To Die For
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To Die For

Kritik

To Die For
„To Die For“ // Deutschland-Start: 14. Dezember 1995 (Kino) // 3. April 2020 (DVD)

Schon seit sie denken kann, weiß Suzanne Stone (Nicole Kidman) was sie will: Sie möchte im Fernsehen sein und bekannt sein. Hierfür ist sie bereit, alles zu tun und stellt ihr Leben in den Dienst dieses einen Ziels. So ist dann auch ihre Ehe mit Larry Maretto (Matt Dillon), Sohn eines reichen Restaurantbesitzers, weniger eine aus Liebe, sondern dient ihr mehr der finanziellen Absicherung ihrer Träume. Einen weiteren Schritt näher kommt sie diesen, als sie bei einem Lokalsender anfängt zu arbeiten und nach einigen Monaten zur Wetteransagerin gemacht wird. Doch Suzanne ist dies alles noch nicht gut genug und darüber hinaus wird ihr Larry und die Verbindung zu ihm immer mehr zu einem Klotz am Bein, will dieser doch mit ihr eine Familie gründen, was ihrer Karriere im Wege steht. Da kommt ihr gerade recht, dass sie zum Zwecke einer Dokumentation über Teenager und deren Leben, an der sie schon lange Zeit arbeitet, Jimmy (Joaquin Phoenix) und zwei seiner Freunde kennengelernt hat. Nachdem sie Jimmy verführt hat, will sie ihn dazu bringen, dass er ihr dabei hilft, Larry zu beseitigen.

Ein guter Mensch
Nachdem sich sein vorheriger Film Even Cowgirls Get the Blues zu einem kolossalen Flop entwickelt hatte, war To Die For für US-Regisseur Gus Van Sant nicht zuletzt eine Gelegenheit, das Vertrauen der Produzenten und der Zuschauer in ihn wiederherzustellen. Dieser basiert auf einem Roman von Schriftstellerin Joyce Maynard, die sich inspirieren ließ von der Biografie Pamela Smarts, einer Medienberaterin an einer High School, die zwei Schüler für ihren Plan gewinnen konnte, ihren Ehemann umzubringen. Die Medien stürzten sich auf den Fall und begleiteten den Prozessverlauf.

Innerhalb von Gus Van Sants Werk spielt die Auseinandersetzung mit den Medien sowie dem Konzept des Starkults immer wieder eine Rolle, wenn auch meist untergeordnet. Auch wenn sich Filme wie Last Days oder Milk mit Persönlichkeiten befassen, die viel mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sind die meisten Figuren in den Werken Van Sants doch im Kern Außenseiter der Gesellschaft, suchen bewusst diese sozialen Randbezirke aus als ihren Rückzugsort oder werden von ihrer Umwelt zu eben solchen Außenseitern gemacht. Gerade die Teenager, gespielt von Joaquin Phoenix, Alison Foland und Casey Affleck, erfüllen jene Kriterien in der Art, wie sie angelegt sind, aber auch wie sie die Kamera Eric Alan Edwards einfängt. Die im Zentrum der Handlung stehende Suzanne Stone nimmt innerhalb der Filmografie Van Sants eine Sonderposition ein, sucht sie doch mit narzisstischem Eifer jene Aufmerksamkeit und das Rampenlicht, das für sie einhergeht mit der Erfüllung des Amerikanischen Traums.

Vielleicht kann man als Vorlage für einen Charakter wie Suzanne Stone jenes Zitat Andy Warhols zur Rate ziehen, welches uns allen jene berühmten 15 Minuten Ruhm verspricht. Die Philosophie der Mediengesellschaft wird hier detailreich und schwarzhumorig bis zum Zynismus inszeniert, bekommt bisweilen gar prophetischen Charakter, erinnert die Dokumentation über Jugendliche, die Suzanne als ihr großes Sprungbrett zum Ruhm betrachtet, doch immer wieder an jene Docu-Fiction-Formate, wie sie heutzutage Alltag geworden sind im Fernsehen. Erst durch die Kamera erhält die Handlung und die Person eine Bedeutung sowie eine Aufmerksamkeit, die abseits dieser unmöglich ist. Sie macht uns, wie Suzanne dem Zuschauer versichert, zu einem „guten Menschen“.

Professionelle Medien
Im Skript geschrieben von Buck Henry, der zudem einen kurzen Auftritt im Film selbst hat, werden diese Themen auch formal berücksichtigt. So begegnen sich Larrys und Suzannes Eltern in einer Talkshow, in der sie sich über die tragischen Ereignisse austauschen oder es werden Zeugen vor der Kamera interviewt, die ihre Version der Geschichte erzählen. Insgesamt ist der Effekt dieser erzählerischen Mittel sehr nahe an der Art der Dokumentation, wie sie Suzanne inszeniert, aber verweist zudem stets darauf, wie diese Personen selbst Geschichten erzählen und sich darüber inszenieren, ihren Emotionen nicht nur Dramatik, sondern auch die so wichtige Bedeutung oder Tiefe verleihen.

Irgendwo zwischen diesen Geschichten und Bildern lässt sich eine Wahrheit erahnen, meint man einen Funken Authentizität zu erkennen. Doch gerade diese Konzepte interessieren in der Welt des Films niemanden mehr, erst recht nicht das kalte Auge der Kamera.

Credits

OT: „To Die For“
Land: USA, UK
Jahr: 1995
Regie: Gus Van Sant
Drehbuch: Buck Henry
Vorlage: Joyce Maynard
Musik: Danny Elfman
Kamera: Eric Alan Edwards
Besetzung: Nicole Kidman, Matt Dillon, Joaquin Phoenix, Alison Foland, Illeana Douglas, Casey Affleck

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
BAFTA Awards 1996 Beste Hauptdarstellerin Nicole Kidman Nominierung
Golden Globe Awards 1996 Beste Hauptdarstellerin – Musical oder Komödie Nicole Kidman Sieg

Filmfeste

Cannes 1995
Locarno 1995
Telluride Film Festival 1995
Toronto International Film Festival 1995
International Film Festival Rotterdam 1996

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„To Die For“ ist eine Mischung aus Thriller und Satire, ein bitter-ironischer Kommentar auf die Beziehung der Medien und der Zuschauer. In der Hauptrolle sticht Nicole Kidman als logische Konsequenz einer Gesellschaft hervor, die nicht mehr länger an Echtheit interessiert ist, sondern sich viel lieber durch die Kamera betrachtet und dafür bereit ist alles zu tun.
8
von 10