Mina und die Traumzauberer Drømmebyggerne
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Mina und die Traumzauberer

Kritik

Mina und die Traumzauberer Drømmebyggerne
„Mina und die Traumzauberer“ // Deutschland-Start: 4. Juni 2020 (Kino) // 30. Oktober 2020 (DVD/Blu-ray)

Schlimmer kann es für Mina eigentlich nicht kommen. Dass sie in Zukunft ihre Zweisamkeit mit ihrem Vater aufgeben soll, um dessen neuer Verlobten Helena und deren Tochter Jenny Platz zu machen, ist eh schon nicht ganz einfach für sie. Doch dann zerschlagen sich auch alle Hoffnungen, mit der Gleichaltrigen Jenny wenigstens eine neue Freundin zu finden. Denn die ist völlig anders, interessiert sich nur für Selfies und Likes, ist zudem ausgesprochen fies zu Mina, nimmt sich einfach alles, was ihr gefällt. Als Mina eines Nachts in einem Traum eine fremde Welt entdeckt, in der die Träume der Menschen gebaut werden, ist sie Feuer und Flamme. Vielleicht kann sie auf diese Weise ja auch Jennys Träume verändern und so etwas erträglicher machen? Das klappt tatsächlich besser als gedacht, bringt jedoch bald ungeahnte Folgen mit sich …

Die meisten dürften nach einem besonders wirren Traum morgens schon aufgewacht sein und sich gefragt haben: Wie bin ich denn auf diesen Blödsinn gekommen? Während grundsätzlich zwar ein Konsens herrscht, dass in den Träumen viel von dem verarbeitet wird, was wir tagsüber so erleben oder in uns vorgeht, so richtig verstehen muss man das Ergebnis nicht. Im Fall von Mina und die Traumzauberer gibt es eine alternative Erklärung: Regisseur Kim Hagen Jensen, der auch die Idee zu dem Film hatte, erzählt von kleinen, lustigen Gestalten, eine Art Traumwichtel, die in mühevoller Kleinstarbeit diese Träume zusammenbauen, wie in einem Theaterstück. Mit dem Unterschied, dass im wahren Leben die Leute auf der Bühne durchaus wissen, wenn sie sich auf einer solchen befinden.

Zwischen Abenteuer und Wohlfühlen
Warum es diese Wichtel gibt, nach welchem Prinzip sie für wen Träume erstellen, das bleibt in den Weiten der Parallelwelt verborgen. Der dänische Filmemacher und sein Drehbuchautor Søren Grinderslev Hansen geben nur einen groben Einblick in die Mechanismen und Regeln dieser Welt. Wichtiger ist ihnen die Geschichte um zwei ungleiche Jugendliche, die völlig konträr sind und quasi über die Hintertür lernen müssen, miteinander klarzukommen. Während so anfangs der Abenteueraspekt im Vordergrund steht, verbunden mit reichlich Komik, wandelt sich Mina und die Traumzauberer zum Ende hin in das obligatorisch-versöhnliche Wohlfühldrama.

Originell ist das nicht, der komplette Ablauf ist vorhersehbar. Dass beispielsweise Minas Manipulationen anfangs funktionieren, später aber komplett aus dem Ruder laufen und sie dabei einiges über sich und die Welt lernen muss, das ist deutlich weniger einfallsreich als die zum Teil recht kuriosen Traumszenerien. Man gab sich auch bei den Figuren nicht so richtig viel Mühe. Gerade Jenny ist als zickige und oberflächliche Instagram-Süchtige nur ein inzwischen häufig gebrauchtes Stereotyp. Dass ihr später noch eine Hintergrundgeschichte gegeben wird, die ihr mehr Tiefe verleihen und ihren Charakter erklären soll, das ist zwar grundsätzlich löblich. Aber auch da begnügte man sich mit dem Standard-Drama-Repertoire.

Einfühlsamer Besuch in einer jungen Gefühlswelt
Andererseits richtet sich der Film natürlich an ein jüngeres Publikum, das klar erkennbare Figuren braucht. Und zumindest diese Zielgruppe wird hier genug finden, mit der es sich identifizieren kann: von schwierigen Trennungen über Patchwork-Konstellationen bis zum Zwang nach Konformität, Rivalität bis zu Cybermobbing – in Mina und die Traumzauberer steckt eine Menge drin, was der Erfahrungswelt junger Menschen entnommen ist. Es wird auch mit viel Humor präsentiert, damit die Mädchen und Jungen beim Lernen Spaß haben. Den gibt es hier, die skurrilen Gestalten in der Traumwelt und die zunehmend groteskeren Szenarien, die sich Mina für Jenny ausdenkt, bieten Anlass für gute Unterhaltung, verbunden mit Herz, eine Mischung aus Inception und Alles steht Kopf.

Und auch die Optik trägt dazu bei, dass Mina und die Traumzauberer ein echter Geheimtipp ist. Das Design der menschlichen Figuren ist zwar etwas langweilig, der üblichen CGI-Masse entnommen, die Animationen folgen den typischen Gummiball-Bewegungen, die in diesem Segment ständig zum Einsatz kommen. Dafür tobte man sich in der Traumwelt aus, die mit leichten Steampunk-Anleihen auch ein älteres Publikum zum Träumen bringt. Rein technisch gesehen geht die dänische Produktion ohnehin in Ordnung, gerade im Umfeld europäischer computergenerierter Animationsfilme, da sich Jensen und sein Team auf wenige Schauplätze konzentrieren, diesen dafür mehr Flair und Details verleihen. Wer also nach der langen Zwangspause im Kino wieder etwas Stoff für den Nachwuchs braucht, dieser hier ist auf jeden Fall zu empfehlen.

Credits

OT: „Drømmebyggerne“
Land: Dänemark
Jahr: 2020
Regie: Kim Hagen Jensen, Tonni Zinck
Drehbuch: Søren Grinderslev Hansen
Musik: Kristian Eidnes Andersen

Bilder

Trailer

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Ein Mädchen, das mit einer fiesen Stiefschwester zu kämpfen hat, entdeckt eine Parallelwelt, in der Träume fabriziert werden – was sie für ihre Zwecke nutzt. Der Ablauf der Geschichte ist nicht übermäßig originell, die Figuren schematisch gehalten. Doch „Mina und die Traumzauberer“ schafft es, sich mit Witz und einer ansprechenden Optik in die Gefühlswelt junger Menschen hineinzuversetzen und dabei prima zu unterhalten.
7
von 10