Schmigadoon Apple TV+
Keegan-Michael Kay als Musicalhasser Josh in der Musical-Komödie "Schmigadoon!" (© Apple TV+)

Keegan-Michael Key [Interview]

In Schmigadoon! spielt Keegan-Michael Key an der Seite von Cecily Strong ein Paar, das per Zufall in einem Musical-Dorf landet und dieses erst wieder verlassen kann, wenn er die wahre Liebe gefunden hat. Zum Start der Serie am 16. Juli 2021 auf Apple TV+ haben wir ihn zu seinen Musical-Vorlieben, den Erfahrungen am Set sowie seiner Vorstellung der wahren Liebe befragt.

Wie war das für dich, Teil dieser Schmigadoon-Familie zu sein und mit so vielen talentierten Leuten zusammenzuarbeiten?

Es war für mich eine Ehre, mit so vielen Musical-Legenden zusammenzuarbeiten. Außerdem war mein beruflicher Werdegang zum Teil von Saturday Night Live geprägt. Als ich gefragt wurde, an der Seite von Cecily Strong zu spielen, war ich deshalb Feuer und Flamme. Nicht nur, dass sie zum Ensemble von Saturday Night Live gehört. Sie war auch mit The Second City unterwegs. Dabei handelt es sich eine Impro Comedy Gruppe, bei der viele Legenden von Saturday Night Live angefangen haben, von John Belushi über Tina Fey bis zu Steve Carell.

Was waren beim Dreh die größten Herausforderungen?

Neben den ganzen Einschränkungen, die Covid mit sich brachte, war für mich die größte Herausforderung, immer in der Figur zu bleiben. Am Set saß ich ja praktisch in der ersten Reihe bei den ganzen Auftritten. Und ich selbst liebe es, Leuten beim Singen und Tanzen zuzusehen. Normalerweise würde ich mich davon mitreißen lassen und beispielsweise mit dem Fuß mitwippen. Das durfte ich nicht. Im Gegenteil: Ich musste als Josh immer Verachtung bei diesen Nummern ausdrücken. Das hat nicht immer geklappt. Manchmal mussten wir Aufnahmen abbrechen, weil ich beim Zusehen gelächelt habe. Die Herausforderung war also, jemanden zu spielen, der Musicals hasst, während ich sie selbst liebe.

Von diesem großen Unterschied abgesehen, konntest du dich mit Josh identifizieren? Wo gab es Gemeinsamkeiten?

Ich habe durch Josh gelernt, dass ich aus meiner Komfortzone raus muss, um das Leben in vollen Zügen zu erfahren. Und wenn das bedeutet, verletzbar zu sein, dann musst du dich auch darauf einlassen. In der Serie wird das Singen als Analogie für diese Verletzlichkeit verwendet. Wenn Figuren in Musicals zu emotional werden und nicht mehr sprechen können, dann ist das der Moment, wenn sie anfangen zu singen. Josh besteht die ganze Zeit darauf, nicht zu singen, weil er sich darauf nicht einlassen will. Dabei ist diese Verletzlichkeit, wo du wirklich mit anderen Menschen zusammenkommst und wo Magie entsteht. Die Magie entsteht, wenn du dich nicht mehr dagegen wehrst, dich anderen gegenüber zu öffnen.

Am Ende singt Josh dann doch nach langem Zögern. Wie war es für dich, vor einem Publikum zu singen?

Ich singe ansonsten sehr viel. Schmigadoon ist bereits das dritte Musical, das ich quasi in Folge gemacht habe. Das ist also schon ein Wendepunkt in meiner Karriere. Ein sehr schöner Wendepunkt. Ich habe es daher sehr genossen zu singen. Meine Figur weniger, die hasst Musicals. Deswegen singe ich in der Serie nur ein Lied. Aber es ist ein sehr emotionales Lied, bei dem ich tatsächlich mit Tränen zu kämpfen hatte. Ich habe an der Stelle viel mit einer Stimmtrainerin gearbeitet, die mir dabei geholfen hat, trotz der Tränen und Gefühle zu singen.

Das Besondere an Musicals ist, dass du alles zu einem Lied machen kannst, selbst so banale Dinge wie einen Kuchen. Wenn es ein Lied über dich und dein Leben geben würde, was wäre der Titel?

