Karla Rosalie und das Loch in der Wand ARD Das Erste TV Fernsehen
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Karla, Rosalie und das Loch in der Wand

Inhalt / Kritik

Karla Rosalie und das Loch in der Wand
„Karla, Rosalie und das Loch in der Wand“ // Deutschland-Start: 14. Januar 2022 (Das Erste)

Rosalie (Jutta Speidel) ist niemand, der einfach mal so ein bisschen die Füße hochlegt. Auch im reiferen Alter arbeitet die Ingenieurin unermüdlich weiter – bis sie einen Schwächeanfall hat. Und so lässt sie notgedrungen erst einmal ihr Solarprojekt in Afrika hinter sich und kehrt nach Deutschland zurück, wo sie sich bei ihrer Schwester Margret (Ruth Reinecke) erholen will. Die ist darüber jedoch wenig erfreut, ist das Verhältnis der beiden schon seit einiger Zeit recht schwierig. Per Zufall entdeckt Rosalie dabei ein Loch in der Wand, in der jemand offensichtlich Geld deponiert hat – Geld, was ihr gerade recht kommt, ist sie doch pleite. Auf der anderen Seite liegt das Zimmer der hochbegabten Abiturientin Karla (Paula Hartmann), die nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem Vater Harald (Aurel Manthei) zusammenlebt und aufgrund ihres Rollstuhls kaum mehr die Wohnung verlässt. Zeit für Rosalie, das zu ändern …

Ist schon wieder Weihnachten?

Ein kleines Déjà-vu-Erlebnis darf man hier schon haben. Ein paar Wochen ist es gerade mal her, dass Mona & Marie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen lief. Darin kamen zwei ungleiche und entfremdete Schwestern – die eine unkonventionelle Weltverbesserin, die andere recht steif – wieder zusammen, weil eine von ihnen gesundheitliche Probleme hat. Die ARD-Komödie Karla, Rosalie und das Loch in der Wand nutzt nun eine nahezu identische Konstellation. Und auch die Frage nach dem Geld spielt in beiden Filmen eine größere Rolle, wenn es bei beiden knapp ist. Selbst ein Weihnachtsbaum ist zwischendurch in den zwei Filmen zu sehen, auch wenn das hier dankenswerterweise deswegen nicht gleich als Weihnachtsfilm verkauft werden soll. Um einen Zwilling handelt es sich bei der neuen Freitagabend-Unterhaltung aber nicht, zwei größere Punkte unterscheiden diese von dem nahen Verwandten.

Das eine ist das im Titel bereits angesprochene Loch in der Wand. Der darin versteckte, aber offensichtlich von niemandem reklamierte Zaster sollte deshalb eigentlich eine große Rolle in der Geschichte spielen. Seltsamerweise tut er das aber gar nicht. Drehbuchautorin Nadine Gottmann (Wir sind die Flut) nutzt das Element lediglich, um später einen Konflikt einzubauen, wie er in solchen Filmen obligatorisch ist. Ansonsten hätte man diesen Punkt auch einfach weglassen können, ohne dass es viel verändert hätte. Das ist mindestens überraschend, wenn nicht gar enttäuschend. Weder kommt es dadurch bei Karla, Rosalie und das Loch in der Wand zu komischen Szenen, noch gibt es einen nennenswerten Mystery-Faktor, da wurde schon viel Potenzial einfach weggeworfen. Außerdem ist es irgendwie seltsam, dass Rosalie gleichzeitig Weltverbesserin wie auch Betrügerin und Diebin sein soll. Die Figurenzeichnung bleibt da recht schwammig.

Vorhersehbar und wenig unterhaltsam

Sehr viel mehr Wert legt Gottmann auf das Verhältnis zwischen Rosalie und Karla. Die haben genauso wenig miteinander gemeinsam wie die zwei Schwestern. Aber das muss bei Filmen ja nichts heißen. Im Gegenteil: Das ist immer ein untrügliches Zeichen dafür, dass man sich mit der Zeit näherkommt. Karla, Rosalie und das Loch in der Wand fällt zwar dadurch auf, dass es gleich zwei dieser ungleichen Paarungen gibt. Am Prinzip ändert das aber nichts. Klar werden die Schwestern am Ende wieder ein Herz und eine Seele sein. Und auch die Freundschaft der alten Damen zur Teenagerin ist bereits beschlossene Sache, noch bevor sie sich überhaupt kennenlernen. Schließlich geht es hier um einen Wochenendfilm im Ersten. Da ist ein Happy End gesetzlich festgelegt.

Tatsächlich erinnert der Film auch noch an Oskar, das Schlitzohr und Fanny Supergirl, eine weitere kürzliche ARD-Komödie. Auch dort hilft eine unkonventionelle ältere Person einer einsamen Jugendlichen, wieder Freude am Leben zu entwickeln, nachdem sie lange nicht reinpasst. Dort war es Autismus, hier ein Rollstuhl. Dazu gibt es in beiden Fällen Eltern, die so vorsichtig sind, dass jeglicher Spaß von vornherein unmöglich war. Echtes Verständnis ist hingegen Mangelware. Auch in der Hinsicht kommt einem Karla, Rosalie und das Loch in der Wand also recht bekannt vor. Dass der Ausgang absehbar ist, ist jedoch das geringere Probleme. Schlimmer ist, dass Regisseur Hanno Olderdissen (Lassie – Eine abenteuerliche Reise, Familie verpflichtet) den Weg dorthin nicht wirklich überzeugend gestaltet. Die beiden Annäherungen entstehen zu schnell und sind deshalb wenig glaubwürdig. Auch der Humor lässt zu wünschen übrig: Obwohl das hier als Komödie verkauft wird, sind Anlässe zum Lachen oder wenigstens Schmunzeln selten. Teilweise ist der Film zwar schon nett, letztendlich aber trotz ernster Themen belanglos.

Credits

OT: „Karla, Rosalie und das Loch in der Wand“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Hanno Olderdissen
Drehbuch: Nadine Gottmann
Musik: Justin Michael La Vallee, Tobias Wagner
Kamera: Marc Achenbach
Besetzung: Jutta Speidel, Paula Hartmann, Ruth Reinecke, Aurel Manthei, Zoran Pingel, Tom Gronau

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„Karla, Rosalie und das Loch in der Wand“ erzählt von zwei ungleichen Schwestern und einer Jugendlichen im Rollstuhl, die sich irgendwie zusammenraufen. Das ist schon nett, letztendlich aber auch ziemlich langweilig, da die Annäherungen mal wieder zu schnell sind, die Geschichte vorhersehbar und auch der Humor zu wünschen übrig lässt.
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