Archipel
© Embuscade Films

Archipel

Inhalt / Kritik

„Archipel“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Reisen ist in Zeiten der Corona-Pandemie bekanntlich eher schwierig geworden. Wer nicht den Luxus eines eigenes Balkons oder Gartens hat, um wenigstens einen frischen Ausblick zu genießen, dem bleibt nur, wieder und wieder eine Runde um den Block zu drehen und dabei von fernen Ländern zu träumen. Oder man schaut sich Archipel an. Der Animationsfilm nimmt das Publikum mit nach Kanada, genauer die Gegend um Québec, die Heimat des Regisseurs und Autors Félix Dufour-Laperrière (Ville Neuve). Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine weitere Reisedoku, wie es sie in den letzten Jahren in Deutschland zuhauf gegeben hat, etwa Besser Welt als Nie oder Ausgrissen! im vergangenen Jahr.

Stattdessen ist Archipel vielmehr eine sinnlich-philosophische Reise, die sich gar nicht so sehr an der realen Welt festmacht. Aufnahmen aus dieser gibt es zwar schon. Der Kanadier verbindet sie aber mit einer Vielzahl von stilistischen, animierten Elementen. Beispielsweise wird der Umriss einer gezeichneten Frau zum Rahmen, innerhalb dessen die Landschaft gezeigt wird. An anderen Stellen laufen stilisierte Tiere vor dunklen Hintergründen. Dann wiederum gibt es Szenen, in denen sich der Film komplett von allem visuell Konkreten verabschiedet und die unterschiedlichsten Farben und Formen ineinander fließen lässt.

Meditativ-faszinierender Bewusstheitsstrom

Aber auch inhaltlich zieht es Dufour-Laperrière weniger konkret vor. Genauer besteht der Film aus einer Art Dialog zwischen einem Mann und einer Frau, beide unbenannt, welche die unterschiedlichsten Themen anschneiden. Die können mal auf Kanada bezogen sein, beispielsweise auf die Geschichte des Landes und der Menschen, die dort leben. Mal schweifen die Gedanken ab, befassen sich mit universellen Fragen rund um Örtlichkeit und Existenz, Erinnerungen spielen dabei ebenfalls eine größere Rolle. Archipel gleicht dann einem Bewusstseinsstrom, dem sich der Filmemacher, die beiden Sprecher*innen hingeben, mit der Einladung an das Publikum, diesem zu folgen.

Dass das jetzt eher weniger für ein größeres Publikum gedacht ist, versteht sich von selbst. Der und 70 Minuten lange Animationsfilm, der beim International Film Festival Rotterdam 2021 Weltpremiere hatte, richtet sich an Zuschauer und Zuschauerinnen, die selbst experimentierfreudig sind und Freude am Grübeln haben. Konkrete Antworten bietet Archipel praktisch keine. Dann und wann kann man sich nicht mal sicher sein, wie denn die Frage lautete. Dennoch ist das Werk faszinierend, zwischen meditativ und hypnotisch, unterlegt mit Synthieklängen und akustischen Erinnerungen an die Welt da draußen, die noch immer da ist, selbst wenn wir sie nicht erreichen, vielleicht nicht erreichen können.

Credits

OT: „Archipel“
Land: Kanada
Jahr: 2021
Regie: Félix Dufour-Laperrière
Drehbuch: Félix Dufour-Laperrière
Musik: Stéphane Lafleur, Christophe Lamarche-Ledoux

Bilder

Trailer

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„Archipel“ ist ein experimenteller Animationsfilm, der mithilfe ständig wechselnder visueller Elemente und Voice-Over-Überlegungen zahlreiche Themen anschneidet. Dieser Bewusstseinsstrom fasziniert und lädt zum Nachdenken ein, wird dabei selbst aber kaum konkret.