Body Cam
© Paramount Pictures

Body Cam – Unsichtbares Grauen

Kritik

Body Cam
„Body Cam – Unsichtbares Grauen“ // Deutschland-Start: 6. August 2020 (Kino)

Nach einer längeren Zwangspause, die Renee Lomito-Smith (Mary J. Blige) nach dem Tod ihres Sohnes gebraucht hat, ist sie zurück bei der Polizei, fest entschlossen, wieder aktiv zu werden und sich irgendwie nützlich zu machen. Dass ihr zum Einstieg der Neuling Danny Holledge (Nat Wolff) zugeteilt wird und sie mit diesem Streife fahren soll, begeistert sie nur wenig. Doch bald hat sie ohnehin ganz andere Probleme. Einer ihrer Kollegen ist auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Noch seltsamer ist jedoch, dass Renee den Vorfall dank Kameraaufzeichnungen beobachten konnte, die danach verschwunden sind. Während sie und die anderen noch darüber nachgrübeln und den Wagen suchen, der am Tatort gesehen wurde, kommt es zu einer Reihe weiterer grausamer Morde …

Beispiele von Polizeigewalt in den USA, gerade Minderheiten gegenüber, hat es im Laufe der letzten Jahre natürlich jede Menge gegeben, dann und wann schafften sie es auch in unsere Nachrichten. Doch erst als im Zuge der letzten Unruhen weltweit unter dem Banner Black Lives Matter protestiert wurde, kam international ein bisschen Schwung in die Diskussion. Das könnte Body Cam – Unsichtbares Grauen durchaus nutzen, der nach der längeren Kinozwangspause während der Pandemie doch noch einen deutschen Kinostart erfährt. Denn während Queen & Slim, der Anfang des Jahres die Kombination aus polizeilichen Übergriffen und Rassismus behandelte, hierzulande ziemlich untergegangen ist, sind die Bedingungen heute ganz andere.

Spannender Einstieg
Ungewöhnlich ist, dass Body Cam dieses Thema nicht in Form eines Dramas oder eines Thrillers aufgreift, was beides irgendwo naheliegend gewesen wäre, sondern sich als übernatürlicher Horrorstreifen präsentiert. Denn dass da was nicht mit rechten, sprich irdischen Dingen vor sich geht, das wird bereits in der ersten Sequenz deutlich, wenn wir Zeuge des mysteriösen Todes eines Polizisten werden, bevor wir dann die eigentlichen Hauptfiguren kennenlernen. Inhaltlich bringt der anfängliche Minizeitsprung nichts, prinzipiell hätte man auch bei der chronologischen Reihenfolge bleiben können. Atmosphärisch ist der Einstieg jedoch geschickt, verrät zudem, was einen hier in den anschließenden anderthalb Stunden erwartet.

Tatsächlich ist der erste Auftritt des mysteriösen Mörders auch schon der beste. Die schnellen Schnitte zwischen dem Polizeiwagen und dem Vorfall an sich, begleitet von den rhythmischen Bewegungen der Scheibenwischer erzeugen tatsächlich Spannung und Vorfreude, zumal das nächtlich-regnerische Setting immer für etwas Unwohlsein gut ist und die leichten Found-Footage-Anleihen sinnvoll integriert sind. Leider bauen die späteren Szenen kontinuierlich ab, bestehen nur noch aus Variationen der anfänglichen Szene. Regisseur Malik Vitthal (Imperial Dreams) versucht dies zwar durch zunehmend explizitere Bilder wieder auszugleichen, sowohl auf die Sichtbarkeit des Antagonisten wie auch die Brutalität bezogen. Dennoch macht sich bald Eintönigkeit, sogar Langeweile breit.

Es passiert, was passiert … aber warum?
Ebenfalls weniger geglückt ist die inhaltliche Verknüpfung von der übernatürlichen Komponente mit der gesellschaftlichen Situation, auf die anfangs immer wieder angespielt wird. Die Kombination an sich ist zwar legitim, auch wenn man sich natürlich immer fragen kann, ob man ein derart wichtiges Thema für einen reißerischen Horrorfilm verwenden sollte. Man gab sich dabei nur so gar keine Mühe. Selbst in einem Genre, das grundsätzlich weniger Wert auf Glaubwürdigkeit setzt, darf man wenigstens versuchen, den Abläufen eine innere Logik zu verleihen. Stattdessen verstrickt man sich in Widersprüche, lässt die Figuren willkürlich auftreten, macht auch keinerlei Anstalten zur Erklärung, wie diese übernatürlichen Elemente überhaupt auftreten konnten. Da die Ermittlungen von Renee ebenfalls ohne Konzept verlaufen, nimmt die Motivation Stück für Stück ab, bis zum Ende dranzubleiben.

Das ist nicht nur des Themas wegen schade, das eine bessere Verwertung verdient hätte. Auch dem Ensemble wäre mehr zu wünschen gewesen – zumindest das Hauptduo Mary J. Blige (Mudbound) und Nat Wolff (Semper Fi) hat anderweitig bewiesen, dass es mehr drauf hat. Das reicht dann zwar in der Summe immer noch für einen durchschnittlichen Horrorfilm, der hin und wieder ein paar schöne Bilder hat. Aber mehr ist es auch nicht, Body Cam ist eine verpasste Chance, den Schrecken dieser Erfahrungen wirklich zu veranschaulichen und mit einer psychologischen Komponente zu versehen. Hier sitzt man nur davor, weiß dass das alles ganz schrecklich ist, ohne wirklich davon mitgenommen zu werden.

Credits

OT: „Body Cam“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Malik Vitthal
Drehbuch: Nicholas McCarthy, Richmond Riedel
Musik: Joseph Bishara
Kamera: Pedro Luque
Besetzung: Mary J. Blige, Nat Wolff, David Zayas, David Warshofsky, Demetrius Grosse, Anika Noni Rose

Bilder

Trailer

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In „Body Cam“ kehrt eine Polizistin zu ihrer Arbeit zurück, nur um in eine mysteriöse Mordreihe hineingezogen zu werden. Der Versuch, ein gesellschaftliches Thema mit Horror zu verknüpfen, ist als Idee interessant. Der Film selbst ist es nicht. Nach einem vielversprechenden Einstieg versumpft das hier trotz eines talentierten Ensembles in Eintönigkeit, enttäuscht sowohl inhaltlich wie auch inszenatorisch.
5
von 10