Germania anno zero Deutschland im Jahre Null

Deutschland im Jahre Null

Kritik

Germania anno zero Deutschland im Jahre Null
„Deutschland im Jahre Null“ // Deutschland-Start: 9. April 1952 (Kino)

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges muss sich die Familie des zwölfjährigen Edmund Köhler (Edmund Meschke), wie so viele andere Familien, mit der brutalen Wirklichkeit abfinden und um ihr Überleben kämpfen. Da sein Vater (Ernst Pittschau) todkrank ist und sein Bruder (Franz-Otto Krüger), der bis zuletzt gegen die Alliierten als Angehöriger der Wehrmacht gekämpft hat, sich bei ihnen zu Hause versteckt hält, liegt es an Eva (Ingetraud Hinze) und Edmund, etwas zu Essen für die Familie zu besorgen. Da Edmund zu jung ist, um einen Arbeitsausweis zu erhalten, stiehlt er oder veräußert im Namen Anderer diverser Gegenstände, wobei er immer einen Teil des Lohnes einbehält, doch leider ist es nie genug und dem Vater geht es von Tag zu Tag schlechter. Kurz schöpft er Hoffnung, als er im Namen seines ehemaligen Lehrers (Erich Gühne), dessen Interesse an dem Jungen eher sexueller Natur ist, eine Schallplatte mit einer Hitler-Rede an US-amerikanische Soldaten verkauft, doch das Geld verliert er schnell wieder. Als der Vater schließlich in ein Krankenhaus kommt, ist dies ein kurzer Moment für die Familie zu verschnaufen, ist für das Familienoberhaupt doch gut dort gesorgt. Wegen der Reden seines Nachbarn und des Lehrers, die ihm sagen, in diesen Zeiten müsse er für sich selbst sorgen und nur die Starken können überleben, kommt Edmund auf einen Gedanken, wie er das Elend seiner Familie etwas lindern kann und begeht eine furchtbare Tat.

Zum Leben verurteilt
Zusammen mit Rom, offene Stadt und Paisà bildet Deutschland im Jahre Null eine Gruppe von Werken, die innerhalb der Filmografie des Italieners Roberto Rossellini immer wieder als eine Trilogie behandelt wird, handeln doch alle Filme vom Zweiten Weltkrieg und dessen Folgen. Jedoch war Deutschland im Jahre Null nicht derselbe Erfolg gegönnt wie den beiden Vorgängerfilmen und vor allem Kritiker konnten sich mit einer Geschichte, die das Elend der Familien im zerbombten Berlin thematisierte, nicht anfreunden. Diese Sichtweise hat Deutschland im Jahre Null oft in den Schatten der beiden anderen Filme gestellt und erst mit der Zeit widmete sich sowohl das Publikum wie auch die Filmkritik diesem Werk, welches nicht nur dieselben Qualitäten aufweist wie die beiden anderen Beiträge der Trilogie, sondern ein mutiges und bisweilen tieftrauriges Werk über die verheerenden Folgen eines Krieges ist.

Ganz im Sinne des Neorealismus zeigen die Bilder wie auch die Dialoge eine große Empathie mit den Charakteren und ihren Problemen. Ohne die Ideologie, welche das Fundament für den Krieg gelegt hat, aus den Augen zu verlieren, konzentriert sich Rosselini auf den Menschen, dessen Überlebenswillen und wie ihn die Umstände prägen. In teils etwas arg pathetischen Dialogen geht es darum, zum Leben verurteilt zu sein, wie es Edmunds Vater an einer Stelle auf den Punkt bringt. Das omnipräsente zerstörte Bild der Stadt wird zu einer Metapher nicht nur für eine mittlerweile lebensfeindliche Realität, die kein Erbarmen kennt, sondern verweist auf die emotionale Landschaft der Figuren, die wie Geister durch die Ruinen wandern, immer auf der Suche nach etwas Essbarem oder etwas Geld.

Die Schwachen und die Starken
Wie auch in Rom, offene Stadt oder Paisà ist die Welt nach dem Krieg eine, die zwischen den Schwachen und den Starken rigoros unterscheidet. Mit der Wahl Edmunds als Hauptfigur führt uns Rosselini vor Augen, wie er versucht die Rolle des Ernährers einzunehmen, begleitet von den Schmerzen des Vaters, der seiner Familie nichts mehr gönnen würde als seinen Tod, damit er ihnen nicht mehr zu Last fallen muss, sowie den selbstgerechten Reden seines Bruders, der sich seiner eigenen Feigheit wegen schämt, aber auch nicht den Antrieb besitzt, seiner Familie zu helfen. Verdammt dazu, erwachsen zu werden, wird Edmund Teil dieser erbarmungslosen Welt der Ruinen, in die er sich schon bald flüchten wird und Teil von ihnen wird.

Neben der Spielfilmhandlung begleiten die dokumentarisch anmutenden Aufnahmen Berlins um 1947 die Geschichte und betonen den Realismus dieser. Dies ist nicht immer eine harmonische Einheit und bildet einen Kontrast zu dem, wie schon erwähnt, etwas arg pathetischen Melodram, welches Rosselini eigentlich erzählen will.

Credits

OT: „Germania anno zero“
Land: Italien
Jahr: 1948
Regie: Roberto Rosselini
Drehbuch: Roberto Rosselini, Carlo Lizzani, Max Kolpé
Musik: Renzo Rosselini
Kamera: Robert Juillard
Besetzung: Edmund Meschke, Ernst Pittschau, Ingetraud Hinze, Franz-Otto Krüger, Erich Gphne, Hans Sanger

Bilder

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„Deutschland im Jahre Null“ ist ein Melodram, welches im Berlin der unmittelbaren Nachkriegszeit spielt. Mit einem für ihn typischen dokumentarischen und menschlichem Ansatz erzählt Roberto Rosselini von den psychologischen Verheerungen des Krieges und welche Opfer das Elend von einem Menschen verlangt.
7
von 10