Kilometerstein 375 Thunder Road
© Explosive Media

Kilometerstein 375

Kritik

Kilometerstein 375 Thunder Road
„Kilometerstein 375“ // Deutschland-Start: 1. August 1958 (Kino) // 8. Oktober 2020 (DVD/Blu-ray)

Seit er von einem Einsatz im Koreakrieg zurückgekehrt ist, arbeitet Lucas Doolin (Robert Mitchum) zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder Robin (James Mitchum). Während sich das Familienoberhaupt, wie viele andere Farmer in Tennessee, illegal Whiskey brennt, ist Lucas der Fahrer, welcher den Alkohol in die Stadt bringt, während sich Robin, ein geschickter Mechaniker, um das Auto kümmert. Jedoch ist ihr Geschäft immer in Gefahr, nicht nur wegen eifriger Gesetzeshüter wie Troy Barrett (Gene Barry) vom US Schatzamt, sondern auch wegen eines Geschäftsmannes wie Carl Kogan (Jacques Aubuchon), der gewillt ist, das gesamte Geschäft an sich zu reißen, wenn nötig mit Gewalt. Um seinem Angebot mehr Nachdruck zu verleihen, haben Kogans Männer bereits Fahrer wie Lucas umgebracht und den anderen Farmern ein lukratives Angebot zum Verkauf gemacht. Dennoch können Lucas und sein Vater die anderen Schwarzbrenner überzeugen, nicht zu verkaufen und sich gegen den Gangster zu Wehr zu setzen. Nachdem nun Kogan weiß, wer hinter dem Widerstand steht, versucht er Lucas zu kaufen und den Druck weiter zu erhöhen.

Familienbetriebe
Mit Kilometerstein 375 oder Thunder Road, wie der Film im Original heißt, arbeitete Schauspieler Robert Mitchum an einem Herzensprojekt, welches nicht nur auf einer von ihm verfassen Kurzgeschichte basiert, sondern das er zudem produzierte und für das er den Titelsong schrieb. Darüber hinaus ist sein Sohn James Mitchum in der Rolle von Lucas Doolins Bruder zu sehen und erzählt eine Geschichte, in der schnelle Autos, eine Passion Mitchums, eine wichtige Rolle spielen.

In Kilometerstein 375 erzählt Regisseur Arthur Ripley (The Chase) die Geschichte eines Einzelgängers, der sich innerhalb des Kollektivs Familie sowie der Gemeinschaft der Whiskeybrenner zu behaupten versucht. Auch wenn der Fokus der Geschichte auf der Figur Lucas Doolin liegt, nimmt sich der Film dennoch Zeit, die Struktur der Schwarzbrenner zu erkunden, wobei besonders der Detailreichtum auffällt. In der Zeit der Prohibition ergab sich für viele der Bauern wie Lucas’ und Robins Vater eine erträgliche Einkommensquelle, die weit das überstieg, was sie mit ihrer normalen Ernte hätten einnehmen können. Mit der Annahme eines Angebotes wie dem von Kogan würden sie ihre Unabhängigkeit aufgeben, ein Punkt, der vor allem Lucas schon von Anfang an dagegen sein lässt.

Vor diesem Hintergrund also tritt jemand wie Lucas auf, ein Repräsentant jener Unabhängigkeit, Sturheit und Kampfbereitschaft, die sich letztlich einer viel größeren Macht geschlagen geben müssen, nämlich dem Kapital, das alles verschlingt, sodass seiner Figur vom ersten Auftreten an eine gewisse Nostalgie umgibt.

Ein fataler Rebell
Dieser Lucas Doolin reiht sich in jene lange Reihe von jungen Rebellen ein, wie sie gerade im US-Kino der 1950er an der Tagesordnung waren. Wie Jim Stark in …denn sie wissen nicht, was sie tun oder ein Johnny Strabler in Der Wilde erscheint Doolin als eine Art Rebell, der sich nicht notwendigerweise gegen die Familie richtet, aber gegen ein System, dessen dunkle Seiten er speziell in seinem Armeeeinsatz kennenlernen durfte. Das Fahren ist für jemanden wie Lucas auch immer eine Flucht vor einem Leben, hat er doch eines mit seiner Familie und eines in der Stadt mit einer jungen Nachtklubsängerin gespielt von Keely Smith. Keines dieser Leben kann ihn für sich beanspruchen, sodass sie Straße gewissermaßen seine Heimat geworden ist, der gegenüber er keinerlei Verpflichtungen hat und die ihn immer weiter nach vorne triebt.

Jedoch gibt Robert Mitchum seiner Darstellung dieses jungen Mannes immer auch eine fatalistische Note. Angesprochen darauf, warum er, trotz der offensichtlichen Gefahr, immer noch Touren für seinen Vater mache, erklärt er, er hätte sich damit abgefunden, eines Tages „zu fallen“. An diesen, wie auch vielen anderen Stellen scheint das Drehbuch den Untergang jener Rebellenpose zu prophezeien oder Doolin wie eben jene anderen jugendlichen Helden zu einer Art Märtyrer zu machen, der von Anfang an keine Chance hatte auf ein glückliches Leben.

Credits

OT: „Thunder Road“
Land: USA
Jahr: 1958
Regie: Arthur Ripley
Drehbuch: James Atlee Phillips, Walter Rise
Musik: Jack Marshall
Kamera: David Ettenson, Alan Stensvold
Besetzung: Robert Mitchum, Gene Barry, Jacques Aubuchon, Keely Smith, Trevor Bardette, James Mitchum, Sandra Knight

Bilder

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

„Kilometerstein 375“ ist ein unterhaltsamer, spannender Mix aus Drama und Kriminalfilm. Dank des engagierten Spiels Robert Mitchums hebt sich Arthur Ripleys Film vom Durchschnitt der vielen Geschichten um Rebellen ab, wie sie in den 1950er Jahren populär waren, ohne aber dem Genre notwendigerweise neue Aspekte abzugewinnen.
6
von 10