Clara und der magische Drache
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Clara und der magische Drache

Kritik

Clara und der magische Drache
„Clara und der magische Drache“ // Deutschland-Start: 29. Oktober 2020 (Kino) // 17. Dezember 2021 (DVD)

Auch wenn der Drache noch sehr jung ist, so hat er doch ein bereits recht bewegtes Leben hinter sich. Erst wird er von einem Geier entführt, der sich aber so tollpatschig anstellt, dass er ihn unterwegs fallen lässt. Dann nehmen sich ein Zwerg und ein Waschbär seiner an. Zum Schluss landet er bei Clara, von der es heißt, sie sei eine Fee, auch wenn sie sich nicht daran erinnern kann. Dafür hat sie ein gutes Herz und beschließt, das Baby zurück zu seinen Eltern zu bringen. Einfach ist diese Aufgabe aber nicht. Zum einen weiß das Trio nicht, wo sich diese aufhalten, geschweige denn dorthin kommen. Außerdem ist ihnen noch ein böser Zauberer auf den Fersen, der hinter der Entführung steckte und die magischen Kräfte nutzen will …

Selbst wer sich gut im Bereich des Animationsfilms auskennt, sich alles anschaut, was im Kino läuft und auf DVD erscheint, dürfte mit folgender Aufgabe so seine Probleme haben: Nenne einen Animationsfilm aus der Ukraine! Während Russland in den letzten Jahren doch immer mal wieder mit heimischen Produktionen hierzulande vertreten war, vor allem die Reihe um Die Schneekönigin erfreute sich größerer Beliebtheit, sieht es beim Nachbarland düster aus. Vor Jahren lief mal The Dragon Spell auf Filmfesten, ein Fantasyabenteuer, das in erster Linie durch ungewöhnliche Designs auffiel. Das war es aber auch mehr oder weniger schon.

Eine schöne Welt

Insofern ist es zunächst eine gute Nachricht, dass mit Clara und der magische Drache nun tatsächlich ein ukrainisches Animationswerk erscheint. Mehr noch, es wird sogar im Kino gezeigt. Die zweite gute Nachricht ist, dass der Beitrag vom Schlingel Filmfest 2020 sogar überraschend gut aussieht. Natürlich darf man nicht die technische Finesse von Disney oder Pixar erwarten. Doch gerade im CGI-Umfeld, wo oft Unsummen ausgegeben werden, um einen möglichst realistischen Look zu erzeugen und dabei die Designarbeit vernachlässigt wird, zeigt das hier, dass es auch anders geht. Clara selbst sieht dabei eher langweilig aus, das typische Barbie-Modell eben. Doch drumherum gibt es ein paar sehenswerte Einfälle, technisch sauber umgesetzt.

Das Problem des Films liegt vielmehr auf der inhaltlichen Seite. Dass die vielen Pseudo-Märchen, die in Osteuropa in den letzten Jahren produziert wurden, nicht unbedingt immer sonderlich inspiriert waren, lässt die Erwartungen von vornherein eher weiter unten sein. Doch Clara und der magische Drache liegt noch einmal ein ganzes Stück drunter. Der erste große Knackpunkt sind die etwas verzweifelten Versuche, Humor in die Geschichte zu bekommen. Doch weder der tollpatschige Drache noch die sich ständig streitenden Affen, die bei Clara wohnen, noch der Waschbär, der mit französischem Akzent und dem Wahn auffällt, als Psychotherapeut Karriere zu machen, sind dafür geeignet. Dass das Ganze lustig gemeint ist, das sieht man zwar schon. Es ist es aber nicht.

Ohne Sinn und Zusammenhang

Während viele Animationsfilme an der Komik scheitern und im Zweifelsfall einfach nur irgendwelche Figuren hinunterstürzen oder gegen Wände laufen lassen, ist es die inhaltliche Ziellosigkeit, die Clara und der magische Drache wirklich zu schaffen macht. Dabei sind es weniger die einzelnen Elemente, die stören. Einen magischen Drachen nach Hause bringen? Das kann man schon machen. Auch eine Protagonistin mit geheimnisvoller Vergangenheit gehört zum Standard. Man sollte in einem solchen Fall aber doch darauf achten, dass diese Elemente irgendwie zusammenpassen und auch in sich stimmig zu Ende geführt werden. Und das geschieht nicht. Im Gegenteil: Je länger der Film andauert, umso größer ist die Verwirrung, was sich Regisseur und Co-Autor Oleksandr Klymenko denn hierbei gedacht hat.

So wird nie wirklich deutlich, was der Zauberer mit dem Drachen will. Die Herkunft von Clara ist mehrfach widersprüchlich, zum Ende wird dem Publikum etwas vor die Füße geworfen, völlig ohne Erklärung oder Zusammenhang. Die Beziehung zwischen dem Zauberer und Clara wird mal angedeutet, ohne dass etwas geschieht. Schon während des Abenteuers gibt es ein paar ganz eigenartige Schnitte, die zu starken Brüchen führen. Doch das abrupte Ende schlägt noch einmal alles und lässt einen komplett ratlos zurück. Das wirkt so, als hätte Klymenko dringend eine Deadline erfüllen müssen und deswegen einfach dort aufgehört, wo er gerade war. Magisch ist das Ergebnis dann weniger – sofern man nicht gerade Ziel eines Verwirrungszaubers wurde.

Credits

OT: „Clara“
Land: Ukraine
Jahr: 2019
Regie: Oleksandr Klymenko
Drehbuch: Sergiy Grabar, Oleksandr Klymenko

Trailer

Filmfeste

Schlingel 2020

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Ein entführter Drache landet bei einem therapeutischen Waschbär, einem grimmigen Zwerg und einer Frau, die vielleicht eine Fee ist, aber sich an nichts erinnern kann. Klingt komisch? Soll es auch sein. Vor allem aber ist „Clara und der magische Drache“ trotz einer gelungenen Optik ein frustrierendes Werk, das von schwachen Witzen und einer völlig zusammenhanglosen Geschichte geplagt ist.
4
von 10