zu verabschieden, den ein solcher Aufstieg mit sich bringen würde. Und es bedeutet einen Kampf gegen die Leute, die nicht vorhaben, sich ihre Geschäfte durch die Moral anderer verderben zu lassen.

Der erste Punkt kommt in Der Beschützer ein bisschen kurz. Zwischendurch wird es zwar mal ruhiger und die Protagonistin darf sich mit der eigenen Rolle in den mörderischen Geschäften auseinandersetzen. So richtig viel passiert in der Hinsicht aber nicht. Man erfährt vergleichsweise wenig über sie, ihren Hintergrund und was sie dazu gebracht hat, über einen längeren Zeitraum nichts sehen zu wollen. Bei der Gegenseite sieht es noch übler aus: Beerenberg ist nur das übliche Stereotyp des skrupellosen, arroganten Machtmenschen. Wir wissen, wozu sie bereit ist, um sich und das Unternehmen zu schützen. Mehr wird nicht verraten. Dafür wird bei den beiden Männerfiguren mehr gemacht, als notwendig gewesen wäre, und Familiendramen ausgepackt, die mit dem konkreten Fall nichts zu tun haben.

Nicht mehr als Durchschnitt

Warum das Drehbuchteam Michael Ehnert und Oke Stielow diesen Weg eingeschlagen haben, wird nicht ganz deutlich. Ein bisschen hat man hier schon das Gefühl, dass Der Beschützer der Auftakt einer ganzen Reihe sein soll und man deshalb mehr an den beiden Helden interessiert ist als den Figuren, die es nur in diese Folge schaffen. Als Idee wäre das prinzipiell nicht schlecht. Geschichten um Personenschützer sind in Deutschland doch eher selten. Es wäre auch eine Abwechslung von den unzähligen Krimis, die fürs hiesige Fernsehen produziert werden. Wobei die Herausforderung dann darin bestünde, nicht jedes Mal dasselbe zu erzählen. Denn fast immer geht es in solchen Fällen ja um Verbrecherorganisationen oder Unternehmen, gegen die ausgesagt werden soll. Man tat hier auch relativ wenig dafür, das Szenario irgendwie origineller zu machen.

Insgesamt kommt Der Beschützer auch nicht übers Mittelmaß hinaus. Das Setting ist ganz hübsch, wenn sich die drei über längere Zeit in einem Safe House verstecken, das selbst ohne einen Überfall eine bedrohlich-kalte Note hat. Die tatsächlich brenzligen Szenen sind jedoch gemischt. Unterwegs steigt die Spannung mal ein wenig an. Bei den Actionszenen tat sich Regisseur Philipp Osthus (Wilsberg: Gene lügen nicht) aber schon schwer. Mit schnellen Schnitten soll hier wieder Rasanz vorgegaukelt werden, der Kampf selbst überzeugt wenig. Man nimmt Hauptdarsteller Tobias Oertel (Der Bozen-Krimi: Blutrache) dann doch nicht so wirklich den Nahkämpfer ab. Reinschauen kann man natürlich trotzdem und sei es nur, um mal einen etwas anderen deutschen Genrevertreter zu sehen. Man kann aber auch gleich bei den entsprechenden Filmen aus den USA bleiben. Das hier wirkt mehr wie die billige Kopie.

Credits

OT: „Der Beschützer“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Philipp Osthus
Drehbuch: Michael Ehnert, Oke Stielow
Musik: Maurus Ronner
Kamera: Frank Küpper
Besetzung: Tobias Oertel, Marlene Tanczik, Slavko Popadic, Sabrina Amali, Henning Hartmann, Anne Müller

Bilder

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Der Beschützer
Fazit
„Der Beschützer“ begleitet zwei Personenschützer und eine Kronzeugin, die gegen ihr kriminelles Unternehmen aussagen will. Vergleichbare Thriller werden hierzulande eher selten gedreht. Tatsächlich sehenswert ist das aber nicht: Die Geschichte ist ohne Ideen, die Figuren geben wenig her, selbst die Actionszenen sind nicht besonders.
Leserwertung166 Bewertungen
4.3
5
von 10