Das Tal der geheimen Gräber Ofrenda a la tormenta
© ZDF/Michael Oats

Das Tal der geheimen Gräber

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Inhalt / Kritik

Baztan Trilogie
„Das Tal der geheimen Gräber“ // Deutschland-Start: 26. April 2021 (ZDF) // 4. Juni 2021 (DVD)

Erneut zieht es die spanische Kommissarin Amaia Salazar (Marta Etura) in ihre alte Heimat Elizondo. Dieses Mal ist ein Baby im Schlaf erstickt worden. Während die einheimische Bevölkerung glaubt, dass ein mythologisches Wesen namens Inguma für den Tod verantwortlich ist, ist die Polizistin von einem menschlichen Täter überzeugt. Doch es gibt noch einen zweiten Grund, weshalb Salazar zurückgekehrt ist. Bis heute hat niemand die Leiche ihrer Mutter gefunden, die zuvor aus einer psychiatrischen Anstalt entflohen war und Amaias Sohn hatte ermorden wollen. Wohin ist sie verschwunden? Und was hat es mit dem Kult auf sich, dem sie angehört? Als bei den Ermittlungen weitere mysteriöse Kindstode ans Tageslicht kommen, scheint die Lösung zum Greifen nahe …

Das Ende eines Mythos

In Das Tal der toten Mädchen war es ein Waldgeist, der Jugendliche ermordet haben soll. In Das Tal der vergessenen Kinder war von einem menschenfressenden Zyklopen die Rede. Nun also ein Inguma, ein dämonisches Wesen, welches Alpträume bereitet und im Schlaf tötet. Von Anfang an vermengte die spanische Autorin Dolores Redondo in ihren Büchern die klassische Suche nach einem Serienmörder mit lokalen Mythen und Legenden aus dem Baskenland. Die sogenannte Baztán-Trilogie, welche 2013 und 2014 erschien, bezog ihren Reiz zum Teil auch aus dem Spiel mit dem Übernatürlichen, wenn tief verwurzelter Aberglauben auf moderne Ermittlungsmethoden stoßen, man sich nie ganz sicher sein kann, was nun hinter allem steckt.

Im ersten Teil der Verfilmungen funktionierte das noch ganz gut. Setting und Figuren waren neu, niemand wusste, wohin die Reise geht. Beim Nachfolger war das schon weniger gelungen, da man sich nicht mehr so wirklich Mühe dabei gab. Das Tal der geheimen Gräber, der dritte und letzte Teil der Thrillerreihe, scheitert dann endgültig an der Aufgabe, diesem Wechselspiel etwas Spannendes zu entlocken. Die Verweise auf alte Mythen und Fabelwesen sind zu einer reinen Routine geworden. Nachdem beim ersten Teil bereits klar wurde, dass mehr oder weniger normale Menschen in dem idyllischen Tal morden, weiß das Publikum natürlich, dass das hier nur noch eine Pro-forma-Behauptung ist. Umso mehr, da Das Tal der vergessenen Kinder mit dem Kult endete, dem noch das Handwerk gelegt werden muss.

Zu lang und konstruiert

Diese verschiedenen Fäden werden in Das Tal der geheimen Gräber zu einem Ende gebracht, meistens zumindest. Ein wirklicher Grund zur Freude ist das jedoch nicht. Die Geschichte um die Mutter, die über zwei Teile als düstere Antagonistin aufgebaut wurde, spielt beim Finale beispielsweise kaum eine Rolle. Auch andere Punkte werden eher notdürftig und wenig befriedigend abgeschlossen. Zwar werden die wichtigen Elemente der beiden Vorgänger noch einmal aufgegriffen, um dem Publikum das Gefühl zu geben, Teil einer langen Reise gewesen zu sein. Aber nur weil diese Reise lang war – vor allem der Abschluss der Trilogie ist mit 130 Minuten Laufzeit überdimensioniert –, war sie nicht unbedingt spannend.

Tatsächlich ist Das Tal der geheimen Gräber auf eine fast schon erschreckende Weise langweilig. Natürlich, die Vorstellung von geheimen Kulten und Menschenopfern ist von Haus aus mit einem gewissen Nervenkitzel verbunden. Das allein reicht aber nicht aus. Regisseur Fernando González Molina (Drei Meter über dem Himmel) verpasst es, sowohl bei den Ermittlungen als auch den Konfrontationen Spannung zu erzeugen. Stattdessen setzt er wieder in erster Linie auf Atmosphäre. Das ging beim Auftakt noch gut, wenngleich die Mittel nicht sonderlich subtil waren. Wenn es beim Abschluss in entscheidenden Szenen mal wieder regnet, dann wirkt das jedoch endgültig zu gewollt. Immerhin: Dieses Mal werden neben auffallend viele Rottöne eingebaut, damit nicht alles gleich aussieht.

Bis auf schöne Bilder nichts zu holen

Doch das größere Problem ist ohnehin, dass die Geschichte nichts zu bieten hat. Die mythologischen Aspekte werden verschenkt, vieles hier ist willkürlich zusammengestopft. Man hat einfach nicht das Gefühl, dass Redondo einen wirklichen Plan hatte, was sie mit ihren Büchern wollte. Gerade der Umgang mit dem Polizisten Jonan (Carlos Librado ‚Nene‘) ist schon sehr dreist bis geschmacklos. Hinzu kommt, dass die Hauptfigur nach wie weder durch Charisma noch Kompetenz glänzt. Es finden sich einfach keine guten Gründe, warum man ihr unbedingt folgen sollte. Aufgrund der schönen Bilder, die es immer mal wieder gibt, kann man sich den Thriller zwar schon anschauen. Nach dem soliden Einstieg seinerzeit ist Das Tal der geheimen Gräber jedoch eine ziemliche Enttäuschung und letztendlich Zeitverschwendung.

Credits

OT: „Ofrenda a la tormenta“
Land: Spanien, Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Fernando González Molina
Drehbuch: Luiso Berdejo
Vorlage: Dolores Redondo
Musik: Fernando Velázquez
Kamera: Xavi Giménez
Besetzung: Marta Etura, Carlos Librado ‚Nene‘, Itziar Aizpuru, Francesc Orella, Leonardo Sbaraglia, Benn Northover, Marta Larralde

Bilder

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Ende gut, alles gut? Nicht bei „Das Tal der geheimen Gräber“. Das Finale markiert den Tiefpunkt der solide gestarteten Thrillerreihe um eine spanische Polizistin, die im abgelegenen Baskenland Fälle löst. Die Romanadaption ist frei von Spannung, wirkt inhaltlich wahllos zusammengestückelt, auch die Hauptfigur bleibt uninteressant. Lediglich die schönen Bilder stimmen da noch etwas versöhnlich.
4
von 10