French Connection II
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French Connection II

Kritik

French Connection II
„French Connection II“ // Deutschland-Start: 13. April 1976 (Kino) // 23. Januar 2009 (Blu-ray)

Drei Jahre nachdem ihm der Drogenboss Alain Charnier (Fernando Rey) in New York City entkommen konnte, wird Jimmy „Popeye“ Doyle (Gene Hackman) nun nach Marseilles geschickt, wo er und seine Vorgesetzten Charniers Basis vermuten. Hauptkommissar Henri Barthélémy (Bernard Fresson) ist wenig begeistert von dem Amerikaner, der im Einsatz bereits fünf Polizisten erschoss und wegen seiner brutalen Methoden gegen Verdächtige bekannt ist. Da ihn Barthélémy offensichtlich nicht haben will und er sich im Revier selbst unwichtig vorkommt, kann er doch kein Französisch, nimmt Doyle die Suche nach Charnier selbst in die Hand und durchkämmt die Straßen dieser für ihn fremden Stadt. Was Doyle nicht weiß, ist, dass seine Vorgesetzten ein falsches Spiel mit ihm spielen, in das auch  Barthélémy eingeweiht ist, denn er soll als Köder dienen, der Charnier aus seinem Versteck lockt. Während Doyle noch immer auf der Suche ist, stets begleitet von zwei verdeckten Ermittlern, hat derweil Charnier längst die Anwesenheit Doyles bemerkt. Da er gerade dabei ist, eine für ihn wichtige Lieferung entgegenzunehmen, will er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, herauszufinden, was sie Polizei über ihn weiß. Doch Doyle ist niemand, den man so leicht unter Druck setzen kann und so macht ihn Charnier zu dem, was der Polizist am meisten hasst: einen Junkie.

Ein Mann und sein Kreuzzug
Nachdem sein letzter Film Impossible Object sich als kommerzieller Flop erwiesen hatte, wollte US-Regisseur John Frankenheimer mit seinem nächsten Film unbedingt wieder ein breiteres Publikum ansprechen, wobei ihm das Drehbuch zur Fortsetzung von French Connection – Brennpunkt Brooklyn gerade recht kam. Entgegen dem ersten Teil basiert der zweite Teil, welcher die Geschichte rund um den von Gene Hackman gespielten Jimmy Doyle weitererzählt, nicht auf einer literarischen Vorlage. Zwar konnte Frankenheimers Fortsetzung nicht den gleichen Erfolg erzielen wie das Original von William Friedkin, muss sich aber keinesfalls hinter diesem verstecken, erzählt er doch eine teils sehr unter die Haut gehenden Geschichte eines Mannes, der sich auf seiner Jagd nach einem Verbrecher nicht nur in große Gefahr bringt, sondern dabei ist, sich selbst zu verlieren.

Kaum ein Beitrag zum Genre des Actionthrillers kann mit einem so gespenstischen Ende auftrumpfen, wie es William Friedkin in Brennpunkt Brooklyn inszenierte. Die Schüsse in der Dunkelheit des heruntergekommenen Gebäudes hallen noch lange nach und unterstreichen die Wahnhaftigkeit eines Charakters wie Doyle, der nun schon auf Schatten oder Schemen schießt, wie es scheint. Diese Verbissenheit, die ihn bis an seine körperlichen Grenzen bringt, sieht man dem Doyle in der Fortsetzung an, der nunmehr ganz alleine auf der Jagd nach Charnier ist, dessen Existenz passenderweise von Figuren wie Barthélémy angezweifelt wird.

War Brennpunkt Brooklyn schon eine fast dokumentarisch anmutende Studie von Polizeiarbeit, ist French Connection II das Psychogramm eines Polizisten, der nur noch ein Lebensziel zu haben scheint und sich darin hineinsteigert. In einer der besten darstellerischen Leistungen seiner Karriere spielt Gene Hackman diesen Mann, der sich an manchen Stellen schon selbst nicht mehr sicher ist, ob er wahnsinnig geworden ist oder ob es Charnier tatsächlich gibt. In wenigen Szenen gibt Fernando Rey abermals jenen aalglatten High-Society Drogenboss, der durch seine Manieren und seine gepflegte Ausdrucksweise, die blitzschnell in emotionale Kälte umschlagen kann und in vielerlei Hinsicht wirklich wie ein Phantom erscheint, welches einfach nicht zu fassen ist.

„Dies ist nicht Harlem.“
Ein besonders cleverer Einfall ist die Verlagerung der Handlung nach Marseilles. Nicht nur wegen des für einen Film wie diesen so wichtigen Lokalkolorits, welches der Stadt ihren labyrinthischen Charakter verleiht, sondern auch wegen ihrer Fremdartigkeit für jemanden wie Doyle ist sie als Handlungsort sehr interessant. Wie jemand, der verzweifelt nach etwas Bekanntem sucht, irrt Doyle durch die Straßen ohne die Sprache zu kennen und versucht dennoch gerade jene Verhaltensweisen an den Tag zu legen, die ihm zu jenem zweifelhaften Ruf in seiner Heimat verholfen haben. Sogar die berühmte Verhörtechnik („Have you ever been to poughkeepsie?) findet an einer Stelle Verwendung, ohne aber ihre Wirkung zu entfalten.

Schlussendlich ist auch diese Stadt der Gegner Doyles, ist sie doch das Revier eines Mannes wie Charnier, der über sie wacht und sie kontrolliert. Konsequent inszenieren sie Frankenheimer und Kameramann Claude Renoir als einen Ort, in dem Doyle sich immer mehr verläuft, ähnlich wie in seine Obsession, dessen Wände beinahe klaustrophobisch nah wirken und ihn zu verschlingen drohen.

Credits

OT: „French Connection II“
Land: USA
Jahr: 1975
Regie: John Frankenheimer
Drehbuch: Robert Dillon, Laurie Dillon, Alexander Jacobs
Musik: Don Ellis
Kamera: Claude Renoir
Besetzung: Gene Hackman, Fernando Rey, Bernard Fresson, Philippe Léotard, Ed Lauter, Cathleen Nesbitt

Bilder

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„French Connection II“ ist ein packend inszenierter Actionthriller mit Gene Hackman in der vielleicht besten Rolle seiner Karriere. Bedauerlicherweise immer etwas im Schatten des meisterlichen Originals ist John Frankenheimers Film eine mehr als würdige Fortsetzung, welche andere, interessante Akzente setzt.
8
von 10