Angry Folks

Angry Folks

Kritik

Spätestens seit Musikern wie Woody Guthrie oder Bob Dylan ist gerade das Folk-Genre prädestiniert für Formen des Protests. Doch auch über deren Musik hinaus haben sich Musiker in ihren Songs auch immer wieder kritisch mit Themen der Zeit auseinandergesetzt, Ungerechtigkeiten aufgezeigt und die Klassengesellschaft angegriffen. Bis heute ist wahrscheinlich kein Gewerkschaftsstreik denkbar ohne nicht mindestens eine rudimentäre Form dieser Art des Protests, welche die Kunstfertigkeit der Musik mit ihrem gesellschaftspolitischen Anspruch vereint wie keine andere. Auch die aus Myanmar kommende Band Angry Folks, bestehend aus Ko Kyaw Zin Linn und Ko Aung Thaung Oo, ist in ihrer Heimat berühmt geworden durch das Schreiben und Vortragen von Protestliedern, was für die beiden Mitglieder nicht nur eine Kunst ist, sondern eine Verantwortung, die sie sehr ernst nehmen.

In seiner Kurzdokumentation Angry Folks, die auf dem diesjährigen Filmschoolfest München zu sehen ist, begleitet Filmemacher Aung Htet Myet die beiden Musiker beim Schreiben von Songs, interviewt sie über ihre Inspirationen und zeigt sie bei ihren Auftritten, und zwar nicht nur in kleinen Clubs, sondern auch bei diversen Streiks und Demonstrationen. Über die Musik und die Gespräche gelingt ihm so ein Einblick in die Philosophie der Musiker, für die Kunst einhergeht mit einer gesellschaftlichen Verantwortung sowie einer großen Menschlichkeit, für die sie in ihren Songs einstehen.

„Auf wessen Seite stehst du?“
Schnell ist man als vielleicht allzu abgeklärter Zuschauer dabei, in den Songzeilen und den Aussagen der beiden Musiker eine gewisse Naivität, vielleicht auch übertriebenen Idealismus zu sehen. Eigentlich könnten dies beide nur bejahen, was sie aber keinesfalls davon abhalten würde, weiter ihre Songs zu schreiben und für diese Ideale einzustehen, denn gerade aus der Verletzung der Rechte anderer durch „die da oben“ schlussfolgert sich eine Insistenz auf Ideale. Innerhalb der knapp 17 Minuten der Dokumentation ergibt sich der Eindruck, dies sei für die Band eine Vollzeitbeschäftigung, die sie immer wieder zu Streiks treibt und sie auch über die Grenzen der Musik hinaus fordert, beispielsweise bei den Proben für ein Theaterstück anlässlich der Maidemonstrationen in ihrer Heimat.

„Bisher war noch kein Streik erfolglos, wenn wir die Arbeiter unterstützt haben“, bemerkt die Band selbstsicher vor den Arbeitern, die schon nach wenigen Minuten mit einstimmen in den Chorus ihres ersten Songs. Es sind solche Szenen, die nicht nur den Kampfgeist der Musiker zeigen, sondern auch, wie sie Mut machen, wie sie etwas von ihrer Energie abgeben. Dies macht Angry Folks zu einem optimistischen, idealistischen Film, der mehr als deutlich macht, wessen Seite die wohl richtige ist, um es mit einer der Songs der Band auszudrücken.

Credits

OT: „Angry Folks“
Land: Myanmar
Jahr: 2020
Regie: Aung Htet Myet
Kamera: Htun Tauk Moe Thu



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"Angry Folks" ist eine ermutigende Kurzdokumentation über eine Band, für die Zusammenhalt, Verantwortung und Gerechtigkeit nicht nur Zeilen in einem Song sind, sondern für eine Art zu leben stehen. Aung Htet Myet gelingt eine Dokumentation über die Wichtigkeit von künstlerischem und sozialem Engagement mit zwei sehr sympathischen Protagonisten.