Der Titel wäre wahrscheinlich „Slow Down“. Und das Lied selbst wäre wahrscheinlich ein  schnelles Lied, das langsamer gemacht wird. Weil das die große Herausforderung in meinem Leben ist, einfach mal ein bisschen langsamer zu machen. Vielleicht wäre der Titel aber auch „Breathe“. Oder eine Kombination aus beidem: „Breathe and slow down“ oder „Slow down and breathe“.

Wenn du selbst in einem Musical gefangen wärst, welche Musikrichtung sollte dieses haben?

Rock. Ich wäre gern in einem Rock-Musical. Ich liebe natürlich Hamilton. Alle lieben Hamilton. Aber wenn ich mich zwischen Tommy und Hamilton entscheiden müsste, würde ich Tommy nehmen.

Was genau findest du an Musicals so toll? Weshalb bist du ein Fan davon?

Da ist etwas an Liedern, was wirklich durch mich hindurchgeht und etwas in mir auslöst. Ich werde selbst bei Werbungen ganz emotional, wenn da jemand anfängt zu singen. Wenn du diesen Liedern dann aber noch einen Kontext gibst, etwa durch die Geschichte in einem Musical, wird meine Reaktion richtig stark. Meine liebsten Lieder sind die, die eine Geschichte erzählen. Musicals sind für mich eine Möglichkeit einer kathartischen Erfahrung. Dabei ist es gar nicht so wichtig, ob die Geschichte jetzt tragisch ist oder komisch. Die Musik als solche verstärkt die Erfahrung, die du bei einer Aufführung machst.

Und was sind deine Lieblingsmusicals?

Mein Favorit ist Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street. Das ist natürlich ein sehr düsteres Musical. Aber meine Lieblingsstellen sind die, wo es diese Hoffnungsschimmer gibt, dieses kleine Licht in der Dunkelheit. Das kann dann auch erloschen werden. Diese Tragik einer Sehnsucht nach etwas, das nicht geschieht, hat diese wundervolle Katharsis zur Folge im Sinne der alten Griechen. Allgemein gehen mir besonders solche Musicals nahe, die von einer unerwiderten Liebe erzählen oder dem vergeblichen Versuch, etwas zu erreichen. Die gehen mir besonders zu Herzen.

In den letzten Jahren hat es eine ganze Reihe von Musicals gegeben, neben Hamilton waren da zum Beispiel In the Heights oder natürlich La La Land. Was macht Schmigadoon angesichts der großen Konkurrenz zu etwas Besonderem?

 Die Serie hat für mich viele verschiedene Facetten. Das Thema der Liebe ist so fühlbar, dass es wert ist, das genauer zu untersuchen und darüber nachzudenken. Wie drücke ich zum Beispiel Liebe aus? Aber es geht auch darum zu akzeptieren, dass andere Menschen ihre eigenen Ansichten dazu haben, was Liebe ausmacht. Damit hängt auch ein anderes Thema zusammen: Bin ich in der Lage, die Vergangenheit hinter mir zu lassen und offen für etwas Neues zu sein? Und wenn nicht, woran liegt das? Was hält mich davon ab? Das sind zwei große Themen, welche Schmigadoon ausmachen. Außerdem macht die Serie einfach Spaß. Die Drehbücher sind so clever und lustig geschrieben, dass ich hoffe, dass möglichst viele das erleben werden.

Nachdem du jetzt selbst viel über das Thema hast nachdenken müssen: Wie würdest du wahre Liebe definieren?

Wahre Liebe bedeutet für mich, einem anderen Menschen etwas zu geben, ohne etwas zurück zu erwarten. Wenn erst einmal der erste Funke weg ist und die chemischen Prozesse in uns nachlassen, bist du dann noch dazu bereit? Bist du auch noch bereit, an der Beziehung zu arbeiten und sie zu vertiefen? Das macht für mich wahre Liebe aus.

Vielen Dank für das Gespräch!

Zur Person
Keegan-Michael Key wurde am 22. März 1971 in Southfield, Michigan, USA geboren. Bekannt wurde er, als er 2004 zum Ensemble der Sketch Comedy Mad TV stieß. Er trat dort in insgesamt 107 Folgen auf und lernte dabei auch Jordan Peele kennen, mit dem er von 2012 bis 2015 seine eigene Sketch Comedy Key & Peel hatte. Auch außerhalb der beiden Shows ist er in erster Linie als Komiker bekannt, sowohl als Schauspieler wie auch als Synchronsprecher. Dabei hat er eine klassische Theaterausbildung hinter sich, wie er beispielsweise in der Aufführung von Shakespeares Hamlet 2017 unter Beweis stellte, wo er die Figur des Horatio verkörperte.



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