Burn Hell of a Night
© Splendid Film

Burn – Hell of a Night

Kritik

Burn Hell of a Night
„Burn – Hell of a Night“ // Deutschland-Start: 29. November 2018 (DVD/Blu-ray)

Für Melinda (Tilda Cobham-Hervey) gibt es nur die Arbeit an der Tankstelle. Dort kann sie Leute treffen, von ihnen insgeheim träumen, bekommt ein bisschen Aufmerksamkeit – und sei es nur, weil sie an der Kasse steht. Ihre Kollegin Sheila (Suki Waterhouse) ist da ganz anders. Sie ist selbstbewusst und schön, hat keine Probleme damit, andere Leute einfach so abzuweisen oder sie sogar fertigzumachen. Darunter eben auch Melinda. Als eines Nachts Billy (Josh Hutcherson) auftaucht, um die Tankstelle auszurauben, könnten die Reaktionen auch nicht unterschiedlicher sein. Während Sheila auf Konfrontationskurs geht, ist Melinda überaus zuvorkommend – schließlich ist der Fremde ihre Möglichkeit, das alles hinter sich zu lassen …

Tankstellen kommt in Genrefilmen oft eine größere Bedeutung zu. Sie können der Ort sein, an dem die Protagonisten und Protagonistinnen Hilfe suchen, wenn sie in Schwierigkeiten sind. Manchmal tauchen sie dort zu Beginn der Geschichte auf, verbunden mit Hinweisen an das Publikum, dass in der Gegend etwas nicht stimmt – zuletzt beispielsweise in Traffik. Und natürlich sind Überfälle auf Tankstellen immer ein beliebtes Mittel, um die Handlung in Gang zu bringen. Die Tankstellen sind dabei jedoch, egal wie sie nun eingesetzt werden, praktisch immer nur Zwischenstation. Länger hält sich dort eigentlich niemand auf. Warum auch? Dort gibt es ja nichts.

Das Leben ist irgendwo da draußen
Bei Burn – Hell of a Night ist das anders. Die Eintönigkeit des Ortes und die mangelnden Optionen werden hier nicht nur angenommen, sondern ausdrücklich genutzt. Von Anfang an wird den Zuschauern und Zuschauerinnen vor Augen geführt, dass die Tankstelle eine Sackgasse ist, aus der man so schnell wie möglich wieder verschwinden möchte. Bis auf Melinda. Auch sie träumt davon, diesen trostlosen Schauplatz zu verlassen. Gleichzeitig ist er alles, was sie hat. Ein Privatleben, das sich irgendwo da draußen abspielt, scheint ihr nicht vergönnt zu sein. Wir erfahren so gar nichts über sie und ihren Hintergrund, abgesehen von ihrer Schwärmerei für einen Polizisten (Harry Shum Jr.).

Und doch ist sie der Mittelpunkt der Geschichte. Regisseur und Drehbuchautor Mike Gan macht von Anfang an klar, dass Melinda bei aller Freundlichkeit und trotz ihres zuvorkommenden Wesens eine dunklere Seite an sich hat. Während Sheila und Billy ziemlich gerade heraus sind, in ihren jeweiligen Anliegen dadurch schön berechenbar, kommt durch Melinda ein unkalkulierbarer Faktor hinzu. Dass sie die Situation nutzen wird, um endlich auch mal ein Leben zu bekommen, das ist zwar schnell erkannt. Nicht aber, welche Mittel sie dazu einsetzen wird und wie weit sie bereit ist zu gehen.

Ein enger Raum mit vielen Möglichkeiten
Trotz des begrenzten Schauplatzes ist Burn – Hell of a Night daher durchaus spannend. Die Tankstelle ist hier nicht allein Rückzugsort, sondern vielmehr eine Mischung aus Gefängnis und Arena, in der mal der eine, mal die andere die Oberhand hat. Mal wird offen gekämpft, dann wieder intrigiert, während die Ereignisse nach und nach eskalieren. Das funktioniert auch dank Tilda Cobham-Hervey (52 Tuesdays, Hotel Mumbai) gut, da sie mit einer Mischung aus Unschuld und Naivität zur Sache geht, dabei aber auch seltsam, geradezu unheimlich ist. Ein Mensch, der dir im einen Moment einen Kaffee einschenkt, nur um dir im nächsten in den Rücken zu stechen.

Aber auch sie kann nicht ganz verhindern, dass dem Film nach etwa zwei Dritteln ein wenig die Luft ausgeht. Zwar eskalieren die Ereignisse immer weiter, an brenzligen Situationen mangelt es nicht. Das wird jedoch eher ermüdend als wirklich spannend, da helfen auch ein paar Tricks von Gan nicht, um noch neue Elemente ins Spiel zu bringen. Da wird insgesamt zu wenig aus den Konstellationen herausgeholt. Und natürlich muss man sich damit abfinden können, dass Teile der Geschichte vorhersehbar sind, andere dafür unglaubwürdig. Insgesamt überwiegt bei Burn – Hell of a Night aber der Spaßfaktor. Wer also mal wieder in der Stimmung für einen kleinen Kammerspiel-Thriller ist, der kann es durchaus mit diesem hier versuchen.

Credits

OT: „Burn“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: Mike Gan
Drehbuch: Mike Gan
Musik: Ceiri Torjussen
Kamera: Jon Keng
Besetzung: Tilda Cobham-Hervey, Josh Hutcherson, Suki Waterhouse, Harry Shum Jr., Shiloh Fernandez

Bilder

Trailer

Kaufen/Streamen

Bei den Amazon-Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.



(Anzeige)

In „Burn – Hell of a Night“ wird eine nächtliche Begegnung an einer Tankstelle zu einem einschneiden Ereignis für alle Beteiligten. Der kammerspielartige Thriller gefällt dabei durch eine undurchschaubare Protagonistin und langsam eskalierende Ereignisse, welche neugierig machen, was noch alles passieren mag. Ganz bis zum Schluss hält der Film die Spannung aber nicht durch, da fehlten dem Konzept dann doch die Ideen.
6
von 10