The Pleasure Principle - Geometrie des Todes
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The Pleasure Principle: Geometrie des Todes – Staffel 1

Kritik

The Pleasure Principle Staffel 1
„The Pleasure Principle: Geometrie des Todes“ // Deutschland-Start: 5. November 2020 (Arte) // 5. November 2020 (DVD/Blu-ray)

Der Anblick ist ebenso seltsam wie verstörend: Als bei Odessa eine Frauenleiche gefunden wird, deren Arm abgetrennt wurde, steht der ermittelnde Kommissar Serhij Franko (Sergej Strelnikow) vor einem Rätsel. Wer könnte dieses Verbrechen begangen haben? Und warum? Zur gleichen Zeit steht die polnische Kollegin Maria Sokolowska (Malgorzata Buczkowska) vor dem entgegengesetzten Problem, denn in einem Tatfahrzeug findet sie einen sauber abgetrennten Arm einer Frau – von einer Leiche jedoch keine Spur. Und auch der tschechische Polizist Viktor Seifert (Karel Roden) bekommt es mit einem Frauenarm zu tun, bei dem der restliche Körper fehlt und von dem niemand weiß, wem er gehören könnte …

Man mag ja von der Globalisierung halten, was man will, sie hat zumindest dem Genre des Krimis ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Jagte man früher Mörder auf einem doch recht überschaubaren Areal innerhalb der Grenzen, können diese nun nach Belieben überschritten werden. Serien wie Crossing Lines und The Team oder auch Filme wie zuletzt The Postcard Killings wollen mit einem internationalen Ensemble und zahlreichen Schauplätzen punkten, wenn quer durch Europa nach Spuren gesucht wird. Wenn dies nun auch in The Pleasure Principle geschieht, gab es also eine Reihe von Präzedenzfällen, an denen man sich bei der Umsetzung orientieren konnte.

Die Grenzen des Rechts
Und doch ist die Serie ein bisschen anders. Zum einen kommen hier nicht die üblichen Länder zum Zug, die sonst immer in solchen Kriminalgeschichten als Schauplatz dienen. Stattdessen spielen die drei Stränge in Polen, Tschechien und der Ukraine, gerade die letzten beiden sind Länder, die wir hierzulande viel zu selten in Filmen oder Serien sehen. Doch es sind nicht allein die Schauplätze, die für ein anderes Flair sorgen. Anders als bei den obigen Beispielen, die immer sehr auf Durchlässigkeit setzen und vor Augen führen, dass Europa ein großer, gemeinsamer Raum ist, gibt es hier viel Misstrauen und Ablehnung. Die Kooperation zwischen den einzelnen Ländern gestaltet sich schwierig, auch die drei Ermittlungsköpfe haben ihre Probleme damit, mit anderen zusammenarbeiten zu wollen.

Wobei das nicht allein mit dem Fremdsein zu tun hat. Vielmehr ist The Pleasure Principle: Geometrie des Todes voller Figuren, bei denen grundsätzlich alles irgendwie ein Problem sein muss. Sie alle haben mit ihren jeweiligen Situationen zu kämpfen, sind in hässliche Geschichten involviert. So wird beispielsweise Maria vorgeworfen, einen Mann kaltblütig ermordet zu haben. Andere Charaktere kämpfen mit Drogen, mit unterdrückten Gefühlen, Ehen stehen vor dem Aus – was auch immer dem Drehbuchteam eingefallen ist an Hindernissen und tragischen Elementen, es fand seinen Platz. Dennoch gelingt es der Serie, nicht überladen zu wirken oder sich einer Seifenoper anzunähern. Die Balance aus Abgründen und beruflicher Pflicht stimmt.

Gefangen in einem menschlichen Sumpf
Das Wühlen im Dreck und die diversen Grabenkämpfe führen jedoch dazu, dass die eigentliche Geschichte zuweilen etwas auf der Strecke bleibt. Zwar gibt es auch in der Hinsicht immer wieder Wendungen, tauchen neue Verdächtige auf, müssen Hypothesen zu Grabe getragen werden. Man merkt aber schon, dass der Fall in The Pleasure Principle: Geometrie des Todes eher ein Mittel zum Zweck ist, um die Figuren aufeinander loszulassen. Im Gegenzug ist die Auflösung recht abrupt und irgendwie auch unbefriedigend, da sie zwar erklärt, was geschehen ist, vieles aber nicht so recht Sinn ergeben will. Ein Problem, mit dem die Serie ohnehin immer mal wieder zu kämpfen hat.

Andere könnten die Serie hingegen aufgrund des besagten geringeren Tempos langweilig finden. Hinzu kommt: Während bei solchen Geschichten meist auch ein Lauf gegen die Zeit stattfindet, immer die Gefahr herrscht, dass der Mörder ein weiteres Mal zuschlägt, da ist das hier recht statisch. Man hat da das Gefühl, dass man hier so sehr mit dem Aufdecken vergangener Verbrechen beschäftigt ist, dass da überhaupt kein Platz mehr für weitere Verbrechen bleibt. Doch auch darin liegt ein gewisser Reiz. Je tiefer das Trio bohrt, umso mehr hat man das Gefühl, in dem Sumpf festzustecken und nie wieder herauszufinden. Globalisierung bedeutet dann eben nicht nur eine Vergemeinschaftung der Möglichkeiten, sondern auch dass die vielen Schatten kaum noch voneinander zu unterscheiden sind, weil es dafür schon zu finster geworden ist.

Credits

OT: „Zasada przyjemnosci“
Land: Polen, Tschechische Republik, Ukraine
Jahr: 2019
Regie: Dariusz Jablonski
Drehbuch: Maciej Maciejewski
Musik: Michal Lorenc
Kamera: Pawel Dyllus, Martin Ziaran, Andrey Lisetskiy
Besetzung: Malgorzata Buczkowska, Karel Roden, Sergej Strelnikow, Robert Gonera, Dawid Czuprynski, Krystof Hadek, Dmitri Oleshko, Dawid Czuprynski

Bilder

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In „The Pleasure Principle: Geometrie des Todes“ werden in drei Ländern die Körper verstümmelter Frauen gefunden, die irgendwie zusammenhängen. Die Krimiserie erzählt aber weniger davon, wie sich drei Teams zusammenraufen, sondern watet genüsslich in Abgründen umher. Das ist nicht immer zielführend, die Mördersuche geht nur langsam voran, sehenswert ist das Ergebnis aber auch so.
7
von 10