Die Schneekoenigin
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Die Schneekönigin

(OT: „Snezhnaya koroleva“, Regie: Vladlen Barbe/Maxim Sveshnikov, Russland, 2012)

Die SchneekoeniginSeitdem die böse Schneekönigin das ganze Land mit Schnee und Eis bedeckt hat, traut sich niemand mehr, sich ihr in den Weg zu stellen. Denn Meister Vegard war der einzige, der ihr mit seinen magischen Spiegeln gefährlich werden konnte. Bis sie sich auch ihn schnappte. Als sie erfährt, dass der Magier Nachwuchs hatte, der auch noch dessen Fähigkeiten geerbt haben soll, schickt die Despotin einen Troll zu den Menschen, um das Kind zu suchen. Tatsächlich wird Kai durch den Polarwind ins Schloss der Schneekönigin gezaubert. Doch dabei hat sie die Rechnung ohne Gerda gemacht, die Schwester Kais. Die verfügt ebenfalls über große Kräfte und macht sich zusammen mit dem Troll auf den Weg, ihren Bruder aus den eisigen Klauen zu befreien.

Auch wenn Hans Christian Andersen ein absoluter Vielschreiber war – mehr als 3000 Werke soll er in seinem Leben verfasst haben –, wenn es um die reine Popularität geht, kann es kaum eine seiner Geschichten mit Die Schneekönigin aufnehmen. Unzählige Male wurde das Märchen verfilmt, oft in animierter Form. Die berühmteste Fassung ist natürlich Die Eiskönigin – Völlig unverfroren von Disney, auch wenn sie mit der Vorlage nicht mehr viel gemein hat. Die erste Fassung entstand jedoch schon 1957 in Russland und gilt selbst als ein kleiner Klassiker. Dass kurz vor der Disney-Version eine weitere russische Variante produziert wurde, ebenfalls als Computeranimation, das war da nur recht und billig.

Märchenwelt aus dem Discounter
Billig ist leider aber auch das Ergebnis. Dass das Studio Wizart Animation (Völlig von der Wolle) mit einem Budget von sieben Millionen Dollar nicht mit den 150 Millionen Dollar teuren Bilderwelten von Disney konkurrieren kann, das lässt sich noch nachsehen. Letzten Endes war es auch einfach ein bisschen Pech, dass die US-Kollegen ein knappes Jahr später mit ihrer Version an den Start gingen und damit diese Vergleiche erst erzwangen. Aber selbst für sich genommen ist der Film nicht wirklich zeitgemäß für eine Produktion aus dem Jahr 2012. Einige stimmungsvolle Bilder sind dabei, gerade bei den Schneelandschaften. Aber eben auch diverse schäbige Momente und grob modellierte Figuren, die irgendwo zwischen langweilig und hässlich sind.

Inhaltlich sieht es nur zum Teil besser aus. Schön ist, dass hier ein Mädchen zum Helden wird und ein Junge sich retten lassen muss. Das war bei Andersen zwar auch schon so, ist bis heute aber eine Ausnahme in Filmen, eine Umkehrung der altbackenen Damsel in Distress. Dass bei der deutlich umgeschriebenen Geschichte ausgerechnet dieser Aspekt beibehalten wurde, ist erfreulich. Und auch der Versuch, aus der Schneekönigin mehr als nur eine böse Hexe zu machen, ist zumindest im Ansatz eine gute Idee – Kinderfilme sind selten dafür bekannt, von Schwarzweiß-Zeichnungen abzuweichen.

Operation misslungen, Humor tot
Der Rest ist leider sehr viel weniger geglückt. Die ungelenken Verrenkungen, die das Publikum zum Lachen bringen sollen, haben beispielsweise eine ungewollt einschläfernde Wirkung. Vor allem Troll Orm ist ein schlechter Witz – in mehrfacher Hinsicht. Und auch das kühl berechnend eingesetzte weiße Frettchen Luta hat der Geschichte so rein gar nichts beizutragen. Dass dieser viele fantastische und finstere Elemente geraubt wurden, die das Original-Märchen ausmachen, hilft auch nicht unbedingt dabei, sich für diese Eisvariante zu erwärmen. Dabei ist Die Schneekönigin noch nicht einmal wirklich schlecht. Der Film ist nur ziemlich langweilig, kommt weder an den düsteren Vorfahren aus dem eigenen Land noch die buntere Disney-Interpretation heran. Stattdessen gibt es einen Mischmasch, der irgendwie alles will, aber nichts richtig macht und dadurch am Ende reichlich überflüssig ist.



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„Die Schneekönigin“ bedient sich wie so viele auch des berühmten Märchens von Hans Christian Andersen, ohne sich aber wirklich an die Vorlage zu halten. Während einige Ideen zumindest im Ansatz löblich sind, sind gerade die Versuche, komisch zu sein, ziemlich erbärmlich. Und auch visuell ist der Langweiler alles andere als märchenhaft.
4
von 10