Suicide Kings
© Turbine

Suicide Kings

Kritik

„Suicide Kings“
„Suicide Kings“ // Deutschland-Start: 21. Februar 2020 (Mediabook)

Für Gangsterboss Charlie Barret (Christopher Walken) soll es ein Abend wie jeder anderer sein: Er geht in sein Lieblingslokal, nimmt eine Mahlzeit und ein paar Drinks zu sich und geht dann nach Hause. So ahnt er auch nichts Böses, als er drei junge Männer, Max (Sean Patrick Flanery), Avery (Henry Thomas) und Brett (Jay Mohr), an seinem Stammtisch vorfindet, die zunächst erschrocken reagieren, als sie sehen, wessen Tisch sie da in Anspruch nehmen, doch Charlie nach und nach in eine lockere Unterhaltung verstricken. Zuletzt überreden sie ihn gar dazu, mit ihnen durch die Kneipen zu ziehen, doch in ihrem Auto überwältigen sie Charlie nach einem langen Kampf und betäuben ihn. Als Charlie wieder zu sich kommt, befindet er sich in einer luxuriös eingerichteten Villa und die Gruppe, ergänzt durch den angehenden Mediziner T.K. (Jeremy Sisto) erklärt ihm, man habe ihn entführt, da sie sich durch seine Kontakte zur Unterwelt versprechen, die ebenfalls entführte Elise, Averys Schwester, zurück von den Entführern zu bekommen. Charlie soll dabei über seine Kontakte das Lösegeld von zwei Millionen Dollar auftreiben sowie die Übergabe des Geldes und der Geisel organisieren. Um ihm eine zusätzliche Motivation zu geben, drohen sie, ihm die gleiche Behandlung widerfahren zu lassen wie Elises Entführer es mit ihrer Geisel machen. Jedoch ist Charlie alles andere als wehrlos und kann, obwohl er an einen Stuhl gefesselt ist, mit der Zeit die ersten Risse in der Gemeinschaft seiner Kidnapper orten sowie zu seinem Vorteil nutzen.

Machtspiele
Nach einer Karriere, die mit dem Drehen von Werbespots und zahlreichen Arbeiten für US-amerikanische Fernsehen begann, wollte Peter O’Fallon, wie er im Interview zu Suicide Kings verrät, unbedingt einen Spielfilm fürs Kino drehen. Das Skript zu Suicide Kings, welches O’Fallon zunächst annahm, ohne es gelesen zu haben, basiert auf einer Kurzgeschichte mit dem Titel The Hostage aus der Feder Don Stanfords, von der sich aber das Skript bzw. der Film nach einiger Zeit verabschiedet und eigene Wege geht. Diese Bemühungen stießen auf wenig Gegenliebe bei Zuschauern und Kritikern, die den Film verrissen und ihn zu einem Flop des Kinojahres 1998 machten.

Dennoch sollte man sich von derlei Fakten nicht blenden lassen, denn es gibt einen Grund, warum der Film heutzutage in der Rezeption der Zuschauer wesentlich besser wegkommt. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei die darstellerische Leistung von Christopher Walken, der einmal mehr sein großes Talent beweist, wenn er nur durch minimale Gesten eine maximale Wirkung erzeugt. Anders als die zahlreichen Schauspieler, die in der Vergangenheit Gangsterbosse verkörperten – viele von ihnen werden in den vielen selbstreferentiellen Dialogen des Films genannt –, definiert sich der Nimbus eines Charlie Barrets (oder Carlo Bartolucci) nicht durch Waffen oder offene Drohungen, sondern sein Charisma sowie seine rhetorischen Talente. Zwar ist seine Figur gefesselt für die meiste Zeit, doch immer wieder hat man das Gefühl, dass er eigentlich die Fäden zieht, was vielen Szenen eine interessante Dynamik verleiht.

Entführung unter Freunden
Innerhalb dieser Figurenanordnung kommt Walkens Figur bisweilen fast schon eine Ermittlerrolle zu, ahnt er doch schon früh, dass sich unter den Kidnappern jemand befindet, der ein doppeltes Spiel führt und zumindest teilweise für die Entführung Elises verantwortlich ist. Die Kamera Christoper Baffas reduziert dabei immer weiter die Räume, die Bewegungsfreiheit der Figuren, die ironischerweise „gefesselter“ wirken als ihr Opfer, das sie mit der Zeit immer wieder gegeneinander ausspielt. Durch geschickte Inszenierung der Räumlichkeiten innerhalb der Villa werden die Verdachtsmomente, die Risse in der Freundschaft und bisweilen sogar die Paranoia deutlich, in dessen Mitte sich der fies grinsende Puppenspieler befindet, der alles kontrolliert, aber dabei an einen Stuhl gefesselt ist.

Credits

OT: „Suicide Kings“
Land: USA
Jahr: 1997
Regie: Peter O’Fallon
Drehbuch: Josh McKinney, Gina Goldman, Wayne Rice
Vorlage: Don Stanford
Musik: Graeme Revell
Kamera: Christopher Baffa
Besetzung: Christopher Walken, Denis Leary, Sean Patrick Flanery, Johnny Galecki, Jay Mohr, Jeremy Sisto, Henry Thomas

Bilder

Trailer

Kaufen

Bei den Amazon-Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.



(Anzeige)

„Suicide Kings“ ist ein vergnüglicher, clever inszenierter Film, der sich vor allem durch einen überragenden Christopher Walken in der Hauptrolle auszeichnet. Vor allem die Wortgefechte sowie der Minimalismus der Inszenierung zeigen, dass „Suicide Kings“ eine Sichtung wert ist und einen gelungenen Heimkinoabend garantieren kann.
7
von 10