The Bay
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The Bay – Staffel 1

Kritik

„The Bay – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 13. März 2020 (TV) // 20. März 2020 (DVD)

Der Fall ist knifflig für Lisa Armstrong (Morven Christie). Als wäre es nicht auch so schon traurig genug, dass zwei Zwillingsschwestern im Teenagealter verschwunden sind und man von dem Schlimmsten ausgehen muss, stellt sie fest, dass sie die Nacht zuvor mit deren Stiefvater Sean (Jonas Armstrong) ein One-Night-Stand hatte – wovon niemand etwas erfahren darf, zumal er auch noch einer der Tatverdächtigen ist. Dabei ist er jedoch nicht der einzige, bald traut schon keiner mehr dem anderen über den Weg. Und während Lisa die schwierige Balance aus Ermittlung und Vertuschung aufrechterhält, droht ihr auch privat mit ihren beiden Kindern Ärger …

Und der Mörder ist immer der … wer noch mal? Nicht nur das deutsche Fernsehen vertraut im großen Maße auf Filme und Serien, in denen Polizisten, Detektive oder alternative Ermittler Verbrechern auf der Spur sind. Auch England hat natürlich eine lange Tradition als Krimination, hat uns mit Sherlock Holmes, Miss Marple und Hercule Poirot einige der bedeutendsten Figuren aller Zeiten beschert. Und auch wenn vergleichbare Legenden in den letzten Jahren kaum mehr die Bühne betraten, Serien wie Broadchurch erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit.

Langsam ans Ziel
Mit Letzterer wird The Bay besonders gern verglichen, welche vor knapp einem Jahr in Großbritannien lief und nun auch das deutsche Fernsehen erreicht. In beiden Fällen geht es um eine englische Kleinstadt, in der ein Verbrechen geschehen ist, welches ein neu zusammengewürfeltes Duo mit großen Anfangsschwierigkeiten gemeinsam lösen muss. Ebenfalls gemeinsam ist den zwei Serien, dass – im Gegensatz zur klassischen Krimiserie – nur ein einziger Fall behandelt wird, über mehrere Folgen hinweg. Das Tempo ist dadurch eher gemächlich, gerade auch im Vergleich zu US-Kollegen, wo der Actionteil traditionell höher ist.

Action braucht man in The Bay nicht zu suchen. Hier wird in erster Linie gemütlich durch die Gegend geschlendert, sofern man nicht über die eigenen Füße stolpert. Die Ermittlungen erfolgen weitestgehend durch Befragungen, mal offizielle, mal weniger offizielle. Tatsächlich zielführend sind die aber nur manchmal. Auch das mit der Kompetenz ist hier so eine Sache, da mangelt es dem Duo sowohl in Hinblick auf Professionalität wie auch zwischenmenschliche Expertise ein wenig. „Wir tun, was wir können“, sagt Lisa an einer Stelle, was für das gegenüber nicht genug ist. Für das Publikum auch nicht unbedingt.

Ja, das kenn ich …
Das eher geringe Tempo kann man als angenehm empfinden, zumal das zwischenmenschliche Drama immer wieder Zeit einfordert. Oder als etwas anstrengend: Mit sechs Folgen à 45 Minuten ist The Bay eigentlich nicht besonders lang. Und doch dürften selbst geduldigere Zuschauer und Zuschauerinnen sich zwischendurch fragen, ob das nicht alles ein bisschen schneller hätte gehen können. Das größere Problem ist aber, dass vieles an der Serie doch eher generisch wirkt. Egal ob es nun die Konflikte innerhalb des Duos sind oder die privaten Verwerfungen, ohne die hier kaum jemand auskommt, da ist nichts dabei, das mal ein bisschen Eigensinn oder Persönlichkeit beweist. Business as usual heißt die Devise.

Das muss einen nicht zwangsweise stören. Wer sich von The Bay gar nicht mehr erwartet als ein bisschen gediegenes Rätselraten auf dem heimischen Sofa, ohne sich dabei in irgendeiner Form fordern lassen zu müssen, für den ist das hier gar nicht so verkehrt. Auch wenn die Serie nicht genug macht, um innerhalb des überlaufenen Genres von sich reden machen zu lassen, es ist doch immerhin solide, was die Briten hier vorweisen. Sympathische oder interessante Figuren sind dabei jedoch rar gesät. Auch das Mitzittern bei den verschwundenen Jugendlichen hält sich in Grenzen, da wir zu wenig über die erfahren.

Credits

OT: „The Bay“
Land: UK
Jahr: 2019
Regie: Lee Haven Jones, Robert Quinn
Drehbuch: Daragh Carville
Musik: Samuel Sim
Kamera: Ryan Kernaghan
Besetzung: Morven Christie, Jonas Armstrong, Matthew McNulty, Daniel Ryan, Taheen Modak, Chanel Cresswell

Bilder

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In „The Bay“ suchen zwei Ermittler in einer englischen Kleinstadt nach zwei verschwundenen Jugendlichen. Das Tempo ist gemächlich, statt großer Action gibt es mehr zwischenmenschliches Drama. Das ist insgesamt ordentlich, auch wenn es der Krimiserie an Persönlichkeit und Einfällen mangelt.
6
von 10