Ihr letzter Wille kann mich mal
© ARD Degeto/André Poling

Ihr letzter Wille kann mich mal!

Inhalt / Kritik

Ihr letzter Wille kann mich mal
„Ihr letzter Wille kann mich mal!“ // Deutschland-Start: 24. Januar 2020 (Das Erste)

Auf den ersten Blick haben die beiden nicht so wahnsinnig viel gemeinsam. Heinrich Gruber (Heiner Lauterbach) ist ein penibler Staatsanwalt, der viel Wert auf das Einhalten von Regeln legt. Der Reisejournalist Tom Gruber (Uwe Ochsenknecht) hingegen pflegt ein recht lockeres Leben und nimmt vieles nicht so genau. Und doch, eine Gemeinsamkeit gibt es: Bei einer Testamentseröffnung stellen sie fest, dass sie beide mit derselben Frau verheiratet waren – und das gleichzeitig. Nun ist die geheime Bigamistin tot und hat die beiden gebeten, ihre Asche zusammen in der Nordsee zu verstreuen. Während die zwei noch darüber streiten, was sie tun sollen, lernen sie unterwegs die Anhalterin Ella (Svenja Jung) kennen, die ihre eigenen Gründe für die Reise hat …

Das Spiel der Kontraste

Man nehme zwei komplett unterschiedliche Menschen, die eigentlich gar nicht miteinander können, und zwingt diese, gemeinsam Zeit zu verbringen oder eine gemeinsame Sache zu erledigen. Das Ergebnis: Da knallt es zunächst ganz arg, bevor man sich nach und nach dann doch annähert. Sonderlich neu ist dieser Einfall nicht. Vielmehr handelt es sich dabei um ein Element, das sowohl in Buddy Movies wie auch Roadmovies gern zum Einsatz kommt. Beide Filmformen leben oft davon, dass zwei konträre Protagonisten notgedrungen aufeinanderhocken. Für die Betroffenen ist das unangenehm bis ärgerlich. Das Publikum hingegen darf sich über solche Reibungen freuen, ist dies doch ein wesentlicher Bestandteil der Unterhaltung.

Bei Ihr letzter Wille kann mich mal! dachte man sich: Warum nicht einfach beides miteinander kombinieren? Und so kramte Drehbuchautorin Maike Rasch (Bonnie & Bonnie) einfach zwei Herren aus der Klischeekiste und schickte sie gemeinsam auf Reise. Die Idee ist dabei natürlich schon naheliegend. Das bedeutet aber nicht, dass sie gut oder wenigstens ausreichend ist. Da braucht es schon noch ein bisschen mehr Stoff, um daraus einen Spielfilm zu machen, der es auf die von der ARD geforderten 90 Minuten bringt. Zu dem Zweck wird dann noch eine dritte Figur eingebaut, die mit der Geschichte eigentlich gar nichts zu tun hat, aber wohl ebenfalls als Kontrastmittel intendiert war. Denn was ist das Gegenteil von zwei älteren Männern? Eine jüngere Frau.

Wo sind die Ideen?

Der eigentliche Aufhänger der Geschichte ist dabei noch der originellste Einfall. So oft kommt es dann doch nicht vor, dass man bei der Testamentseröffnung der eigenen Ehefrau erfährt, dass sie noch ein zweites Mal verheiratet war. Glaubwürdig ist das jetzt zwar nicht unbedingt. Aber Ihr letzter Wille kann mich mal! sollte das auch gar nicht sein. Vielmehr war das Ziel, das Publikum zum Lachen zu bringen, unterbrochen von dem einen oder anderen emotionalen Moment. Dass das Ganze letztendlich ziemlich stark genormt ist, ist dabei das geringere Problem. Schlimmer noch: Der Film verfehlt seine eigene Absicht. Irgendwie hielt es das Drehbuch nicht für nötig, tatsächliche Witze einzubauen, sondern vertraute darauf, dass der Kontrast an sich schon genug ist.

Das klappt aber nur zum Teil. Natürlich sind Uwe Ochsenknecht (Meine Mutter und plötzlich auch mein Vater) und Heiner Lauterbach (Es ist zu deinem Besten) schon in ihrem Element, wenn sie sich am Gegenüber abarbeiten. Nur ist das Ganze eben auch schon wieder zu routiniert. Man kennt sich, weiß immer, was gespielt wird und was als nächstes kommt. In Folge wird Ihr letzter Wille kann mich mal! recht bald langweilig, da das Drehbuch es verpasst hat, irgendwelche wirklichen Widerhaken oder Überraschungen einzubauen. Und auch bei der Nebengeschichte um Ella gab man sich nicht so wirklich Mühe, etwas aus ihr oder der Geschichte herauszuholen. Tatsächlich bewegend ist das nicht, auch wenn es um große Gefühle gehen soll. Die Komödie ist eine dieser typischen Berieselungsproduktionen des deutschen Fernsehens, nett und harmlos, mit so wenig Substanz, dass man sie nicht einmal vergessen kann. Denn dafür ist schlicht nicht genug da.

Credits

OT: „Ihr letzter Wille kann mich mal!“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Sinan Akkuş
Drehbuch: Maike Rasch
Musik: Tim Neuhaus, David Schoch
Kamera: Thorsten Harms
Besetzung: Uwe Ochsenknecht, Heiner Lauterbach, Svenja Jung, Nicki von Tempelhoff, Max Bretschneider

Bilder

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In „Ihr letzter Wille kann mich mal!“ erfahren zwei grundverschiedene Männer, dass sie mit derselben Frau verheiratet waren – gleichzeitig. Der Film verlässt sich sehr auf das absurde Szenario und den Kontrast zwischen den beiden, verzichtet auf tatsächliche Witze oder Überraschungen. Das ist sicher routiniert gespielt, aber am Ende nicht mehr als typische TV-Berieselungsware.
4
von 10