Belphegor 2001
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Belphégor – Das Phantom des Louvre

Kritik

Belphegor 2001
„Belphégor – Das Phantom des Louvre“ // Deutschland-Start: 15. Mai 2020 (DVD)

Der Louvre ist um einige Attraktionen reicher: Als das berühmte Pariser Museum diverse Artefakte aus Ägypten erhält, ist die Euphorie groß. Aber auch die Verwunderung, vor allem eine seltsame Mumie stellt die Experten vor ein Rätsel. Während der Kurator Bertrand  Faussier (Jean-Francois Balmer) sich Rat bei der erfahrenen Ägyptologin Glenda Spencer (Julie Christie) holt, hat Lisa (Sophie Marceau) ganz andere Probleme. Ihre Vermieterin will sie aus ihrem Laden haben, ihre Großmutter ist gestorben und dann wird aufgrund von Bauarbeiten auch noch eine Kellerwand zerstört. Als sie daraufhin zusammen mit dem Elektriker Martin (Frédéric Diefenthal) durch diese unfreiwillige Verbindung in den Louvre geht, macht sie eine eigenartige Entdeckung. Und auch den pensionierten Polizisten Louis Verlac (Michel Serrault) zieht es ins Museum, nachdem es dort zu einigen seltsamen Toden kommt …

Alte Hits noch mal aufzuwärmen, bringen wir im Filmbereich zwar vor allem mit Hollywood in Verbindung. Das bedeutet aber nicht, dass in anderen Ländern nicht auch zuweilen mal in Schatztruhen gekramt wird, in der Hoffnung, mit bekannten Stoffen wieder Geld zu verdienen. Ein Beispiel aus Frankreich hierfür ist Belphégor – Das Phantom des Louvre aus dem Jahr 2001. Grundlage lieferte dabei der bereits 1927 veröffentlichte Roman von Arthur Bernède. International bekannt ist die mehrfach adaptierte Geschichte um geheimnisvolle Vorgänge im Louvre dabei vor allem durch die französische TV-Serie Belphégor oder Das Geheimnis des Louvre, die 1965 sowohl daheim wie auch in Frankreich zu einem großen Erfolg wurde.

Neue Wege durch ein altes Gebäude
Die Neuauflage Belphégor – Das Phantom des Louvre hat jedoch nur vergleichsweise wenig mit dem Hit zu tun. In beiden Fällen geht es zwar um geheimnisvolle Vorgänge im Louvre sowie die Figur des Belphégor. Während die Serie aber im Mystery-Bereich daheim war und darauf aufbaute, dass man als Zuschauer lange Zeit nicht wusste, was genau gespielt wird, da wird beim Film alles direkt zu Beginn verraten. In dem Epilog erfahren wir von der Mumie und ihrem tödlichen Einfluss. Der ihr innewohnende Geist, der bald alle Menschen im Museum terrorisiert, ist auch nicht zurückhaltend, sondern darf als CGI-Konstrukt von Anfang an durch die Gegend schweben und für Unheil sorgen – für das Publikum deutlich sichtbar, für die Betroffenen nicht.

Dass die damit einhergehenden Effekte nicht so toll sind, selbst unter Berücksichtigung des Entstehungsjahres, schmälert natürlich das Vergnügen. Sie sind jedoch nicht der ausschlaggebende Grund, weshalb Belphégor – Das Phantom des Louvre sein Ziel verfehlt. Ein größeres Problem ist das Konzept an sich. Der Film orientiert sich an eingängigen Horrorwerken, die den Zuschauern und Zuschauerinnen immer einen kleinen Wissensvorsprung geben, dafür aber mit gruseligen Momenten fesseln. Hier gibt es jedoch nur den Wissensvorsprung, nicht aber die Spannung. Dann und wann bemüht sich Regisseur und Co-Autor Jean-Paul Salomé (Arsène Lupin) zwar darum, Albträumen den Weg zu bahnen. Das Ergebnis ist jedoch in erster Linie unfreiwillig komisch, so als würde man Kindern an Halloween zuschauen.

Hektik ohne Ende
Das zweite große Problem ist, dass Salomé offensichtlich ein deutliches längeres Werk vor Augen hatte und im Schneideraum auf einmal feststellen musste: Oh, da muss deutlich was weg. Viele Szenen sind nur Sekunden lang, müssen vorzeitig abgebrochen werden, während wir von Raum zu Raum, von Figur zu Figur springen. Das macht nicht nur jegliche Form von Entwicklung oder Spannungsbögen unmöglich – beispielsweise die Romanze zwischen Lisa und Martin. Es führt zudem zu einer fortlaufenden Willkürlichkeit, als wäre Belphégor – Das Phantom des Louvre nicht mehr als eine Sammlung von Szenen aus dem Zufallsgenerator. Es gibt kein Konzept, keine durchgängige Linie, die der Film einhalten würde.

Aufgrund des Schauplatzes – Belphégor – Das Phantom des Louvre wurde tatsächlich im Louvre selbst gedreht, was der Atmosphäre ungemein zugutekommt – kann man hier zwar mal reinschauen. Auch das Ensemble ist prominent, Fans dürfen sich sogar auf einen Gastauftritt von Juliette Gréco freuen, die seinerzeit in der Serie die Hauptrolle übernahm. Das reicht aber nicht aus, um die eklatanten Mängel des Drehbuchs, die ausdrücklich auch die Dialoge enthalten, wieder ausgleichen zu können. In punkto Spannung ist die Serie einige Klassen weiter oben angesiedelt, wer mehr auf den Abenteuer-Aspekt aus ist, fährt mit Die Mumie besser. Die Geschichte des ägyptischen Geistes ist hingegen eine unausgegorene Mischung, die nichts wirklich richtig macht und die hohen Erwartungen zu keiner Zeit erfüllen kann.

Credits

OT: „Belphégor – Le fantôme du Louvre“
Land: Frankreich
Jahr: 2001
Regie: Jean-Paul Salomé
Drehbuch: Jean-Paul Salomé, Danièle Thompson, Jérôme Tonnerre
Vorlage: Arthur Bernède
Musik: Bruno Coulais
Kamera: Jean-François Robin
Besetzung: Sophie Marceau, Michel Serrault, Frédéric Diefenthal, Julie Christie, Jean-François Balmer

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„Belphégor – Das Phantom des Louvre“ nimmt Motive des Mystery-Klassikers, macht daraus jedoch eine unausgegorene Horror-Interpretation, die sowohl beim Drehbuch wie auch beim Schnitt eklatante Mängel hat. Da können auch die atmosphärischen Aufnahmen im Original-Louvre und das prominente Ensemble nichts mehr retten.
4
von 10