Eine zweite Meinung Second Opinion

Eine zweite Meinung

Inhalt / Kritik

Eine zweite Meinung Second Opinion
„Eine zweite Meinung“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Der Schock ist groß bei Ivy Fisher (Joanne Kelly), als sie unmittelbar vor einer wichtigen Präsentation zusammenklappt. Ein typischer Fall von Überarbeitung, davon ist sie überzeugt, schließlich hat sie zuletzt vor lauter Stress nicht mal mehr Zeit zum Schlafen gehabt. Doch der Fall ist ernster, wie ihr bald Dr. Mark Laurie (Shaun Benson) verrät. Sie habe einen Gehirntumor, der inoperabel ist und auch mit anderen herkömmlichen Mitteln nicht behandelt werden kann. Doch dann verrät er ihr im Vertrauen, dass es ein noch nicht zugelassenes Medikament gebe, das derzeit erforscht wird und vielversprechende Ergebnisse liefere. Ivy stimmt der sehr teuren Behandlung zu, muss Mark aber versprechen, niemandem etwas davon zu erzählen, da er sonst seine Zulassung verlieren könnte …

Hauptsache gesund

Die alles dominierende Corona-Pandemie hat bezüglich einer medizinischen Antwort die Menschen in zwei Lager gespalten. Die sind skeptisch, was die in Windeseile erstellten Impfstoffe und Medikamente angeht, sei es weil sie grundsätzlich aller Wissenschaft misstrauen oder sich hier an der enormen Geschwindigkeit stören, mit der alles fabriziert wurde. Den anderen kann es wiederum gar nicht schnell genug gehen, monieren die ausführlichen Prüfungsprozesse oder dass nicht alles im Vorfeld milliardenfach produziert wurde, was eventuell hätte erfolgreich sein können. Hauptsache, es ist alles vorbei. Eine zweite Meinung wurde zwar schon einige Jahre vor der Pandemie gedreht und hat mit Viren nichts am Hut. Doch Ivy zeigt eine Mentalität, die eindeutig dieser zweiten Gruppe entspricht: Alles rein mit der Chemie, egal was es kostet.

Das kann man einerseits schon als nachvollziehbar empfinden. Wenn eine Person, die offenkundig über ein größeres Vermögen verfügt und niemanden hat, an den sie es weitergeben kann, auch nur die kleinste Chance sieht, eine tödliche Erkrankung damit aufzuhalten, warum sollte sie es nicht tun? Und doch irritiert Eine zweite Meinung von Anfang an damit, wie leichtgläubig die Protagonistin auftritt. Wenn gerade jemand, der in den ersten Minuten als absoluter Kontrollfreak gezeigt wird, auf einmal alles glaubt, ohne es zu hinterfragen, ohne von sich aus auch einmal etwas zu überprüfen oder nachzufragen, dann ist das nicht sonderlich plausibel.

Dämliche Figuren ohne Ende

Und auch sonst zeigt sich Drehbuchautor James Phillips, der nicht nur bei Eine zweite Meinung, sondern zahlreichen weiteren TV-Filmen die Drehbücher geschrieben hat, als kein besonders großer Verfechter menschlicher Intelligenz. So versammelt der Film eine Zahl starker Frauen, echte Macherinnen, die sich gleichzeitig aber so selten dämlich verhalten, dass man sich fragt, wie sie überhaupt bislang durchs Leben gekommen sind. Das betrifft nicht nur die eher schlampig gezeichnete Ivy, die sich mal so, mal so verhält. Auch bei den anderen Frauen, die irgendwann der Wahrheit auf der Spur sind, machen immer gezielt genau das Falsche. Manchmal meint man, hier einen dieser Horrorfilme vor sich zu haben, in denen faule Autoren die Figuren sich besonders dumm verhalten lassen, damit diese auch brav ihr Leben lassen.

Dabei weiß man zumindest als einigermaßen in dem Genre versierter Zuschauer bei Eine zweite Meinung sofort, was Sache ist. Das ist dann auch das zweite große Problem des Films. Das Thrillerdrama von Regisseurin Caroline Labrèche (Radius – Tödliche Nähe) ist so vorhersehbar, dass es recht bald anfängt zu langweilen. Man weiß praktisch immer, was als nächstes geschehen wird, wirkliche Überraschungen sind sehr rar gesät. Wenn man schon eine unglaubwürdige Geschichte erzählen will, dann sollte man damit wenigstens ein bisschen Spaß haben, wie es gerade die völlig groteske Serie Sie weiß von dir vorgemacht hat. Der kanadische TV-Film hingegen liefert weder Hochspannung, noch ist er lustiger Hochglanztrash. Stattdessen plätschert alles vor sich hin und hält einen höchstens durch die bescheuerten und überzogenen Figuren noch wach.

Credits

OT: „Second Opinion“
IT: „Prescription for Danger“
Land: Kanada
Jahr: 2018
Regie: Caroline Labrèche
Drehbuch: James Phillips
Musik: James Gelfand, Louise Tremblay
Besetzung: Joanne Kelly, Shaun Benson, Genelle Williams, Alysa King

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In „Eine zweite Meinung“ erfährt eine Frau, dass sie sterbenskrank ist, nur eine experimentelle, streng geheime Behandlung durch ihren Arzt kann ihr noch helfen. Das Thrillerdrama will das Publikum fesseln, schläfert aber eher durch die komplett vorhersehbare Geschichte ein. Allenfalls die auf eine ärgerliche Weise dämlichen Figuren reißen einen aus dem Halbschlaf.
3
von 10