Archenemy
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Archenemy

Archenemy
„Archenemy“ // Deutschland-Start: 24. Februar 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Hamster (Skylan Brooks) hat einen Traum: Er möchte Geschichten von der Straße erzählen, die Menschen mit seinen Erzählungen fesseln und dabei möglichst viele Klicks generieren. Ein Thema hat er auch schon, Max Fist (Joe Manganiello). Eigentlich handelt es sich bei ihm nur um einen von vielen, die auf der Straße leben, sich ständig betrinken und irgendwelchen Unsinn von sich geben. Sein Unsinn hat es jedoch in sich. So ist er felsenfest davon überzeugt, ein Superheld aus einer anderen Dimension zu sein, der dummerweise ohne seine Kräfte auf der Erde feststeckt. Dabei muss er sich eigentlich darauf vorbereiten, seiner Erzfeindin Cleo (Amy Seimetz) gegenüberzutreten, die Chaos und Zerstörung säen will. Während Hamster fasziniert ist von Fists Erzählung, hat seine Schwester Indigo (Zolee Griggs) Ärger mit einem Gangster, der sich nur der Manager (Glenn Howerton) nennt …

Eine Comic-Verfilmung, die keine ist

Seitdem Marvel das Serienprinzip auf das Kino übertragen hat und damit jedes Jahr riesige Erfolge feiert, scheinen sich irgendwie alle an Comic-Adaptionen rund um Superhelden zu versuchen. Da werden die obskursten Graphic Novels ausgegraben, in der Hoffnung, irgendwie von dem weltweiten Trend profitieren zu können. Oft weiß man nicht einmal, dass ein Film auf einer solchen basiert. Bei Archenemy ist der Fall umgekehrt. Hier ist man sich als Zuschauer und Zuschauerin eigentlich absolut sicher, dass es sich um die Verfilmung eines Comics handeln muss. Tatsächlich haben wir es bei dem Actionfilm aber mit einer wirklichen Original-Entwicklung zu tun, die nur so tut als ob sie eine gezeichnete Grundlage hat.

Ein Grund für diesen Irrtum ist, dass der Film diesen Eindruck bewusst erweckt – indem er sich selbst als Comic inszeniert. Genauer werden die Aufnahmen aus der Stadt immer wieder von gezeichneten Sequenzen unterbrochen, wenn es beispielsweise um die Illustration von Fists Erzählungen geht. Diese sind ein schönes Beispiel dafür, wie man aus der Not eine Tugend machen kann. Archenemy hatte ganz offensichtlich nicht das Budget, um kosmische Kämpfe zu veranschaulichen, die US-amerikanische Produktion ist dann doch eher am unteren Ende angesetzt. Durch die teilanimierten Szenen konnte man nicht nur verbildlichen, was sonst allein durch Dialoge hätte vermittelt werden müssen. Es gibt dem Film auch einen eigenen durchaus reizvollen Look.

Zu viel gewollt

Schwieriger ist, dass Regisseur und Drehbuchautor Adam Egypt Mortimer (Der Killer in mir, Some Kind of Hate) auch inhaltlich alles Mögliche zusammenwirft. Schwerpunkt der Geschichte ist natürlich Fist und seine unglaublichen Erzählungen. Ist er wirklich ein Superheld, der auf der Erde gestrandet ist? Oder handelt es sich einfach nur um einen Obdachlosen, der durch zu viel Alkohol seinen Verstand verloren hat? Zumindest innerhalb eines Films sind beide Lesarten möglich. Tatsächlich erinnert Archenemy ein wenig an die vielen Horrorfilme, in denen irgendwo eine vereinsamte, meist ältere Figur auftaucht und irgendwelche komischen Geschichten erzählt. Die werden von niemandem geglaubt, stellen sich am Ende aber als wahr heraus. Zu spät, die belächelten Warnungen vor dem Bösen haben bereits erste Opfer gefordert.

Während dieser Teil von Archenemy überzeugt, auch dank einer soliden Leistung von Hauptdarsteller Joe Manganiello (The Sleepover), sieht es bei anderen schlechter aus. Schon die Geschichte um den jungen Hamster, der von seinen eigenen Reportagen träumt, wird zu wenig genutzt. Der Part um dessen Schwester ist gleich ganz überflüssig. Auch wenn die Idee an sich, einen Kampf gegen kosmische Schurken mit dem gegen lokale Gangster zu kontrastieren, nicht schlecht ist, führt das dann doch eher dazu, dass der Film sich verheddert und nie so recht in die Gänge kommt. Es gibt auch nicht so viele Actionszenen, wie man hier hat erwarten dürfen. Das allein muss nicht zwangsläufig ein Manko sein, selbst wenn da so manche beim Anschauen enttäuscht sein dürften. Der überraschend dialoglastige Film wird einige sicher langweilen. Tatsächlich schade ist aber, dass die diversen möglichen Richtungen nicht konsequent genug verfolgt wurden und am Ende ein Mix bleibt, der sein Potenzial nie so wirklich zu nutzen versteht.

Credits

OT: „Archenemy“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Adam Egypt Mortimer
Drehbuch: Adam Egypt Mortimer
Musik: Matt Hill
Kamera: Halyna Hutchins
Besetzung: Joe Manganiello, Skylan Brooks, Zolee Griggs, Paul Scheer, Amy Seimetz, Glenn Howerton

Bilder

Trailer

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Archenemy
Fazit
Ist der obdachlose Mann tatsächlich ein Superheld aus einer anderen Welt oder nur ein versoffener Spinner? „Archenemy“ bietet eine Reihe von Möglichkeiten an, wie der Film verlaufen könnte, nutzt das am Ende aber zu wenig. In Erinnerung bleiben vor allem die Comic-Sequenzen, inhaltlich wäre mehr drin gewesen.
Leserwertung2 Bewertungen
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von 10