Das Gesetz sind wir
© ZDF/Michael Ihle

Das Gesetz sind wir

Kritik

Das Gesetz sind wir
„Das Gesetz sind wir“ // Deutschland-Start: 25. März 2020 (TV)

Maja Witt (Julia Koschitz) und Klaus Burck (Aljoscha Stadelmann) sind seit Jahren schon ein eingespieltes Team, sorgen als Polizisten in Bremen für Recht und Ordnung. Zumindest versuchen sie das. Immer wieder werden ihnen dabei jedoch ihre Grenzen aufgezeigt. So kommen Verbrecher gleich wieder auf den freien Fuß, sie selbst bekommen so gar keinen Respekt. Als dann bei einem Einsatz der arrogante Jugendliche Ahmed Issa (Rauand Taleb) auch noch Klaus anspuckt, geht das endgültig zu weit: Die beiden schlagen zurück und beginnen das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen, jedes Mittel ist ihnen recht. Doch die Gegenseite schaut nicht untätig zu …

In Filmen und Serien sind die Polizisten meistens die Helden, logisch, sie müssen ja auch die bösen Verbrecher schnappen, damit alles ein schönes Happy End hat. Dann und wann begegnet man aber auch äußerst korrupten Vertretern, wie in jedem anderen Beruf auch. Aber selbst dann ist meistens jemand zur Stelle, der das Gesetz nicht nur als Verkleidung nimmt, um sich zu bereichern, der polizeiinterne Kampf hat eine lange Tradition, gerade bei amerikanischen Geschichtenerzählern. Und dann wären da noch die Fälle, bei denen man gar nicht so genau sagen kann, wer denn nun eigentlich die Guten und wer die Bösen sind, wenn im Alltag der Verbrechensbekämpfung die Grenzen schnell verschwimmen.

Aus Gut wird … na ja
Das Gesetz sind wir
 erzählt von einer solchen diffizilen Gratwanderung. Eigentlich sind Maja und Klaus ja die Guten. So sagen es die anderen, weniger guten. So können wir aber auch gleich zu Beginn sehen, wenn der TV-Film das Duo als manchmal etwas sarkastisches, aber durchaus regelbedachtes Team zeigt, das alles richtig machen will. Bis es nicht mehr geht. Denn irgendwann reißt selbst dem Gutmütigsten der Geduldsfaden, wenn die andere Seite auf alles spuckt, wofür man steht – wortwörtlich –, einen demütigt und verspottet und dann auch noch die Nerven hat, sich selbst als ein Opfer präsentieren zu wollen. Die Grenzüberschreitung, so falsch sie auch ist, sie wird zu einem Guilty Pleasure, für den Betroffenen wie auch das Publikum.

Doch was nun? Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt machte aus dieser unangenehmen Situation eine brisante Mischung aus Krimi, Thriller und Komödie. Denn was passiert, wenn sich Verbrecher und Polizei gegenseitig bekämpfen, dabei keiner mehr auf Regeln wert legt? Eben, das weiß keiner so recht. Die Spannung von Das Gesetz sind wir liegt darin, dass die Ereignisse so schnell eskalieren, dass man kaum noch hinterherkommt. Ist erst einmal der Damm gebrochen, kriegt man ihn so bald nicht wieder zusammengeflickt. Das erinnert etwas an das französische Thrillerdrama Die Wütenden – Les Misérables, wo ebenfalls die Polizei Gesetze bricht, um Schlimmeres zu verhindern. Der Unterschied: Bei den Deutschen ist das alles immer etwas überzogen, soll gleichzeitig auch Spaß machen.

Irgendwo zwischen Witz und Ernst
Wobei der Spagat aus Humor und Schrecken nicht immer so ganz funktioniert. Für eine reine Komödie sind die witzigen Momente zu selten. Als tatsächliches Porträt zweier Polizisten, die immer tiefer in den Abgrund geraten, ist Das Gesetz sind wir aber auch nicht zu gebrauchen, da hierfür manches dann doch zu bewusst skurril ist. Man trifft sich also irgendwo in der Mitte und wird damit beidem nicht so ganz gerecht: Der Mix ist weder komisch noch real genug, schlingert unschlüssig zwischen den zwei Polen. Das ist natürlich Teil des Konzepts, erlaubt außerdem, die Ambivalenz der Beteiligten beizubehalten.

Aber es führt dazu, dass Das Gesetz sind wir letztendlich nicht mehr als ein netter Spaß ist. Zum Zeitvertreib reicht der Beitrag vom Filmfest Hamburg 2019 natürlich schon, zumal er genug Abwechslung bietet im Vergleich zum Krimi-Einerlei, das jede Woche auf deutschen Fernsehern läuft. Ein bisschen Diskussionspotenzial hat der Film auch, wenn man über die Grenzen des Erlaubten, aber auch des Zumutbaren nachdenkt. Doch so schnell die Veränderung über die beiden „Helden“ einbrach, so schnell ist der Spuk auch schon wieder vorbei, ohne nennenswerte Spuren hinterlassen zu haben.

Credits

OT: „Das Gesetz sind wir“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Markus Imboden
Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
Musik: Florian Tessloff
Kamera: Michael Wiesweg
Besetzung: Julia Koschitz, Aljoscha Stadelmann, Bernadette Heerwagen, Michael Wittenborn, Kais Setti, Rauand Taleb, Hendrik Heutmann

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Ein Polizei-Duo wagt nach einem unangenehmen Zwischenfall den Tabubruch und beschließt, das Gesetz in Zukunft selbst zu missachten. Das eskaliert so schnell, dass man neugierig ist, worauf das alles hinauslaufen wird. „Das Gesetz sind wir“ kann sich aber nicht entscheiden, ob die Ereignisse ernst oder humorvoll sein sollen, weshalb es am Ende nur für einen netten Spaß für zwischendurch reicht.
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von 10