Weihnachten bei Hoppenstedts

Weihnachten bei Hoppenstedts

Kritik

Weihnachten bei Hoppenstedts
„Weihnachten bei Hoppenstedts“ // Deutschland-Start: 29. Juli 1997 (Das Erste) // 6. November 2020 (DVD)

Im Laufe seiner langen Karriere hat Vicco von Bülow unter dem Künstlernamen Loriot viele denkwürdige Auftritte und Charaktere geprägt und hinterlassen. Neben zwei großartigen Kinofilmen, Pappa Ante Portas und Ödipussi, sind es nicht zuletzt die zahlreichen Sketche mit seiner langjährigen Partnerin Evelyn Hamann, die das Genre Komödie in Deutschland definierten und bis heute aufgrund ihrer Feinsinnigkeit, ihrer Beobachtungsgabe und ihrer Komik schlicht unerreicht sind. Auch aus heutiger Sicht kann sich jeder noch so alte Gag Loriots mit denen derjenigen, die sich „Comedian“ nennen, messen und weiß zu überzeugen, aber unterstreicht zugleich, wie es Wolfgang M. Schmitt in seinem Video zu den beiden Kinofilmen Loriots treffend sagte, wie schmerzlich man dies Komik eines Vicco von Bülows vermisst.

Zu den Festtagen gehört in vielen Haushalten alleine schon wegen der Zeitlosigkeit der Sketche seit jeher die Folge 14 der Fernsehserie Loriot, welche sich schwerpunktmäßig mit der Weihnachtsfeier bei der Familie Hoppenstedt befasst. Neben dem eigentlichen Heiligabend, begleiten wir Herrn und Frau Hoppenstedt (Heinz Meier und Evelyn Hamann) dabei, wie sie mit einer Horde Vertreter in ihrer Wohnung fertig werden, die ihnen von Versicherungen, Staubsauger und Weinen mit eher fragwürdigen Namen vieles andere noch verkaufen wollen. Auch der Besuch Opa Hoppenstedts (Loriot) im Spielzeugladen, samt der von Missverständnissen erfüllten Konversation mit der Verkäuferin (Hamann) gehört zu den Vorbereitungen zu dem eigentlichen Fest, an dem es sich die Familie, wie immer wieder gesagt wird, einmal so richtig gemütlich machen will, aber es doch noch einige Hindernisse gibt, wie beispielsweise das vom Opa für den Sohnemann gekaufte Atomkraftwerk, welches etwas zu gut funktioniert.

Früher war mehr Lametta

Zu jedem Festtag gibt es bisweilen eher fragwürdige Bräuche, doch die alljährliche Ausstrahlung des Weihnachtsfestes im Hause Hoppenstedt gehört zu jenen Ritualen, die man doch gerne mitmacht, ebenso wie man immer wieder gerne sieht, wie der Silvesterpunsch in Ein Herz und eine Seele gemacht wird oder Miss Sophie zu ihrem Geburtstag einlädt, begleitet von ihrem treuen, aber etwas umständlichen Butler James. Im Falle von Loriot ist es nicht einfach nur eine Reihe nach wie vor gut funktionierender Sketche, sondern es ist ein Sinn für Timing, für bestimmte Themen und eine Spielfreude, die man in den einzelnen Segmenten beobachten kann. Von Konsumfreude bis hin zu Geschlechterbildern befasst sich die Episode prägnant und sehr treffend mit einer ganzen Bandbreite von Themen, an denen sich manche Künstler wiederholt verheben.

Neben den gerne wiederholten Aussprüchen wie „Früher war mehr Lametta“, „Mein Name ist Blümel“ oder „Es saugt und bläst der Heinzelmann…“ ist es nicht zuletzt die großartige Ensembleleistung, die Weihnachten bei Hoppenstedts zu einem großen Vergnügen werden lässt. Loriot wie auch Hamann oder Meier spielen ihre Figuren mit großer Ernsthaftigkeit, stellen den deutschen Spießbürger in all seiner zweifelhaften Pracht dar, seine Widersprüche wie auch seine Geltungssucht, ohne aber ihre Charaktere je der Lächerlichkeit preiszugeben. Das Lachen wird so zu einem Lachen über uns selbst, einem Akt der Befreiung vielleicht oder gar der Selbsterkenntnis. Dass dies möglich ist, betont das Meisterliche an den Sketchen eines Loriot, dessen Sketche und Charaktere hoffentlich unvergessen bleiben, erzählen sie doch so viel über uns und unsere Welt.

Credits

OT: „Weihnachten bei Hoppenstedts“
Land: Deutschland
Jahr: 1978
Regie: Loriot
Drehbuch: Loriot
Kamera: Klaus Jähnig
Besetzung: Loriot, Evelyn Hamann, Heinz Meier, Katja Bogdanski, Rudolf Kowalski, Kurz Ackermann

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„Weihnachten bei Hoppenstedts“ ist eine vergnügliche, hintersinniger Episode aus der Serie „Loriot“ und ein absolutes Muss im Programm der Festtage. Neben bester Unterhaltung zeigt uns Loriot einen Spiegel für unsere Heuchelei, unsere Engstirnigkeit und unsere Spießigkeit, und lädt uns letztlich zu einem herzhaften, aber nicht boshaften Lachen über uns selbst ein.
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von 10